Die Situation auf dem zentralen Handelskoridor zwischen Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) spitzt sich weiter zu. Der Mord an einem kamerunischen Lastwagenfahrer durch russische Söldner der Wagner-Gruppe nahe Boali am 18. November 2024 wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Unsicherheit und institutionelle Dysfunktion in der Region.
Gewalt gegen kamerunische Fahrer eskaliert
Der Vorfall ist laut CNC kein Einzelfall. Kamerunische Fahrer berichten regelmäßig von Übergriffen, die von körperlicher Gewalt bis zu kaltblütigen Morden reichen. Allein in diesem Jahr wurden mehrere Fahrer entlang der Strecke Béloko-Bangui getötet. Die Präsenz der Wagner-Gruppe, die in der ZAR operiert, hat die Gewalt entlang dieser wichtigen Handelsroute verschärft. Fahrer wie der kürzlich ermordete Awalou Mohamadou sehen sich einer erschreckenden Mischung aus willkürlicher Gewalt und fehlendem Schutz durch staatliche Institutionen ausgesetzt.
Institutionalisierte Korruption erschwert Handel
Zusätzlich zur Sicherheitslage leiden die Fahrer unter einer systematischen finanziellen Ausbeutung. Zwischen dem Grenzposten Cantonnier und Béloko, einer Strecke von nur zwei Kilometern, werden wiederholt Bestechungsgelder in Form von „Steuern“ verlangt. Pro Fahrt wird eine Gebühr von 25.000 CFA-Francs (etwa 40 Euro) erhoben, unabhängig davon, ob es sich um die Hin- oder Rückfahrt handelt. Diese Praxis, gepaart mit zahllosen Kontrollpunkten, erhöht die Betriebskosten erheblich und verzögert den Warenverkehr.
Die Rolle der Wagner-Gruppe
Die Wagner-Söldner scheinen nicht nur in die Gewalt gegen die Fahrer verwickelt zu sein, sondern üben auch erheblichen Einfluss auf die zentralafrikanischen Institutionen aus. Mehrere widersprüchliche offizielle Berichte über den Mord an Awalou Mohamadou deuten auf eine gezielte Vertuschung hin. Das Verteidigungsministerium, die Gendarmerie und das Verkehrsministerium haben jeweils unterschiedliche Versionen des Vorfalls veröffentlicht, was die Glaubwürdigkeit der Regierung weiter untergräbt.
Wirtschaftliche und politische Folgen durch Aktivitäten der Wagner-Gruppe
Der Douala-Bangui-Korridor ist von zentraler Bedeutung für den Handel in der Region. Eine Blockade durch kamerunische Fahrer, die von Gewerkschaften angedroht wurde, könnte nicht nur die Versorgung der ZAR gefährden, sondern auch die Abhängigkeit der Wagner-Gruppe von dieser Route offenlegen. Bereits jetzt haben die steigenden Transportkosten und die Unsicherheit Auswirkungen auf die Wirtschaft der ZAR, was sich in höheren Preisen und Versorgungsengpässen zeigt.
Ein Hilferuf nach internationaler Aufmerksamkeit
Die eskalierende Gewalt und institutionelle Korruption entlang des Douala-Bangui-Korridors sind mehr als ein regionales Problem. Sie werfen grundlegende Fragen zur Souveränität der Zentralafrikanischen Republik und zur Verantwortung internationaler Akteure auf. Ohne konkrete Maßnahmen droht eine weitere Destabilisierung der Region und die Vertiefung humanitärer Krisen.