Marokko und die Europäische Union haben am Freitag in Brüssel den Austausch von Schreiben zur Änderung des bilateralen Landwirtschaftsabkommens unterzeichnet. Das Abkommen, das sofort vorläufig in Kraft tritt, schließt nun auch landwirtschaftliche Produkte aus den marokkanischen Südprovinzen ein.
Von marokkanischer Seite unterzeichnete Ahmed Réda Chami, Botschafter des Königreichs bei der EU. Das Abkommen gilt, bis die internen Verfahren beider Seiten vollständig abgeschlossen sind.
Gleiche Marktbedingungen für Produkte aus der marokkanischen Sahara
Das Landwirtschaftsabkommen stellt klar, dass Produkte aus den Regionen Laâyoune-Sakiat el Hamra und Dakhla-Oued Eddahab die gleichen Präferenzbedingungen beim Zugang zum EU-Markt erhalten wie Produkte aus dem übrigen Marokko.
Monsieur le Ministre Nasser Bourita: “L’accord agricole Maroc-Union Européenne amendé, confirme l’application aux Provinces du Sud des tarifs préférentiels accordés par l’UE au titre de l’Accord d’Association avec le Royaume du Maroc”
— Maroc Diplomatie 🇲🇦 (@MarocDiplomatie) October 2, 2025
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Außenminister Nasser Bourita erklärte in Rabat: „Die Bedingungen des Marktzugangs, die für Produkte aus dem Norden gelten, finden auch auf die Produkte aus dem marokkanischen Sahara Anwendung.“ Er betonte, dass das Abkommen im Einklang mit den Grundlagen der marokkanischen Position stehe. Es stellt eine Fortsetzung der Philosophie des 2018 unterzeichneten Briefwechsels dar.
EU führt neue Regelung für Herkunftskennzeichnung aus Marokko ein

Das Abkommen enthält technische Anpassungen, die den Zugang von Produkten erleichtern und deren Vermarktung auf dem europäischen Markt stärken sollen. Dazu gehört insbesondere ein verpflichtendes Etikett, das die Herkunftsregionen der Südprovinzen ausweist. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen künftig erkennen können, ob die Produkte aus Laâyoune-Sakiat el Hamra oder Dakhla-Oued Eddahab stammen.
Die Maßnahme folgt einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 4. Oktober 2024, das eine eindeutige Herkunftskennzeichnung von Produkten aus der Region gefordert hatte.
Wirtschaftliche und politische Dimension
Marokko ist laut L’Opinion der wichtigste Handelspartner der EU in Afrika und in der arabischen Welt. Das geänderte Abkommen soll den Beitrag des Agrarsektors zum nationalen Bruttoinlandsprodukt stärken. Ebenso soll es Beschäftigung sichern und Investitionen fördern – insbesondere in den Südprovinzen.
Die Unterzeichnung wird als Ausdruck des gemeinsamen Willens beider Seiten gewertet, die bestehende Partnerschaft zu vertiefen. Zudem sollen sie eine strukturiertere Zusammenarbeit mit Brüssel aufbauen. Das Abkommen könnte auch die Grundlage für eine breitere strategische Partnerschaft bilden.
Reaktionen und Kontroversen
Wie Yabiladi.com berichtet, stieß das Abkommen in Spanien auf Kritik. Einige politische Parteien und landwirtschaftliche Verbände mit Nähe zur Polisario-Front äußerten Protest. Die Führung der Polisario selbst hat bislang keine offizielle Stellungnahme abgegeben.
Gleichzeitig wiesen diplomatische Quellen gegenüber Europa Press darauf hin, dass die EU-Mitgliedstaaten den Vorschlag der Kommission zur Änderung des Abkommens bereits gebilligt hätten.