MSC 2025: Ministerinnen Svenja Schulze und Leila Benali wollen Entwicklungspolitik neu denken

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hob auf der Münchner Sicherheitskonferenz die Notwendigkeit einer verstärkten internationalen Kooperation hervor, insbesondere in den Bereichen nachhaltige Entwicklungspolitik, Klimawandel und globale Gesundheitsversorgung. Sie betonte, dass die finanziellen Kürzungen und strukturellen Herausforderungen innerhalb des UN-Entwicklungssystems langfristig den Fortschritt der Agenda 2030 gefährden könnten. Deutschland setzt sich daher für eine gezielte Reform und eine nachhaltige Finanzierung der UN-Programme ein.

An der von Deutschland initiierten „Joint Declaration of Intent“ zur Stärkung des UN-Entwicklungssystems beteiligen sich bereits zahlreiche Staaten, darunter Großbritannien, Norwegen, Irland, Frankreich, Kolumbien und Costa Rica. Weitere afrikanische Länder haben signalisiert, sich der Initiative anzuschließen. Die Erklärung wird auf der Hamburg Sustainability Conference im Juni weiter diskutiert, um die langfristige Strukturreform der Entwicklungszusammenarbeit voranzutreiben.

Afrikanische Perspektiven und Reformforderungen an die Entwicklungspolitik

Auf der Konferenz unterstrichen afrikanische Delegationen die Notwendigkeit, Entwicklungshilfe strategischer und nachhaltiger auszurichten. Der tansanische Außenminister betonte, dass multilaterale Entwicklungszusammenarbeit nicht nur auf kurzfristige Hilfsprogramme abzielen, sondern gezielt in Bildung, Infrastruktur und wirtschaftliche Selbstständigkeit investieren müsse.

Marokkos Energieministerin Leila Benali hob die Rolle Marokkos als Energiekorridor zwischen Afrika und Europa hervor und betonte, dass das Königreich eine Schlüsselrolle in der globalen Energiewende einnehmen möchte. Sie verwies auf die ambitionierten Pläne Marokkos zur Entwicklung erneuerbarer Energien, insbesondere im Bereich der Solar- und Windkraft, sowie auf die Schaffung von Infrastruktur für grünen Wasserstoff.

Marokko hat in den letzten Jahren erheblich in seine erneuerbare Energieproduktion investiert und gilt als Vorreiter auf dem afrikanischen Kontinent. Benali unterstrich, dass das Land strategische Partnerschaften mit europäischen Staaten und internationalen Investoren suche, um eine nachhaltige und gerechte Energiewirtschaft zu fördern.

Darüber hinaus plädierte sie für eine gerechtere Verteilung von Technologie und Wissen, um Afrika stärker in die globale Energiewertschöpfung einzubinden. Afrika dürfe nicht nur als Rohstoffquelle betrachtet werden, sondern müsse aktiv an der Gestaltung internationaler Energiemärkte teilnehmen. Die Ministerin forderte außerdem eine stärkere Zusammenarbeit innerhalb Afrikas, um regionale Energiemärkte besser zu vernetzen und Energieautonomie auf dem Kontinent zu fördern.

Deutschlands Ansatz für eine moderne Entwicklungspolitik

Schulze stellte Deutschlands Konzept für eine moderne Entwicklungszusammenarbeit vor. Neben klassischer finanzieller Unterstützung setzt Deutschland zunehmend auf Wissenstransfer, Technologiepartnerschaften und nachhaltige Handelsbeziehungen mit afrikanischen Ländern. Der Fokus liege dabei auf einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die afrikanische Eigeninitiativen und wirtschaftliche Autonomie stärkt.

Deutschland unterstützt zudem die Idee eines afrikanischen Entwicklungsfonds, der es Ländern ermöglicht, in nachhaltige Projekte zu investieren, ohne sich in neue Schuldenzyklen zu begeben. Dieser Vorschlag wird aktuell mit der Afrikanischen Union und weiteren multilateralen Partnern erörtert.

Reformbedarf im UN-Entwicklungssystem

Achim Steiner, Chef des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) und Vize-Vorsitzender der UN-Entwicklungsgruppe, betonte die Notwendigkeit einer effizienteren Koordination zwischen den über 50 Fonds und Programmen der Vereinten Nationen. Besonders im Hinblick auf Afrika müsse das Verhältnis zwischen Entwicklungs- und Verteidigungsbudgets hinterfragt werden, da nachhaltige Sicherheit nur durch wirtschaftliche Stabilität und soziale Entwicklung erreicht werden könne. Er forderte eine engere Zusammenarbeit zwischen multilateralen Organisationen und afrikanischen Staaten, um Entwicklungsziele effektiver zu verwirklichen.

Die Münchner Sicherheitskonferenz verdeutlichte, dass eine nachhaltige Entwicklungspolitik ohne eine enge Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern nicht zielführend ist. Während sich Deutschland für eine Stärkung des UN-Entwicklungssystems einsetzt, fordern afrikanische Staaten eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und eine stärkere Einbindung in globale Entscheidungsprozesse. Die Diskussionen werden auf der Hamburg Sustainability Conference fortgesetzt, mit dem Ziel, neue Finanzierungsmechanismen und nachhaltige Entwicklungsstrategien zu etablieren.

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