Am 16. Dezember 2024 berichtete die Sudan Tribune, dass führende Vertreter der sudanesischen Revolutionären Front (SRF) mit den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) in Kenia Gespräche über die Bildung einer Regierung in den von der RSF kontrollierten Gebieten führen. Diese Gespräche finden vor dem Hintergrund interner Spaltungen innerhalb der SRF und der breiteren zivilen Koalition Tagadum statt.
Die Idee einer Exilregierung, die von Teilen der SRF unterstützt wird, wurde bisher von der Mehrheit der Tagadum-Mitglieder abgelehnt. Politische Beobachter warnen, dass eine solche Entwicklung die bestehenden Konflikte im Land weiter verschärfen könnte.
Interne Spannungen innerhalb der SRF und Tagadum
Quellen berichten, dass prominente SRF-Führer wie al-Hadi Idris, al-Tahir Hajer und Suleiman Sandal an den Gesprächen mit der RSF beteiligt sind. Einige dieser Figuren haben die Idee einer Zusammenarbeit mit der RSF vorangetrieben, während andere, wie SPLM-North-Führer Yasir Arman, diese Pläne scharf verurteilen.
Arman, ein einflussreicher Akteur innerhalb der sudanesischen Opposition, bezeichnete die Zusammenarbeit mit der RSF als „einen gefährlichen Schritt in Richtung dauerhafter Spaltung des Landes“. Ähnlich äußerten sich Mitglieder von Tagadum, die davor warnten, dass eine Gegenregierung die Legitimität der Opposition untergraben und die Gräben zwischen den politischen Akteuren des Landes vertiefen könnte.
Die Rolle der RSF: Suche nach Legitimität
Beobachter wie der Journalist Tahir al-Mu’tasim vermuten, dass die RSF versucht, durch die Kooperation mit SRF-Fraktionen politische Legitimität zu gewinnen. Die RSF, die international für Menschenrechtsverletzungen kritisiert wird, strebt möglicherweise die Gründung einer Regierung an, bevor der neu gewählte US-Präsident Donald Trump im Januar sein Amt antritt.
„Die RSF braucht dringend politischen Rückhalt, um ihren Einfluss zu sichern,“ so al-Mu’tasim. Er betonte jedoch, dass die Mehrheit von Tagadum, einschließlich ihrer politischen und zivilgesellschaftlichen Gruppen, die Pläne ablehnt.
Spannungen bei Treffen in Entebbe
Ein Treffen in Entebbe, Uganda, brachte die Spaltungen innerhalb der Opposition ans Licht. Laut Berichten stießen Unterstützer und Gegner der Exilregierungsidee, darunter Suleiman Sandal und Omer al-Digair vom Sudanese Congress Party, aufeinander. Die endgültige Entscheidung über die SRF-Pläne wurde dem politischen Komitee der Koalition und dem ehemaligen Premierminister Abdalla Hamdok übertragen, der derzeit die Tagadum-Allianz anführt.
Eine fragmentierte politische Landschaft
Der politische Konflikt in Sudan hat durch diese Entwicklungen eine neue Dimension erhalten. Die Bildung einer Gegenregierung in RSF-kontrollierten Gebieten könnte nicht nur die Opposition weiter spalten, sondern auch internationale Reaktionen provozieren und die Unsicherheit im Land vertiefen.
Warnungen vor langfristigen Konsequenzen
Hatem Al-Sanhouri, Experte für internationales Recht, warnte vor den möglichen Folgen eines solchen Schritts:
- Gefahr der Fragmentierung: Eine Gegenregierung könnte zu rivalisierenden Ansprüchen auf internationale Anerkennung führen, ähnlich wie in Libyen.
- Mangelnde Transparenz: Die geheimen Gespräche und die Abwesenheit öffentlicher Zustimmung werfen Fragen zur Legitimität auf.
- Vertiefung der Konflikte: Ein solches Vorgehen könnte die bereits fragile politische und soziale Struktur Sudans weiter destabilisieren.
Ausblick: Schwieriger Weg zur Stabilität
Die Gespräche in Kenia und die inneren Konflikte der sudanesischen Opposition verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen das Land steht. Während die RSF ihre Macht sichern will, versuchen Teile der Opposition, eine einheitliche Strategie zu entwickeln. Ohne eine klare, inklusive Vision für die Zukunft Sudans bleibt die politische Landschaft zersplittert und instabil.