Nicht einmal ein Jahr nach seinem Amtsantritt sieht sich Präsident Joseph Nyuma Boakai zunehmender Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Verbündete, die maßgeblich zu seinem Wahlsieg über den früheren Präsidenten George Weah beigetragen haben, äußern offen ihren Unmut über die Richtung und Führung seiner Regierung.
Boakai: Frühzeitiger Bruch mit Verbündeten
John Morlu, ehemaliger Auditor General und führender Unterstützer der Boakai-Kampagne, kritisiert gegenüber Front Page Africa Online die mangelnde Professionalität und Organisation innerhalb der Regierung. Trotz seiner zentralen Rolle in der Kampagne und im Übergangsteam fühlt sich Morlu ausgeschlossen. „Ich glaube an Struktur und Transparenz. Doch die Regierung zeigt Schwächen bei der Rechenschaftspflicht und trifft Entscheidungen ohne klare Organisation“, so Morlu.
Er kritisierte außerdem die Entlassung von Regierungsangestellten mit Verbindungen zur Opposition als Zeichen schlechter Regierungsführung. „Wir können uns keine willkürliche Politik leisten. Liberia leidet, und bisher sehen wir keinen Fortschritt, sondern nur einen Austausch von Machtpositionen“, warnte er.
Wirtschaftliche Herausforderungen und soziale Spannungen
Senator Amara Konneh aus dem Gbarpolu County bemängelte die wirtschaftliche Stagnation und die zunehmende Arbeitslosigkeit. Trotz eines stabilen Wechselkurses steigen die Preise, während Grundversorgung wie Strom knapp bleibt. Konneh forderte verstärkte Investitionen in die Liberia Drug Enforcement Agency (LDEA), um die zunehmende Drogenkrise zu bekämpfen.
„Das Versäumnis, in die LDEA zu investieren, gefährdet unsere Jugend und unsere Zukunft. Präsident Boakai muss jetzt handeln und die Regierung vereinen, um 2025 zu einem besseren Jahr für Liberia zu machen“, erklärte er.
Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung
Cllr. Tiawan Gongloe, ehemaliger Präsidentschaftskandidat der Liberia People Party, kritisierte die Regierung für mangelnde Rechtsstaatlichkeit. Er verurteilte die Entlassung von Regierungsmitarbeitern aufgrund kritischer Äußerungen auf Social Media als Angriff auf die Meinungsfreiheit.
Zudem warf Gongloe der Regierung vor, Korruption nicht effektiv zu bekämpfen und frühere Reformen, wie das Gesetz zur Amtszeit von Beamten, zu missachten. „Die Unity Party verspottet den Kampf gegen Korruption, indem sie Gesetze verletzt, die sie selbst eingeführt hat“, sagte er.
Stanton Witherspoon, CEO von Spoon Network, griff die Regierung wegen des „Yellow Machine“-Skandals an, bei dem 84 Millionen Dollar angeblich missbraucht wurden. „Dies ist einer der schlimmsten Fälle von Korruption in der Geschichte unseres Landes“, so Witherspoon.
Wachsende Kritik und die Herausforderungen 2025
Die Kritik an Präsident Boakai verdeutlicht die internen Herausforderungen seiner Regierung. Governance, wirtschaftliche Stabilität und Korruptionsbekämpfung stehen im Fokus der Forderungen. Während die Regierung bisher keine offizielle Stellungnahme abgegeben hat, wächst der Druck auf Präsident Boakai, entschlossene Maßnahmen zu ergreifen und inklusivere Führung zu zeigen, um das Vertrauen seiner Verbündeten und der Bevölkerung zurückzugewinnen.