Eine Mission des Internationalen Währungsfonds (IWF) unter Leitung von Constant Lonkeng hat vom 4. bis 10. September 2025 in Antananarivo die wirtschaftliche Situation Madagaskars bewertet. Nach Angaben des IWF überstiegen die Ausgabeverpflichtungen im ersten Halbjahr die Steuereinnahmen. Um das Budget einzuhalten, setzen die Behörden nun Notfallpläne um. Parallel dazu wird am Haushaltsplan 2026 gearbeitet, bei dem die Mobilisierung inländischer Einnahmen im Mittelpunkt steht.
Makroökonomische Herausforderungen
Die Wirtschaft des Landes steht unter Druck. „Schwere Schocks in diesem Jahr belasten den makroökonomischen Ausblick“, erklärte Lonkeng in einer Mitteilung des IWF. Technische Probleme im Bergbausektor verstärken externe Belastungen. Zwar befindet sich die Inflation auf einem rückläufigen Kurs, sie lag im Juli 2025 jedoch noch bei 7,9 Prozent im Jahresvergleich.
From today's press briefing: I announced management travel, highlighted the Michel Camdessus lecture on Sept 18, and answered questions on Argentina, Egypt, Ghana, Japan, Lebanon, Senegal, Thailand, Ukraine and more: https://t.co/cPB949ztgP
— Julie Kozack, IMF (@IMFSpokesperson) September 11, 2025
Zudem hatte Madagaskar im Jahresverlauf hochrangige internationale Veranstaltungen ausgerichtet, darunter den Gipfel der Indischen-Ozean-Kommission (IOC) und das Treffen der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC), die sich teilweise auf die Wirtschaft ausgewirkt haben.
Strukturelle Reformen und Antikorruptionsstrategie
Die Regierung veröffentlichte ein Dekret zur Umsetzung des institutionellen Rahmens der nationalen Antikorruptionsstrategie 2025–2030. Zudem prüft sie Empfehlungen aus einer Governance-Diagnose des IWF. Laut Mitteilung setzen die Behörden weiterhin die monatliche automatische Anpassung der Treibstoffpreise um und finalisieren eine nationale Klimafinanzierungsstrategie.
🇲🇬 Les services du FMI achèvent leur visite à Madagascar. https://t.co/ag2c5t8IgT pic.twitter.com/xStoEtC82L
— FMIactualites (@FMIactualites) September 12, 2025
Der IWF hatte im Juni 2024 eine Vereinbarung über eine Extended Credit Facility (ECF) sowie eine Resilience and Sustainability Facility (RSF) für Madagaskar beschlossen. Die zweiten Überprüfungen dieser Programme wurden im Juli 2025 abgeschlossen. Die nächste Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung und Reformfortschritte soll im Rahmen der dritten Überprüfungen stattfinden. Hierfür plant das IWF-Team eine Rückkehr nach Antananarivo noch in diesem Jahr.
Politische Gespräche und Austausch mit Wirtschaft
Während der Mission traf sich das IWF-Team mit Präsident Andry Rajoelina, Premierminister Christian Ntsay, Justizminister Benjamin Rakotomandimby, Finanz- und Wirtschaftsministerin Rindra Rabarinirinarison sowie dem Gouverneur der Zentralbank Aivo Andrianarivelo. Darüber hinaus fanden Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern des Privatsektors, darunter Banken und Unternehmen der Textilindustrie, sowie mit internationalen Entwicklungspartnern statt.