UN-Generalsekretär beschreibt “Albtraum der Gewalt” im Sicherheitsrat

Der UN-Generalsekretär António Guterres zeichnete im Sicherheitsrat ein düsteres Bild der Lage in Sudan, wo 18 Monate nach Beginn des Konflikts knapp 25 Millionen Menschen auf humanitäre Unterstützung angewiesen sind.

25 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen

„Das Leid wächst täglich“, sagte Guterres vor den Ratsmitgliedern und betonte, dass die Zivilbevölkerung zunehmend unter den katastrophalen Bedingungen und der Gewalt zu leiden habe.

Er beschrieb die Situation als eine „Abfolge unerbittlicher Albträume“, die durch den Tod tausender Zivilisten und schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen geprägt sei. Guterres verwies auf zahlreiche Berichte über Massenmorde und sexualisierte Gewalt in verschiedenen Regionen des Landes, darunter auch kürzlich in Al Jazirah. Der Konflikt bedrohe die Stabilität der gesamten Region und könnte auf Nachbarländer im Sahel und entlang des Roten Meeres übergreifen.

Gewalt, Hunger, Krankheiten und Vertreibung

Zusätzlich zu den direkten Gewaltfolgen warnte der Generalsekretär vor einer wachsenden Hungersnot, die vor allem in den Vertriebenenlagern in Nord-Darfur bereits kritische Ausmaße angenommen habe.

Rund 750.000 Menschen stehen dort unmittelbar vor dem Hungertod. Landesweit kämpfen Millionen mit akuter Nahrungsmittelknappheit.

Die gesundheitliche Lage verschärft sich ebenfalls zusehends, da das Gesundheitswesen weitgehend zusammengebrochen ist. Ausbrüche von Cholera, Malaria und Dengue-Fieber breiten sich in den überfüllten Lagern rasch aus. Laut Guterres handelt es sich derzeit um die größte Vertreibungskrise weltweit, mit über 11 Millionen Menschen, die seit April letzten Jahres aus ihren Heimatorten geflohen sind – darunter fast drei Millionen in angrenzende Länder.

Einflussnahme externer Akteure und Eskalation des Konflikts

Guterres betonte erneut die Forderung der Vereinten Nationen an die Konfliktparteien, die Sudanese Armed Forces (SAF) und die Rapid Support Forces (RSF), die Kampfhandlungen zu beenden und friedliche Verhandlungen aufzunehmen. Anstatt die Spannungen zu reduzieren, habe jedoch eine militärische Eskalation stattgefunden, die durch externe Kräfte weiter angeheizt werde.

Die Verabschiedung der Resolution 2736 im Juni dieses Jahres durch den Sicherheitsrat sendete ein „starkes Signal“ an die Konfliktparteien, doch bislang seien kaum Fortschritte sichtbar. Guterres erneuerte daher seine Empfehlungen zum Schutz der Zivilbevölkerung in Sudan, die er in der vergangenen Woche dem Sicherheitsrat unterbreitet hatte.

Priorität auf Schutz der Zivilbevölkerung

Der UN-Generalsekretär stellte drei zentrale Prioritäten heraus: Zunächst müsse es zu einem sofortigen Stopp der Kampfhandlungen kommen. Er forderte die Konfliktparteien auf, einem Waffenstillstand und humanitären Pausen zuzustimmen, um Friedensverhandlungen vorzubereiten.

Zweitens betonte Guterres die Notwendigkeit, die Zivilbevölkerung besser zu schützen. Die fortwährenden Angriffe auf Zivilisten, insbesondere in Städten wie El Fasher und Khartum, seien erschreckend und müssten gestoppt werden. „Diejenigen, die Kriegsverbrechen begangen haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, so der Generalsekretär. Der Zustrom von Waffen und Munition nach Sudan müsse unverzüglich gestoppt werden.

Drittens unterstrich Guterres die Dringlichkeit ungehinderter humanitärer Zugänge. Trotz erheblicher Anstrengungen der UN und humanitärer Partner hätten Millionen Menschen keinen Zugang zu lebensrettenden Hilfsgütern. Die kürzliche Öffnung des Grenzübergangs Adre zwischen Sudan und Tschad biete Hoffnung, doch Guterres forderte beide Konfliktparteien eindringlich auf, die Verteilung von Hilfsgütern weiter zu ermöglichen.

Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft

Abschließend hob Guterres die Arbeit lokaler sudanesischer Hilfsinitiativen, wie der 700 Notfallzentren, hervor, die unter schwierigsten Bedingungen lebenswichtige Unterstützung leisten. „Durch ihre Arbeit zeigen sie uns eine andere Seite von Sudan – die besten Seiten der Menschlichkeit in einem Land, das durch die schlimmsten Umstände geht“, so der Generalsekretär. Er appellierte an den Sicherheitsrat und die internationale Gemeinschaft, sich von diesem Engagement inspirieren zu lassen und den Menschen in Sudan durch entschlossenes Handeln eine Perspektive auf Frieden zu eröffnen.

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