Rachid Talbi El Alam

“Das Bildungssystem in Afrika muss neu aufgestellt werden!”

In einem kürzlich veröffentlichten Dokument, das anlässlich der 12. Jahrestagung der Präsidenten der afrikanischen Parlamente präsentiert wurde, betonte Rachid Talbi El Alami, Präsident des marokkanischen Parlaments, die entscheidende Bedeutung des Bildungssektors für die Entwicklung des afrikanischen Kontinents.

Diese Veranstaltung fand im Rahmen der September-Sitzung des Panafrikanischen Parlaments (PAP) statt.

Bildung als Voraussetzung für Frieden und Stabilität

El Alami unterstrich, dass die Bildung nach Frieden und Stabilität die zentrale Herausforderung für Afrika darstelle. Er lobte die Wahl des Themas der Konferenz: „Bildung für ein Afrika des 21. Jahrhunderts: Resiliente Bildungssysteme für einen besseren Zugang zu inklusivem, nachhaltigem und qualitativ hochwertigem Lernen in Afrika“. Laut der Nachrichtenagentur Maghreb Arabe Presse sieht El Alami in der Bildung nicht nur ein fundamentales Menschenrecht, sondern auch eine unverzichtbare Bedingung für die Förderung von Demokratie und gesellschaftlicher Teilhabe.

Analyse des Bildungssektors als Grundlage für Reformen

El Alami argumentierte, dass Bildungsreformen mit einer umfassenden Bestandsaufnahme des Sektors beginnen müssten. Dazu zählten insbesondere die Bewertung der bestehenden Infrastruktur, der verfügbaren Ressourcen sowie der gegenwärtigen Bedürfnisse in Bezug auf finanzielle Mittel und Fachkräfte. Ziel sei es, Schwachstellen im System zu identifizieren und gezielt anzugehen.

Er hob die Bedeutung der Chancengleichheit im Bildungsbereich hervor und betonte die Notwendigkeit, den Zugang zu Bildungseinrichtungen in allen sozialen Schichten und über das gesamte nationale Territorium hinweg zu gewährleisten. Dies erfordere eine langfristige Planung und die Berücksichtigung demografischer Entwicklungen sowie wirtschaftlicher Transformationen in den afrikanischen Ländern.

Privatsektor beteiligen: Zusammenarbeit als Schlüssel für Fortschritte

Eines der zentralen Hindernisse für die Reform des Bildungswesens sei laut El Alami die finanzielle Belastung. Bildungsausgaben machten in vielen afrikanischen Ländern einen erheblichen Anteil des Staatshaushalts aus. Um diese Herausforderung zu bewältigen, sei es notwendig, innovative Ansätze für die Finanzierung zu entwickeln, einschließlich öffentlich-privater Partnerschaften (PPP). Auch die Einbindung des afrikanischen Privatsektors in die Bildungsfinanzierung könne einen wichtigen Beitrag leisten.

El Alami schlug zudem die Gründung afrikanischer Gemeinschaftsuniversitäten und Forschungsinstitute vor, die auf einer grenzüberschreitenden Kooperation basierten. Dies würde die Entwicklung gemeinsamer Lösungsansätze für Bildungsfragen fördern.

Ressourcen und Technologietransfer als Herausforderungen

Ein weiteres zentrales Problem sei der Mangel an qualifizierten Lehrkräften und Bildungspersonal. Er sprach sich für den verstärkten Austausch von Lehrkräften zwischen afrikanischen Ländern aus, um den Mangel an Fachkräften in Regionen mit unzureichender Bildungsinfrastruktur zu beheben.

Zudem wies El Alami auf die Notwendigkeit hin, die Abwanderung hochqualifizierter afrikanischer Fachkräfte („Brain Drain“) zu bremsen. Dies könne durch den Aufbau geeigneter Arbeitsumgebungen und Forschungseinrichtungen sowie durch die Schaffung attraktiver Anreize für gut ausgebildete Fachkräfte gelingen.

Schließlich betonte er die Bedeutung von Technologie und Innovation für die zukünftige Entwicklung des Bildungssektors. Der Zugang zu neuen Technologien und insbesondere zu den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz müsse gefördert werden, um den besonderen Bedürfnissen und kulturellen Gegebenheiten Afrikas gerecht zu werden. El Alami forderte die afrikanischen Parlamente auf, sich für den Zugang zu bezahlbarer Technologie einzusetzen, da diese ein gemeinsames Erbe der Menschheit darstelle.

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