Nach der Einnahme von Goma durch die M23-Rebellen im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) wächst die Besorgnis über einen möglichen Vormarsch auf Bukavu. Laut Jean-Pierre Lacroix, Chef der UN-Friedensoperationen, befinden sich die Rebellen bereits 60 Kilometer nördlich der Stadt. Sollte es ihnen gelingen, das strategisch wichtige Kavumu-Flughafengelände unter ihre Kontrolle zu bringen, könnte dies eine weitere Eskalation im Konflikt bedeuten. Die MONUSCO warnte, dass ein solcher Schritt die gesamte Sicherheitslage in der Region erheblich verschlechtern würde.
Offensive auf Bukavu verschärft Spannungen
Lacroix warnte vor einer möglichen regionalen Eskalation. Bereits jetzt sei ein diplomatischer Schlagabtausch zwischen Ruanda und Südafrika entbrannt. Ruandas Präsident Paul Kagame warf seinem südafrikanischen Amtskollegen Cyril Ramaphosa vor, die Realität zu verzerren und beschuldigte ihn, eine einseitige Sichtweise auf den Konflikt zu verbreiten.
Südafrika unterstützt die Mission der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SAMIDRC) in der DRK, die neben der MONUSCO gegen die M23 kämpft. Die zunehmenden Spannungen zwischen Ruanda und Südafrika zeigen die tieferen geopolitischen Verflechtungen des Konflikts und unterstreichen das Risiko einer regionalen Destabilisierung.
I held two conversations this week with President Ramaphosa on the situation in Eastern DRC, including earlier today. What has been said about these conversations in the media by South African officials and President Ramaphosa himself contains a lot of distortion, deliberate… https://t.co/i78aqtVjpr
— Paul Kagame (@PaulKagame) January 29, 2025
G7 verurteilt Ruandas Unterstützung für M23
Die G7-Außenminister gaben eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie Ruanda für die Unterstützung der M23 verantwortlich machten und einen sofortigen Rückzug der Rebellen aus den besetzten Gebieten forderten. Die Erklärung bezeichnete die M23-Offensive als eine direkte Verletzung der Souveränität der DRK und warnte vor den gravierenden humanitären Folgen des anhaltenden Konflikts. Die G7 appellierten an alle Akteure, humanitären Zugang zu den betroffenen Gebieten zu gewähren und sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung geschützt wird.
Ruandas Reaktion auf SADC-Vorwürfe
Ruanda wies die Anschuldigungen der SADC zurück, wonach die ruandischen Streitkräfte (RDF) die M23 unterstützen würden. In einem offiziellen Statement erklärte Kigali, dass die RDF ausschließlich die ruandischen Grenzen verteidigten und keine Offensive in der DRK führten. Gleichzeitig kritisierte die ruandische Regierung die Präsenz der SAMIDRC-Truppen, die ihrer Ansicht nach den Konflikt weiter anheizten, anstatt zur Stabilisierung beizutragen. Zudem behauptete Ruanda, dass die kongolesische Regierung mit der Unterstützung von europäischen Söldnern und burundischen Truppen gezielt Provokationen gegen Ruanda vornehme. Bei der Eroberung von Goma wurden rumänische Söldner festgenommen.
M23 is advancing towards Bukavu pic.twitter.com/860NUfi8xT
— African (@ali_naka) February 3, 2025
Gipfel zur Beilegung des Konflikts geplant
Angesichts der zunehmenden Spannungen haben sich die Staatschefs der SADC und der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) darauf geeinigt, einen gemeinsamen Gipfel zur Lage in der DRK abzuhalten. Der Gipfel wird in Tansania stattfinden und soll eine diplomatische Lösung zur Deeskalation des Konflikts ermöglichen. Geplant sind auch Gespräche zwischen den Präsidenten der DRK und Ruandas, um die direkten Spannungen zwischen beiden Ländern zu entschärfen. Experten betonen, dass ein nachhaltiger Frieden nur durch eine politische Einigung und nicht durch militärische Mittel erreicht werden kann.
MONUSCO unter Druck
Während die internationalen Bemühungen zur Deeskalation laufen, bleibt die Lage vor Ort angespannt. In Goma sind zahlreiche Zivilisten auf der Flucht, während die MONUSCO unter wachsendem Druck steht, ihre Schutzmaßnahmen zu verstärken. Die Lage in Bukavu wird sich schnell ändern.
Die UN-Friedensmission erklärte, dass ihre Kapazitäten durch die hohe Anzahl an Schutzsuchenden in ihren Basen bereits an ihre Grenzen stoßen. Besonders problematisch sei die Versorgung mit Wasser und sanitären Einrichtungen, da viele Menschen in improvisierten Lagern untergebracht seien.