Die Treibstoffknappheit in Mali hat sich in den vergangenen Tagen landesweit verschärft. Während die Region Kayes im Westen des Landes noch über stabile Reserven verfügt, sind in der Hauptstadt Bamako und weiteren Städten zahlreiche Tankstellen ohne Vorräte. Die Regierung reagierte nun mit der vorübergehenden Schließung aller Bildungseinrichtungen.
Kayes meldet stabile Versorgung
Nach Angaben des Gouverneurs der Region Kayes, General Moussa Soumaré, gebe es dort derzeit keine Engpässe bei der Versorgung mit Benzin oder Diesel. Die Angaben basieren auf einem Bericht des regionalen Komitees für Krisen- und Katastrophenmanagement, das am 24. Oktober tagte.
Demnach arbeiten die Behörden in Kayes eng mit Zoll, Polizei und Armee zusammen, um den Kraftstofftransport zu sichern und Preissteigerungen zu verhindern. Der Preis pro Liter Benzin lag in der Region zuletzt zwischen 675 und 775 Franc CFA (etwas über 1€), beim Diesel zwischen 663 und 725 Franc CFA.
Soumaré betonte, die Lage sei stabil, mahnte jedoch eine sorgfältige Bestandsverwaltung an, um Unterbrechungen in der Versorgungskette zu vermeiden. Zudem forderte er eine verstärkte Sicherung der Tanklager und Transportwege.
Krise in Zentralmali und Kati
In anderen Landesteilen ist die Situation deutlich angespannter. In der Stadt Kati bei Bamako berief die lokale Verwaltung eine Krisensitzung mit Tankstellenbetreibern und Sicherheitskräften ein. Ziel sei ein gerechter Zugang der Bevölkerung zu den verbleibenden Kraftstoffvorräten.
Mali 🇲🇱
— Cartes du Monde (@CartesDuMonde) October 27, 2025
Au Mali, les civils cherchent désespérant à se ravitailler en carburant. Les pénuries se multiplient partout dans le pays. La situation est clairement critique pour le pouvoir qui n'arrive pas à faire cesser les embuscades sur les convois de camions-citernes. pic.twitter.com/KmeCF17SqP
Künftig sollen Benzinverkäufe in Kanistern nur noch mit Genehmigung der Präfektur erlaubt sein. Auch der Besitz von Generatoren und Motorgeräten wird derzeit erfasst. Damit wollen die Behörden verhindern, dass Kraftstoff illegal weiterverkauft oder gehortet wird.
Im zentralmalischen Macina greifen viele Bewohner inzwischen wieder auf Fahrräder und Pferdewagen zurück, da der Benzinpreis dort auf 2.250 Franc CFA pro Liter gestiegen ist. Behördenvertreter bestätigten verstärkte Kontrollen, um mögliche sicherheitsrelevante Risiken im Zusammenhang mit diesen Fahrzeugen zu überwachen.
Russland sichert Mali massive Energie- und Getreidelieferungen zu

Parallel zur innerstaatlichen Energiekrise wurde in Bamako ein umfangreiches Abkommen zwischen Mali und Russland geschlossen. Eine hochrangige russische Delegation unter Leitung von Dr. Alexey Koylikov, Direktor für internationale Beziehungen der Panafrikanischen Abteilung Russlands, wurde am 24. Oktober 2025 im Palais de Koulouba vom malischen Staatsoberhaupt empfangen.
Ziel der Gespräche war die logistische und wirtschaftliche Kooperation in den Bereichen Energie, Landwirtschaft und Bergbau. Russland sagte laut offiziellen Angaben die monatliche Lieferung von 160.000 bis 200.000 Tonnen Erdölprodukten sowie größere Mengen an Weizen und Düngemitteln zu. Diese Lieferungen sollen kurzfristig zur Stabilisierung der malischen Wirtschaft beitragen und die Energieversorgung sichern.
Dr. Koylikov bezeichnete das Verhältnis beider Staaten als „partnerschaftlich und brüderlich“ und verwies auf die historischen Beziehungen zwischen Bamako und Moskau aus der Zeit der Sowjetunion.
Der russische Delegierte Simyon, Vertreter der Société de Recherche et d’Exploitation des Ressources Minérales du Mali (Sorem-Mali SA), informierte zudem über den Fortschritt beim Projekt einer nationalen Goldraffinerie. Der erste Verwaltungsrat der Gesellschaft soll im November in Bamako tagen. Das Vorhaben wird als strategisches Element zur Stärkung der wirtschaftlichen Souveränität des Landes bezeichnet und steht im Kontext einer vertieften russisch-malischen Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Landwirtschaft und Bergbau.
Schulen schließen wegen Treibstoffmangel

Angesichts der anhaltenden Krise hat das Bildungsministerium am 26. Oktober 2025 die landesweite Aussetzung des Unterrichts vom 27. Oktober bis 9. November bekannt gegeben. Betroffen sind alle Schulformen – von der Grundschule bis zur Universität.
Die Entscheidung erfolgte nur wenige Tage nach dem Ende eines dreiwöchigen Lehrerstreiks. Zusammen mit den Ausfallzeiten durch die Treibstoffkrise haben viele Schülerinnen und Schüler seit Schuljahresbeginn nahezu einen Monat Unterricht verloren.
Eltern und Lehrer äußern Sorge über den anhaltenden Stillstand im Bildungssektor. Beobachter erinnern daran, dass der Schulbetrieb bereits im Vorjahr durch Überschwemmungen und die Nutzung von Klassenzimmern als Notunterkünfte beeinträchtigt war.
Politische und sicherheitspolitische Dimension
Parallel zur wirtschaftlichen Krise wächst die politische Anspannung. Nach einem Bericht von Bamada.net wird die Versorgungslage durch einen „wirtschaftlichen Blokus“ verschärft, der auf die Aktivitäten bewaffneter Gruppen zurückgeführt wird.
Die Situation stellt die Übergangsregierung vor eine doppelte Herausforderung: Die Wiederherstellung der Versorgungssicherheit bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Militärische Quellen sprechen von einer „koordinierten Strategie“ extremistischer Gruppen, die darauf abziele, Wirtschaft und Bevölkerung unter Druck zu setzen.
Beobachter warnen, dass die Krise zu einem Stresstest für die malische Übergangsregierung werden könnte. Die Fähigkeit der Streitkräfte, den Nachschub zu sichern und den wirtschaftlichen Druck zu mindern, gilt als entscheidend für die Stabilität des Landes.