Seit seiner Wiederwahl im Jahr 2021 hat Präsident Faustin-Archange Touadéra mehrere außen- und sicherheitspolitische Fortschritte erzielt. 2024 hob der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen das Waffenembargo gegen die Streitkräfte der Zentralafrikanischen Republik (FACA) auf, und der Kimberley Process beendete die Suspendierung des Diamantenexports.
Touadéra, lange als Staatschef eines fragilen Landes betrachtet, übernahm 2023 die Rolle des Vermittlers der Wirtschaftsgemeinschaft Zentralafrikanischer Staaten (CEEAC) in der Krise in Gabun. Im militärischen Bereich wurden Rebellengruppen der Coalition des Patriotes pour le Changement (CPC) nach ihrem gescheiterten Putschversuch 2021 zurückgedrängt – mit Unterstützung von russischen Wagner-Söldnern und ruandischen Truppen.
Politischer Kontext vor den Wahlen 2025
Im Dezember 2025 stehen lokale, legislative und präsidiale Wahlen an. Trotz der verbesserten Sicherheitslage bleiben zentrale Herausforderungen bestehen. Laut dem Institute for Security Studies (ISS) gelingt es der Regierung weiterhin nicht, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen, insbesondere in den nordöstlichen Präfekturen Vakaga und Bamingui-Bangoran. Dort haben Marginalisierung und fehlende staatliche Präsenz seit Jahren bewaffnete Aufstände begünstigt.
If the positioning of external powers toward the country changed, the #CAR’s governance weaknesses could prove fatal.
— ISS (@issafrica) September 15, 2025
ISS Today by Dr Romain Esmenjaud https://t.co/U8lqGFXMNn
Zudem kritisiert die Zivilgesellschaft die Verwaltung der Rohstoff- und Energiesektoren. Wirtschaftliche Gewinne konzentrieren sich in den Händen weniger Regierungs- und Sicherheitsakteure. Mit der Verfassungsänderung vom Juli 2023 wurde Touadéra die Kandidatur für eine dritte Amtszeit ermöglicht. Die Opposition lehnt diese ab, verweigert die Teilnahme an den Dezember-Wahlen und wirft den Institutionen Parteilichkeit vor. Am 4. April demonstrierten in Bangui über 1.000 Menschen gegen eine dritte Amtszeit des Präsidenten.
Aufstand der Azandé-Milizen
Parallel zur politischen Krise verschärfen sich Spannungen im Südosten des Landes. Nach Angaben von Corbeau News Centrafrique haben sich seit September 2024 rund 200 Azandé-Milizen, die ursprünglich von Wagner-Söldnern ausgebildet und offiziell in die FACA integriert worden waren, gegen ihre ehemaligen Verbündeten gestellt.

Die Rebellen begründen ihren Bruch mit der Festnahme eigener Anführer, fehlender Teilhabe an Ressourcen sowie Übergriffen durch russische Kämpfer. Ende April 2025 eskalierten die Auseinandersetzungen: In Koumboli kam es zu Angriffen auf FACA-Soldaten, anschließend folgten mehrtägige Gefechte in Zemio. Trotz Unterstützung durch russische Hubschrauber und nepalesische Blauhelme der MINUSCA blieb die Stadt geteilt. Während die eine Hälfte von FACA, russischen Söldnern und UN-Kräften kontrolliert wird, halten die Azandé-Milizen weiterhin eigene Sektoren.
Regionale und internationale Dynamiken
Touadéra profitiert von der geopolitischen Konkurrenz externer Partner. Während Russland und Ruanda sicherheitspolitische Rückendeckung leisten, bleibt der Westen trotz Kritik an der Wagner-Präsenz ein wichtiger Geldgeber. Laut ISS könnte diese Abhängigkeit jedoch riskant sein: Sollten sich internationale Allianzen verändern, würden die strukturellen Defizite in Regierungsführung und staatlicher Stabilität erneut offenkundig.