Im Sudan sind bei Drohnenangriffen auf eine Logistikbasis der Vereinten Nationen in Kadugli im Bundesstaat Südkordofan sechs UN-Friedenssoldaten getötet und acht weitere verletzt worden. Die Opfer gehörten zum bangladeschischen Kontingent der UN-Interimssicherheitsmission für Abyei (UNISFA). UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff scharf, sprach von einem möglichen Kriegsverbrechen und erneuerte seinen Aufruf zu einem sofortigen Ende der Kämpfe zwischen den Sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF).
Drohnenangriff auf UNISFA-Basis in Kadugli
Die Angriffe richteten sich nach Angaben der Vereinten Nationen gegen eine UN-Logistikbasis in Kadugli, der Hauptstadt des Bundesstaates Südkordofan. Sechs Friedenssoldaten kamen dabei ums Leben, acht weitere wurden verletzt. Alle Betroffenen dienten im Rahmen der UNISFA-Mission und gehörten zum Kontingent aus Bangladesch.
🇸🇩🔥 Sudan: The United Nations camp in Kadugli (Southern Kordofan) was hit today by an RSF drone strike.
— Zaryon OSINT (@zarGEOINT) December 13, 2025
Several UN staff members were killed.
📍 Geolocation: 11.11152, 29.68656@GeoConfirmed pic.twitter.com/F8NxZGcpFL
Kadugli liegt in einer Region, die seit Jahren von bewaffneten Auseinandersetzungen geprägt ist. In Südkordofan kommt es regelmäßig zu Gefechten zwischen den SAF und der RSF, die sich seit April 2023 in einem landesweiten Krieg befinden. Der Angriff auf die UN-Basis markiert eine weitere Eskalation, bei der nun auch internationales Friedenspersonal direkt betroffen ist.
UN-Generalsekretär spricht von möglichem Kriegsverbrechen

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Drohnenangriff in einer Erklärung als „schrecklich“. Er sprach der Regierung und der Bevölkerung Bangladeschs sowie den Angehörigen der getöteten Friedenssoldaten sein Beileid aus und wünschte den Verletzten eine rasche Genesung.
Guterres erklärte, Angriffe auf UN-Friedenssoldaten könnten nach internationalem Recht als Kriegsverbrechen eingestuft werden. „Angriffe auf Friedenssoldaten der Vereinten Nationen können nach dem Völkerrecht Kriegsverbrechen darstellen. Ich erinnere alle Konfliktparteien an ihre Verpflichtung, UN-Personal und Zivilisten zu schützen“, sagte er. Weiter erklärte er: „Angriffe wie der heutige in Südkordofan gegen Friedenssoldaten sind unrechtfertigbar. Es wird Rechenschaft geben müssen.“
UN-Friedenssicherung: „UN-Personal ist kein Ziel“
Auch der Leiter der UN-Friedenssicherung, Jean-Pierre Lacroix, äußerte sich öffentlich zu dem Vorfall. Er erklärte, er sei „schockiert über den schrecklichen Drohnenangriff“ und betonte: „UN-Friedenssoldaten sind kein Ziel.“ Auch Lacroix wies darauf hin, dass der Angriff nach internationalem Recht als Kriegsverbrechen gewertet werden könne.
Die UN-Führung unterstrich zugleich die Solidarität mit den Tausenden von Friedenssoldaten, die unter dem Mandat der Vereinten Nationen in hochriskanten Einsatzgebieten tätig sind.
Vor dem Hintergrund der Eskalation erneuerte UN-Generalsekretär Guterres seinen Appell an die Konfliktparteien. Er forderte ein sofortiges Ende der Feindseligkeiten sowie die Wiederaufnahme von Gesprächen mit dem Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands. Zudem sprach er sich für einen umfassenden, inklusiven und von Sudanesen getragenen politischen Prozess aus.
UNISFA-Mandat und Rolle in der Region Abyei

Die UN-Interimssicherheitsmission für Abyei (UNISFA) wurde 2011 eingerichtet. Sie ist im ölreichen Grenzgebiet Abyei zwischen Sudan und Südsudan stationiert, das seit der Abspaltung des Südsudan umstritten ist. Das Mandat der Mission wurde kürzlich um ein weiteres Jahr verlängert.
Zu den Aufgaben von UNISFA zählen die Stärkung der Kapazitäten des Abyei Police Service, die Überwachung und Verifizierung von Truppenverlegungen, die Unterstützung humanitärer Hilfe sowie der Schutz der Zivilbevölkerung. Rund 4.000 Militär- und Polizeikräfte sowie ziviles Personal sind im Rahmen der Mission im Einsatz.
Sicherheitslage verschärft sich durch Kontrolle über Ölinfrastruktur
Die Sicherheitslage in Kordofan hat sich zuletzt weiter verschärft. Die RSF erklärten Anfang Dezember, sie hätten das Ölfeld Heglig in Westkordofan unter ihre Kontrolle gebracht. Das Gebiet gilt als größtes Ölfeld Sudans und als zentrale Verarbeitungsdrehscheibe für Rohöl, das auch aus dem Südsudan exportiert wird.
With the support of the Sudanese Armed Forces, the evacuation of the dead and wounded from the Bangladeshi contingent of the UN peacekeeping mission (UNISFA) began, following a drone attack by RSF militia that targeted a United Nations facility in the city of Kadugli#sudan #un pic.twitter.com/askXGACeKu
— Bashir Hashi Yussuf (@BashirHashiysf) December 14, 2025
Die UN-Interimssicherheitsmission für Abyei warnte in diesem Zusammenhang, dass eine nicht autorisierte Präsenz der RSF im umstrittenen Grenzgebiet bereits zu einem Anstieg von Kriminalität und zur Errichtung illegaler Kontrollpunkte geführt habe.
Wirtschaftliche Folgen: Rückzug internationaler Akteure
Parallel zu den militärischen Entwicklungen kündigte die China National Petroleum Corporation an, ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem sudanesischen Energieministerium beenden zu wollen. Das Unternehmen berief sich auf höhere Gewalt und erklärte, der anhaltende Krieg mache einen sicheren Betrieb unmöglich. Wiederholte Angriffe, die Schließung von Unternehmensstandorten und die Evakuierung von Personal hätten zu dieser Entscheidung geführt.
Frühere Vorfälle mit UN-Konvois
Bereits im März hatte Radio Dabanga berichtet, dass RSF-Kämpfer mehr als 60 UN-Friedenssoldaten zeitweise festgesetzt, acht Zivilisten entführt und einen UN-Konvoi geplündert hätten. Dabei seien Fahrzeuge sowie große Mengen Treibstoff beschlagnahmt worden, die für UNISFA-Lieferungen bestimmt waren.
Diese Vorfälle verdeutlichen die zunehmenden Risiken für UN-Missionen und humanitäre Logistik im Sudan.