Einflussnahme Russlands im Tschad: Eine fortlaufende Entwicklung

Wie Medien aus den Nachbarstaaten des Tschads melden, bleibt Russland in Zentralafrika aktiv.

Die Versuche Russlands, seinen Einfluss im Tschad auszuweiten, sind ungebrochen und nehmen in den letzten Jahren an Intensität zu. Insbesondere die wiederholten Auftritte von Maksim Shugaley, einem russischen Soziologen und engen Vertrauten der Wagner-Gruppe, lassen keinen Zweifel daran, dass Moskau seine Präsenz in Zentralafrika verstärken möchte.

Im Mai 2024, während der Präsidentschaftswahlen im Tschad, zeigte sich Shugaley an der Seite von Mahamat Idriss Déby, dem amtierenden Präsidenten und Kandidaten, und trug ein Cap mit dessen Abbild. Zuvor hatte er bereits seine Unterstützung für Déby öffentlich erklärt und den Wahlsieg des Präsidenten vorab verkündet, obwohl die offiziellen Ergebnisse noch ausstanden. Shugaley, der Leiter der „Stiftung zum Schutz nationaler Werte“ – einer Organisation mit Verbindungen zu Wagner – ist seit Jahren mit internationalen Sanktionen belegt. Dies hindert ihn jedoch nicht daran, seine Propagandaarbeit fortzusetzen, die er bereits in mehreren afrikanischen Ländern, darunter auch die Zentralafrikanische Republik, ausgebaut hat.

Ein bedeutendes Ereignis in diesem Kontext war die Wiedereröffnung des Russkyi Dom, eines russischen Kulturzentrums im Tschad, zu dem Shugaley ebenfalls anwesend war. Das Zentrum ist ein Symbol der russischen Kultur- und Einflussaktivitäten in der Region, die durch die Feierlichkeiten zum internationalen Tag der russischen Sprache und dem Tag Russlands im Juni 2024 weiter bekräftigt wurden.

Russlands Interessen im Tschad und ihre geopolitischen Implikationen

Der Tschad befindet sich in einer geopolitisch sensiblen Region an der Grenze zu Libyen, dem Sudan, dem Niger und der Zentralafrikanischen Republik – allesamt Länder, in denen Russland und insbesondere die Wagner-Gruppe erheblichen Einfluss ausüben. Trotz dieser wachsenden Beziehungen zum Kreml bleibt der Tschad eines der wenigen Länder im Sahel, das nicht alle Verbindungen zum Westen abgebrochen hat. Im Januar 2024 besuchte Präsident Mahamat Déby Moskau, wo er Russland als „Brüderland“ bezeichnete. Dies unterstreicht den Bestreben des Kremls, die Beziehung zu N’Djamena weiter zu festigen.

Trotz der intensiven Zusammenarbeit gab es in der Vergangenheit Spannungen zwischen dem Tschad und Russland. 2021 vermuteten die tschadischen Behörden, dass Wagner versuchte, Unruhe nahe der Grenze zu schüren. Auch die Rebellen des „Front pour l’Alternance et la Concorde au Tchad“ (FACT), die für den Tod von Idriss Déby Itno, dem Vater des aktuellen Präsidenten, verantwortlich gemacht werden, hatten Verbindungen zu den Streitkräften von General Khalifa Haftar, einem russischen Verbündeten.

Darüber hinaus wird der paramilitärische Wagner-Gruppe vorgeworfen, einen Anschlag auf Mahamat Déby geplant zu haben, was von den russischen Vertretern jedoch bestritten wird. Diese Spannungen werfen einen Schatten auf die vermeintlich enge Partnerschaft zwischen Russland und dem Tschad.

Tschadische Reaktionen auf die russische Einflussnahme

Obwohl die Beziehungen zwischen Moskau und N’Djamena verstärkt wurden, zeigen die tschadischen Behörden Vorsicht. Immer wieder gelangen Informationen an die Öffentlichkeit, dass Shugaley, trotz seiner Behauptungen über Treffen mit Regierungsmitgliedern, keine offizielle Anerkennung von hochrangigen Tschadischen Stellen erhält. Premierminister Succès Masra wies die Behauptungen von Shugaley zurück und erklärte, ihn nie getroffen zu haben. Diese Unsicherheiten in der Kommunikation spiegeln die Zurückhaltung der Regierung wider, sich vollständig auf die russischen Einflussversuche einzulassen.

Die tschadischen Sicherheitskräfte haben zudem wiederholt Versuche zur Desinformation im Zusammenhang mit russischen Aktivitäten im Land abgewehrt. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Tschad, obwohl er seine Beziehungen zu Russland stärkt, weiterhin bemüht ist, ein Gleichgewicht zwischen den geopolitischen Interessen von Moskau und denen des Westens zu wahren.

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