Die Europäische Union und Ruanda haben ihre Partnerschaft im Rahmen der europäischen Global-Gateway-Strategie weiter ausgebaut. Beim Global Gateway Forum 2025 in Brüssel traf EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame zu bilateralen Gesprächen zusammen. Beide Seiten bekräftigten das gemeinsame Ziel, die Kooperation in den Bereichen Gesundheit, Innovation und soziale Integration zu vertiefen. Ruanda gilt als zentraler Akteur in der Region der Großen Seen und als verlässlicher Partner Europas in Afrika.
We welcome the agreement between Rwanda and the DRC supported by @POTUS.
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) October 9, 2025
The EU is ready to support the peace process, President @PaulKagame.
Because it will pave way for regional integration – and investment.
Starting right now.
Global Gateway supports Rwanda's ambition to… pic.twitter.com/6BdfnLvqCb
Das neue Investitionspaket im Umfang von 105 Millionen Euro stammt aus dem Team Europe-Ansatz, an dem die Europäische Kommission und die Europäische Investitionsbank (EIB) beteiligt sind. Es umfasst zwei zentrale Vorhaben: den Aufbau eines regionalen Impfstoff- und Biotechnologiezentrums in Kigali sowie Programme zur wirtschaftlichen und sozialen Inklusion von Geflüchteten.
BioNTech-Zentrum in Kigali: Ruanda als biotechnologischer Knotenpunkt Afrikas

Im Mittelpunkt des Treffens stand die Umsetzung des von BioNTech initiierten mRNA-Impfstoffproduktionszentrumsin Kigali. Die Europäische Kommission und die EIB unterstützen das Projekt im Rahmen des Human Development Accelerator (HDX) mit einer kombinierten Finanzierung von 95 Millionen Euro.
Die Struktur umfasst eine Erfolgsprämien-finanzierte EU-Zuschusskomponente von 35 Millionen Euro sowie eine Kreditlinie von bis zu 60 Millionen Euro durch die EIB. Diese Mittel dienen dem Aufbau der Standortinfrastruktur, der Entwicklung klinischer Produktionskapazitäten und der Schaffung einer Contract Development and Manufacturing Organization (CDMO)-Struktur für die regionale Arzneimittelentwicklung.
Das Zentrum soll in enger Zusammenarbeit mit ruandischen Behörden, afrikanischen Regulierungsagenturen und internationalen Partnern den Technologietransfer fördern und Fachkräfte ausbilden, um langfristig die regionale Versorgung mit Impfstoffen zu sichern. Präsident Kagame bezeichnete das Projekt in Brüssel als „entscheidenden Schritt zur afrikanischen Gesundheits-Souveränität“. Laut RNA News nahmen an der Ankündigung auch EIB-Präsidentin Nadia Calviño und BioNTech-CEO Uğur Şahin teil.
Die Initiative stärkt Ruandas Position als regionaler Innovationsstandort und trägt dazu bei, die afrikanische Gesundheitsarchitektur widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen Pandemien zu machen. Neben der Impfstoffproduktion sind auch Forschungskooperationen in den Bereichen Genomik, Diagnostik und Arzneimittelentwicklung vorgesehen.
EU unterstützt Integration und Eigenständigkeit für Geflüchtete in Ruanda
Ein weiterer Schwerpunkt betrifft die Refugee Sustainable Graduation Strategy 2025–2030 der ruandischen Regierung, die vom UNHCR und dem Welternährungsprogramm (WFP) kofinanziert wird. Die EU beteiligt sich mit 10 Millionen Euro an der Umsetzung dieser Strategie. Ziel ist es, 50 Prozent der förderfähigen Flüchtlingshaushalte – rund 14.403 Familien – in den kommenden fünf Jahren in wirtschaftliche Eigenständigkeit zu überführen.
Die Mittel werden für Maßnahmen zur Berufsausbildung, Unternehmensförderung, Zugang zu Mikrokrediten sowie sozialen Schutzprogrammen eingesetzt. Dadurch sollen Geflüchtete und aufnehmende Gemeinden gleichermaßen von Investitionen in Bildung, Arbeitsplätze und Infrastruktur profitieren.
Die Initiative folgt einem integrierten Ansatz: Sie kombiniert staatliche Sozialprogramme mit privatem Unternehmertum und fördert die Einbindung von Flüchtlingen in die nationale Wirtschaft. Dies entspricht Ruandas erklärtem Ziel, Geflüchtete nicht als Belastung, sondern als wirtschaftliche und soziale Akteure zu betrachten.
Politischer und wirtschaftlicher Kontext

Die Gespräche zwischen von der Leyen und Kagame fanden am Rande des zweitägigen Global Gateway Forums in Brüssel statt, an dem über 70 Ministerinnen und Minister sowie 12 Staats- und Regierungschefs teilnahmen. Die Konferenz dient der Umsetzung der europäischen Global-Gateway-Investitionsstrategie, mit der bis 2027 weltweit über 300 Milliarden Euro für nachhaltige Infrastrukturprojekte mobilisiert werden sollen.
Ruanda gilt dabei als Modellpartner in Ostafrika. Die Zusammenarbeit umfasst bereits Projekte zur grünen Transformation, zur digitalen Infrastrukturentwicklung, zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) und zur Landwirtschaftsinnovation. Die Global-Gateway-Investitionen ergänzen nationale Entwicklungsstrategien wie Vision 2050 und National Strategy for Transformation (NST1).
Parallel zu den Investitionen im Gesundheitssektor unterstützt die EU Ruanda auch bei der Digitalisierung öffentlicher Dienste, der Förderung von Start-ups im Technologiesektor und bei Projekten für erneuerbare Energien. Diese Initiativen sind Teil eines ganzheitlichen Ansatzes, der wirtschaftliche Resilienz und regionale Integration fördern soll.
Hintergrund: EU–Ruanda-Partnerschaft und Global Gateway
Die Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und Ruanda beruht auf gemeinsamen Zielen in den Bereichen nachhaltige Entwicklung, Innovationsförderung und regionale Stabilität. Durch den Team-Europe-Ansatz werden Investitionen mit Politikdialog, Technologietransfer und lokaler Wertschöpfung verbunden.
Global Gateway steht für die europäische Antwort auf globale Infrastruktur- und Entwicklungsinitiativen. Ziel ist es, „Verbindungen statt Abhängigkeiten“ zu schaffen – durch Investitionen in Energie, Transport, Digitalisierung, Gesundheit und Bildung.
Ruandas Teilnahme am Forum und die neuen Finanzierungszusagen unterstreichen den wachsenden Stellenwert des Landes in der afrikanischen Gesundheitsökonomie und als Brücke zwischen Innovation und sozialer Inklusion.