Sudanesische Armee erobert Sinjah zurück und fordert Grenzblockade durch Südsudan

Die sudanesische Armee hat die strategisch wichtige Stadt Sinjah, die Hauptstadt des Bundesstaates Sennar, von der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF) zurückerobert. Diese Rückeroberung markiert einen wichtigen Erfolg in einem anhaltenden Konflikt, der seit Monaten das Land erschüttert.

Oberst Abbadi Al-Tahir Al-Zain, Kommandeur der mobilen Einheit, die Sinjah zurückerobert hat, forderte die Regierung Südsudans auf, fliehende RSF-Kämpfer daran zu hindern, die Grenze zu überqueren. „Unsere Botschaft an Südsudan lautet: Lassen Sie sie nicht durch. Wir werden sie verfolgen, wohin sie auch gehen,“ erklärte Al-Zain in einer Videobotschaft.

Strategische Bedeutung von Sinjah

Sinjah ist die erste Landeshauptstadt, die seit Beginn der Auseinandersetzungen im April 2024 von der Armee zurückerobert wurde. Der Sieg gibt den Streitkräften einen wichtigen moralischen und strategischen Vorteil, insbesondere in der Region Sennar und den benachbarten Bundesstaaten. Die RSF hatte Sinjah seit Juni kontrolliert und nutzte die Stadt als Ausgangspunkt für Operationen in der Region.

Nach Angaben der Armee wurden während der Kämpfe zahlreiche RSF-Kämpfer getötet, und die Miliz erlitt erhebliche Verluste an militärischer Ausrüstung. Die sudanesischen Streitkräfte sicherten zudem alle Ein- und Ausgänge der Stadt, bevor sie ihre Offensive in nahegelegene Gebiete wie Al Dali, Al Mazmoum und Abu Hajar ausweiteten.

Appell an Südsudan und diplomatische Dimension

Der Rückruf von RSF-Kämpfern nach Südsudan könnte die bilateralen Beziehungen zwischen Sudan und Südsudan belasten. Der sudanesische Armeekommandant betonte, dass die RSF “die Ressourcen und das Geld des sudanesischen Volkes geplündert” habe. Es bleibt unklar, ob Südsudan auf die Forderung der sudanesischen Regierung reagieren wird.

Die RSF bleibt in Teilen von Sennar und angrenzenden Regionen aktiv. Zu den kontrollierten Gebieten gehören Al Dali und Al Mazmoum in Sennar sowie Teile der Al-Tadamon-Region im Blauen Nil. Dies deutet darauf hin, dass weitere Kämpfe in diesen Gebieten zu erwarten sind.

Erfolgsmeldungen und militärische Perspektive

General Abdel Fattah al-Burhan, der Vorsitzende des Souveränen Rats und Oberbefehlshaber der sudanesischen Streitkräfte, reiste am Samstag nach Sinjah, um den Sieg zu feiern. In einer Rede lobte er die Bemühungen der Streitkräfte und ihrer Verbündeten und versprach, die RSF vollständig zu besiegen.

Die Rückeroberung von Sinjah folgt einer umfassenden militärischen Kampagne, bei der die Armee schrittweise Städte und Dörfer entlang der Frontlinien in Sennar und dem Blauen Nil zurückerobert hat. Beobachter sehen die Eroberung von Sinjah als möglichen Auftakt für eine weitere Offensive auf Wad Madani, die Hauptstadt des Bundesstaates Gezira.

Humanitäre Auswirkungen und regionaler Kontext

Der Konflikt hat eine schwere humanitäre Krise ausgelöst, insbesondere in den Regionen Blauer Nil und Sennar. Tausende von Menschen sind vor der Gewalt geflohen, während die humanitäre Hilfe in den betroffenen Gebieten weiterhin eingeschränkt ist.

Die RSF wird beschuldigt, Zivilisten angegriffen und geplündert zu haben, was die humanitäre Lage weiter verschärft. Lokale Quellen berichten von anhaltenden Angriffen auf Dörfer, die zu weiteren Vertreibungen geführt haben.

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