Weltbank-Jahrestagung: Deutschland setzt auf globale Partnerschaften

Bei der Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Washington stellt Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan die Bedeutung multilateraler Finanzinstitutionen als „Rückgrat des internationalen Systems“ heraus. Angesichts geopolitischer Verschiebungen und neuer Allianzen betont die Bundesregierung ihren Anspruch, Partnerschaften „strategisch auszubauen“ – insbesondere mit Staaten des Globalen Südens.

Die Weltbank sei in der Lage, aus einem Euro staatlichem Beitrag bis zu fünfzig Euro an Investitionen zu mobilisieren, so Alabali Radovan. Diese Hebelwirkung mache die Bank zu einem zentralen Instrument für Infrastruktur, Energieversorgung, Gesundheit und Klimaschutz. Deutschland positioniert sich als einer der größten europäischen Anteilseigner, gemeinsam mit anderen EU-Staaten mit rund einem Viertel des Kapitals der Weltbankgruppe.

Privatsektor als Wachstumsmotor – Anschluss an G20 Compact with Africa

Die Jahrestagung steht unter dem Leitmotiv „Jobs und private Investitionen“. Das BMZ verweist auf seinen Aktionsplan „Wirtschaft und Entwicklung“, der eine vertiefte Zusammenarbeit mit Unternehmen vorsieht. Deutschland knüpft damit direkt an bestehende Initiativen wie den G20 Compact with Africa an. Dieses Format unterstützt afrikanische Reformstaaten, die in Kooperation mit IWF und Weltbank makroökonomische Rahmenbedingungen anpassen, um privates Kapital anzuziehen.

Für die Compact-Länder hat das BMZ Zusagen in Höhe von 10 Millionen Euro bereitgestellt. Ziel ist die Kombination von Reformpartnerschaften, Risikoabsicherung und Investitionslenkung über Entwicklungsbanken, Exportkreditinstrumente und private Konsortien.

Internationale Steuerarchitektur und illegale Finanzströme

Gemeinsam mit dem Bundesfinanzministerium kündigt Deutschland zusätzlich 17,5 Millionen Euro für den Kapazitätsaufbau in Finanzverwaltungen von Partnerländern an. Die Mittel sollen helfen, illegale Finanzflüsse zu begrenzen, Steuerbasis zu verbreitern und Einnahmesysteme zu stabilisieren. Die Maßnahme steht in direktem Zusammenhang mit der UN-Finanzierungskonferenz von Sevilla und ist Teil der Diskussion um fiskalische Souveränität afrikanischer Staaten und faire Besteuerungsstrukturen.

Reform der Weltbank: Klimaschutz und Landwirtschaft

Nach Angaben der deutschen Delegation fließen inzwischen über 45 Prozent der Weltbankmittel in klimabezogene Projekte. Die Reformagenda der Bank zielt darauf ab, klassische Armutsbekämpfung mit globalen Herausforderungen wie Biodiversität, Pandemievorsorge und Friedensförderung zu verzahnen. Die Bundesregierung drängt darauf, diese Linie in enger Abstimmung mit europäischen Anteilseignern zu sichern.

60 Prozent der ungenutzten Ackerflächen weltweit liegen auf dem Kontinent. Trotzdem verfügen weniger als 10 Prozent der Kleinbauern über Zugang zu Krediten, verlässlichen Märkten oder Grundinfrastruktur. Die Weltbank kündigt an, ihre agrarwirtschaftlichen Investitionen bis 2030 auf 9 Milliarden US-Dollar jährlich zu verdoppeln und zusätzlich 5 Milliarden US-Dollar privates Kapital zu mobilisieren.

G7-Entwicklungsminister beraten Neuordnung globaler Entwicklungspolitik

Am Rande der Tagung beruft die kanadische G7-Präsidentschaft ein Treffen der Entwicklungsministerinnen und -minister ein. Diskutiert werden neue Formen wirtschaftlicher Zusammenarbeit, der Ausbau resilienter Lieferketten und Partnerschaften über klassische Geber-Empfänger-Logiken hinaus. Mehrere G7-Partner, darunter Deutschland, richten ihre Entwicklungsfinanzierung neu aus – mit stärkerer Anbindung an Private Equity, Investitionsfazilitäten und regionale Wachstumszonen, insbesondere in Afrika.

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