UNISFA: Krieg in Sudan blockiert Friedensverhandlungen zu Abyei

Der Krieg zwischen den Sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) hat die Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts um die Region Abyei nahezu zum Erliegen gebracht. Wie die UN-Untergeneralsekretärin für Afrika, Martha Ama Akyaa Pobee, dem Sicherheitsrat berichtete, sei der politische Prozess seit Beginn der Kämpfe im April 2023 vollständig blockiert.

UNSIFA soll Streitpunkt Abyei lösen

Abyei, ein ölreiches Grenzgebiet zwischen Sudan und Südsudan, bleibt ein zentraler Streitpunkt seit der Teilung des Landes 2011. Die UN-Mission UNISFA, deren Mandat die Überwachung des militärfreien Status der Region umfasst, meldet zunehmende Verstöße und wachsende Sicherheitsrisiken.

Laut Pobee seien in Nord-Abyei vermehrt RSF-Kräfte und verbündete Gruppen aktiv, was zu steigender Kriminalität geführt habe. Besonders betroffen ist der Amiet-Markt, ein zentraler Handelsplatz zwischen den Gemeinschaften der Ngok Dinka und Misseriya, der sich zu einem Brennpunkt ethnischer Spannungen entwickelt.

UNISFA sei gezwungen, regelmäßig mit bewaffneten Akteuren in Kontakt zu treten, um deren Abzug zu erwirken und die entmilitarisierte Zone zu sichern. Auch südsudanesische Sicherheitskräfte seien weiterhin in Süd-Abyei präsent – ein klarer Verstoß gegen den entmilitarisierten Status.

„Ich rufe erneut zum sofortigen Rückzug aller bewaffneten Kräfte aus Abyei auf“, erklärte Pobee vor dem Sicherheitsrat.

Zunehmende Instabilität und Sicherheitsrisiken

Die strategische Überprüfung der UN-Mission verdeutlicht die prekäre Lage. Das frühere Logistikzentrum und das Hauptquartier des Gemeinsamen Überwachungsmechanismus (JBVMM) in Kadugli (Sudan) seien angesichts der Kämpfe unhaltbar geworden. Die zunehmende Zahl gezielter Drohnenangriffe durch die RSF gefährde die Friedenssicherung und schränke die Luftoperationen der UN ein.

Neben den militärischen Herausforderungen verschärfen Fluchtbewegungen und wirtschaftlicher Zusammenbruch die humanitäre Krise. UN-Sondergesandter Guang Cong betonte, dass die Gewalt in Sudan auch die Stabilität des Südsudan gefährde. Grenzüberschreitende Aktivitäten bewaffneter Gruppen hätten die Sicherheit entlang der Grenze destabilisiert.

Darüber hinaus habe der Krieg den Ölexport Südsudans, die wichtigste Einnahmequelle des Landes, stark beeinträchtigt. Wiederholte RSF-Angriffe auf Pipelines und Förderanlagen hätten zu Umweltschäden und Unterbrechungen der Ölproduktion geführt.

UN-Missionen warnen vor Eskalation in Darfur

Parallel zur Lage in Abyei berichten UN-Organisationen über eine dramatische Verschlechterung der Sicherheits- und Versorgungslage im Bundesstaat Nord-Darfur. Nach der Einnahme von El Fasher, der Provinzhauptstadt, durch die RSF seien nach Angaben des UN-Sprechers Farhan Haq mehr als 82.000 Menschen aus der Stadt und umliegenden Gebieten geflohen.

Laut der International Organization for Migration (IOM) fliehen viele in Richtung Tawila, wo bereits Hunderttausende Binnenvertriebene leben. Die UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) meldet schwere Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen und Mädchen, darunter Vergewaltigungen, Entführungen und Misshandlungen.

Etwa 1.300 Verwundete seien nach UN-Angaben in Tawila eingetroffen, viele mit Schussverletzungen. Zahlreiche Familien hätten auf der Flucht Angehörige verloren.

Humanitäre Notlage und Unterfinanzierung

Nach Angaben des Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) leben Zehntausende Vertriebene in extrem prekären Verhältnissen – ohne ausreichende Nahrung, Wasser, medizinische Versorgung oder Unterkünfte. In mehreren Lagern, darunter Tawila Al Omda, Daba Al Naira und Um Jangour, schlafen viele Menschen im Freien ohne Schutz vor Witterung oder Krankheit.

Eine interinstitutionelle UN-Mission unter Leitung des stellvertretenden humanitären Koordinators Antoine Gérard besuchte die Region Anfang November, um den Bedarf zu ermitteln und die Hilfsmaßnahmen zu verstärken.

Der humanitäre Hilfsplan für Sudan ist derzeit nur zu 28 Prozent finanziert. Von den benötigten 4,16 Milliarden US-Dollar sind bislang 1,17 Milliarden US-Dollar eingegangen. OCHA warnt, dass ohne zusätzliche Mittel die humanitäre Versorgung in Darfur und Kordofan in den kommenden Wochen zusammenbrechen könnte.

Aufruf zum Dialog

Trotz der angespannten Lage haben Sudan und Südsudan zuletzt ihre Bereitschaft signalisiert, den Dialog über den Status von Abyei wiederaufzunehmen. Beide Regierungen kündigten an, die bilaterale Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Wirtschaft zu reaktivieren.

Die Afrikanische Union (AU) spielt weiterhin eine Schlüsselrolle in der Vermittlung zwischen den Konfliktparteien. UNISFA und der Sondergesandte Guang Cong betonten ihre Unterstützung für die AU, um den politischen Prozess zu beleben und eine Grundlage für langfristige Stabilität in der Region zu schaffen.

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