Öl: Angolas Wirtschaft schwächelt

Die angolanische Wirtschaft steht im ersten Halbjahr 2025 erneut unter dem Einfluss rückläufiger Öleinnahmen. Nach Angaben des Wirtschaftsportals Expansão sanken die Exporte zwischen Januar und Juni um 18 Prozent auf 15,1 Milliarden US-Dollar. Im gleichen Zeitraum stiegen die Importe um 13 Prozent auf 7,3 Milliarden US-Dollar. Der Überschuss der Handelsbilanz schrumpfte damit um 52 Prozent auf 7,9 Milliarden US-Dollar.

Rückgang der Ölexporte als Hauptursache

Die Entwicklung ist vor allem auf die sinkende Ölproduktion zurückzuführen. Angola exportierte im ersten Halbjahr 21,3 Millionen Barrel weniger als im Vorjahr und erzielte einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 71 US-Dollar pro Barrel, rund elf US-Dollar weniger als im Vergleichszeitraum 2024. Insgesamt sank die Öl- und Gasausfuhr auf 14,0 Milliarden US-Dollar, nach 17,3 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.

Besonders betroffen ist der Handel mit den wichtigsten Abnehmerländern. Chinas Ölimporte aus Angola gingen um 13 Prozent zurück, was einem Minus von 1,1 Milliarden US-Dollar entspricht. Auch Spanien (-67 Prozent), Indien (-29 Prozent), Frankreich, Brasilien und die USA reduzierten ihre Einkäufe deutlich. Zusammengenommen importierten diese sechs Staaten um 3,7 Milliarden US-Dollar weniger angolanisches Öl.

Im Gegensatz dazu legten die Gasexporte um 488 Millionen US-Dollar auf 1,5 Milliarden zu. Der Diamantensektor erzielte einen Zuwachs von 14 Prozent und erreichte Exporteinnahmen von 808 Millionen US-Dollar, während die diversifizierten Nicht-Öl-Sektoren, einschließlich Landwirtschaft und verarbeitender Industrie, um 21 Prozent einbrachen.

Steigende Importe belasten zusätzlich

Parallel zum Rückgang der Exporte verzeichnete Angola höhere Importausgaben. Vor allem Maschinen und Ausrüstungen (+339,8 Millionen US-Dollar), Baumaterialien (+221,2 Millionen), Chemikalien und Pharmazeutika (+146,7 Millionen) sowie Luftfahrzeuge und Schiffe (+125,1 Millionen) trugen zum Anstieg bei. Nahrungsmittelimporte stiegen um 108 Millionen auf 1,1 Milliarden US-Dollar. Ein Rückgang zeigte sich lediglich beim Import von Treibstoffen (-341 Millionen US-Dollar).

Wirtschaftswachstum verliert Dynamik

Das schwächere Exportvolumen wirkte sich unmittelbar auf die Gesamtwirtschaft aus. Laut den nationalen Statistikbehörden wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Halbjahr um 2,3 Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte die Wirtschaft noch um 5,6 Prozent zugelegt. Damit liegt das Wachstum unterhalb der Bevölkerungsentwicklung, die im Schnitt bei 3,0 Prozent jährlich veranschlagt wird.

Die Ölproduktion fiel im ersten Halbjahr auf durchschnittlich 1,028 Millionen Barrel pro Tag, ein Rückgang von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Juli sank die Fördermenge sogar erstmals seit über zwei Jahren unter die Marke von einer Million Barrel pro Tag. Der Rückgang wird auf mangelnde Investitionen und die Alterung bestehender Ölfelder zurückgeführt.

Entwicklung außerhalb des Ölsektors

Trotz der Abhängigkeit vom Ölsektor verzeichneten mehrere nicht-ölbasierte Bereiche ein starkes Wachstum. Besonders dynamisch entwickelten sich die Informations- und Kommunikationsdienste (+32 Prozent) sowie die Förderung von Diamanten und Metallerzen (+26,3 Prozent). Auch der Handel legte mit +7,7 Prozent zu. Weitere Zuwächse gab es in Fischerei (+5,9 Prozent), verarbeitender Industrie (+4,1 Prozent) sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe (+3,9 Prozent).

Bauwirtschaft (+3,8 Prozent), Strom- und Wasserversorgung (+3,4 Prozent) sowie Landwirtschaft (+3,3 Prozent) verzeichneten hingegen nur moderate Steigerungen. Der Finanz- und Versicherungssektor war mit -1,7 Prozent der einzige Bereich mit negativem Ergebnis.

Strukturelle Abhängigkeit bleibt bestehen

Obwohl der Anteil der Öl- und Gaswirtschaft am Bruttoinlandsprodukt nach einer methodischen Anpassung von 28,6 Prozent (2024) auf 19,5 Prozent (2025) zurückging, bleibt der Sektor für 95 Prozent der Exporteinnahmen verantwortlich und dominiert damit weiterhin die angolanische Volkswirtschaft.

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