Verfassungsrat bestätigt Paul Biya mit 53,66 Prozent – regionale Resultate, Proteste und Sicherheitslage

Der Verfassungsrat hat Paul Biya am 27. Oktober 2025 offiziell zum Sieger der Präsidentschaftswahl vom 12. Oktober erklärt. Der Kandidat des Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais (RDPC) erreichte demnach 53,66 Prozent der Stimmen. Issa Tchiroma Bakary (FSNC/Union pour le Changement) liegt mit 35,19 Prozent auf Platz zwei. Cabral Libii (PCRN) folgt mit 3,41 Prozent, Bello Bouba Maigari mit 2,45 Prozent, Joshua Osih (SDF) mit 1,21 Prozent.

Regionale Stimmanteile im Überblick

Während der feierlichen Sitzung wurden die Ergebnisse nach Regionen verlesen. In mehreren Landesteilen – darunter Süd, Nord-West, Süd-West, Zentrum und Ost – führt Biya. In Adamaoua, Littoral, Nord und West verzeichnet Issa Tchiroma Bakary teils deutliche Zugewinne. Wie Actu Cameroun berichtet, wies der Verfassungsrat zugleich eine Reihe von Beschwerden zurück und bestätigte damit die bereits zuvor erkennbaren Trends in mehreren Städten.

  • Adamaoua: Biya 34,61 % | Tchiroma 50,33 %
  • Zentrum: Biya 70,14 % | Tchiroma 21,62 %
  • Ost: Biya 73,88 % | Tchiroma 19,82 %
  • Extrême-Nord: Biya 45,93 % | Tchiroma 42,34 %
  • Littoral: Biya 20,99 % | Tchiroma 64,59 %
  • Nord: Biya 38,78 % | Tchiroma 43,51 %
  • Nord-West: Biya 86,31 % | Tchiroma 5,21 %
  • West: Biya 38,61 % | Tchiroma 46,76 %
  • Süd: Biya 90,86 % | Tchiroma 6,00 %
  • Süd-West: Biya 68,79 % | Tchiroma 22,79 %

Reaktionen der Akteure

Paul Biya rief nach der Verkündung zur Befriedung auf. In einer Erklärung betonte er die Verantwortung gegenüber allen Bevölkerungsgruppen und verwies auf die Notwendigkeit von Stabilität und Entwicklung. Wörtlich: „Die Seite der Präsidentschaftswahl ist umgeschlagen; lassen Sie uns gemeinsam ein Kamerun des Friedens, der Einheit und des Wohlstands aufbauen.

Issa Tchiroma Bakary weist das Ergebnis zurück. Kurz nach der Proklamation berichtete er von einem Polizeieinsatz vor seinem Wohnsitz in Garoua und erklärte: „Aktuell wird auf Zivilpersonen geschossen, die vor meinem Haus campieren.“ Später machte er zwei Todesopfer geltend und kündigte weitere politische Schritte an.

Aus dem Kandidatenfeld kamen erste Gratulationen. Cabral Libii erklärte, er „beglückwünsche den als gewählt proklamierten Kandidaten“. Denis Emilien Atangana (FDC) übermittelte Glückwünsche und versicherte Kooperationsbereitschaft im Rahmen der republikanischen Institutionen.

Sicherheitslage und Maßnahmen der Behörden

In Douala wurden im Anschluss an die Proteste vom 26. Oktober 105 Personen per Verwaltungsakte in Gewahrsam genommen. Nach dem Erlass des Gouverneurs der Region Littoral erfolgt die Unterbringung in der Haftanstalt New Bell für 15 Tage. Die Betroffenen tragen demnach ihre Versorgung und etwaige medizinische Kosten selbst. Den Festgenommenen werden u. a. Angriffe auf Ordnungskräfte sowie die Zerstörung eines Einsatzfahrzeugs vorgeworfen.

Die Behörden bestätigten in Douala vier Todesfälle im Kontext der Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und Sicherheitskräften. In Garoua und weiteren Städten wurden ebenfalls größere Menschenansammlungen und Konfrontationen registriert. Der Innenminister mahnte vor Gewalt und verwies auf anstehende Ermittlungen zu den Ereignissen.

Bewertung der Lage durch das Auswärtige Amt

Das Auswärtige Amt beschreibt die innenpolitische Lage seit dem 12. Oktober als angespannt. Besonders Douala und mehrere Städte im Norden – mit Fokus auf Garoua – gelten als Risikogebiete mit erhöhter Präsenz von Sicherheitskräften und möglichen Einschränkungen im Reiseverkehr. In der Mitteilung heißt es, in Douala sei es am 26. Oktober zu „mehreren Toten“ gekommen. Für die kommenden Tage müsse mit weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen gerechnet werden. Deutschen Staatsangehörigen wird geraten, bei Anzeichen von Spannungen an sicheren Orten zu verbleiben und die bestehenden Teilreisewarnungen für die betroffenen Regionen strikt zu beachten.

Institutioneller Rahmen und Verfahrensstand

Mit der Proklamation durch den Verfassungsrat liegt das amtliche Endergebnis vor. Grundlage sind die von der nationalen Auszählungskommission übermittelten Daten sowie die im Rechtsmittelverfahren geprüften Beschwerden.

Parallel meldeten zivilgesellschaftliche Gruppen und lokale Medien fortdauernde Proteste und Polizeieinsätze in mehreren Regionen. Die Behörden verweisen auf die verfassungsmäßige Zuständigkeit des Verfassungsrats und auf die Gültigkeit der ausgerufenen Resultate.

Im politischen Raum wird die Debatte über den Wahlverlauf, die regionale Verteilung der Stimmen und den Umgang mit Versammlungen fortgeführt. Kommunale und regionale Sicherheitsapparate bleiben in erhöhter Alarmbereitschaft, insbesondere in urbanen Zentren und an sensiblen Verkehrsknotenpunkten.

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