Außenminister Adom reiht sich in Generalkritik an Weltordnung ein

Kacou Houadja Léon Adom, Außenminister für Auswärtige Angelegenheiten, afrikanische Integration und Diaspora in Côte d’Ivoire, würdigte bei der UN-Generalversammlung zwei „illustre Söhne des afrikanischen Kontinents“ – Boutros Boutros-Ghali und Kofi Annan. Beide hätten die Vereinten Nationen „grundlegend verändert“. Zugleich beschrieb er die UN als Institution „an einem Scheideweg“. Es gebe eine Vertrauenskrise und eine Schwächung des Multilateralismus. Die Mitgliedstaaten müssten „die Solidarität neu beleben“.

Adom kritisierte die Lähmung des Sicherheitsrats. Diese „verbannt die Vereinten Nationen und regionale Organisationen in die Ohnmacht“ und verdränge Perspektiven für dauerhafte Lösungen globaler Konflikte. Er forderte eine Reform des Rats, die Afrika in allen Kategorien angemessen berücksichtigt. Parallel verlangte er Anpassungen der Bretton-Woods-Institutionen und eine Erneuerung der globalen Finanzarchitektur.

Wie UN Web TV berichtet, begrüßte er den Eintritt Afrikas in die G20 als „wichtigen Schritt“. Zugleich mahnte er die Mobilisierung bilateraler und multilateraler Partner an, um den starken Rückgang der Mittel für die Entwicklungsfinanzierung – insbesondere im Globalen Süden – auszugleichen. Die UN müssten Beschlüsse so ausstatten, dass sie umgesetzt werden können.

Sicherheitsrat und globale Finanzordnung

Adom verwies auf den seit Jahrzehnten festgefahrenen Verhandlungsprozess zur Ratsreform. Afrika müsse seinen „berechtigten Platz“ erhalten, damit Entscheidungen Legitimität und Wirkung entfalten. Bei der Finanzordnung plädierte er für mehr Spielraum für Länder mit hohem Investitionsbedarf. Die Bretton-Woods-Institutionen sollten Instrumente stärken, die nachhaltige Finanzierung ermöglichen und Krisenresilienz erhöhen.

Er verband diese Forderungen mit dem Hinweis auf den Zusammenhang zwischen Frieden, Sicherheit und Entwicklung. Ohne handlungsfähige UN-Gremien bleibe die Agenda 2030 schwer erreichbar. Die UN sollten wirtschaftliche Entwicklung systematisch verankern, um Konfliktrisiken zu reduzieren und soziale Stabilität zu stärken.

Adom beschreibt Innenlage, UN-Rolle und regionale Verantwortung

Adom dankte den Vereinten Nationen für den Beitrag zur Stabilisierung seines Landes. Die UN-Operation in Côte d’Ivoire (UNOCI) habe „wesentlich“ zur Rückkehr des Friedens nach einem Jahrzehnt soziopolitischer Krise beigetragen. Heute sei Côte d’Ivoire sicher und nehme mehrere tausend Menschen auf, die vor Anschlägen im Sahel fliehen. Aufnahme erfolge „in würdigen Bedingungen“.

Ökonomisch sei das Wachstum „dynamisch“. Zwischen 2015 und 2024 zähle Côte d’Ivoire zu den drei Ländern mit dem stärksten Fortschritt im globalen SDG-Index; in Afrika verzeichne es die stärkste Verbesserung. Zudem erreiche das Land nach Regierungsangaben den vierten Platz im weltweiten Human Development Index. Der politische Rahmen sei friedlich; Reformen modernisierten das politische Leben und ermöglichten Parteien sowie der Zivilgesellschaft freie Arbeit im ganzen Land. Die Menschenrechtslage sei „zufriedenstellend“ und werde über eine unabhängige Justiz, verbesserte Regulierung und erleichterten Zugang zur Justiz weiter gefestigt. Institutionen und demokratische Werte sollten dauerhaft gesichert werden.

Adom betonte, dass eine starke multilaterale Ordnung Voraussetzung für Konfliktlösung, wirtschaftliche Erholung und Schutz der Menschenrechte bleibt. Reformen des Sicherheitsrats und der Finanzarchitektur seien zentrale Hebel, um die Handlungsfähigkeit der UN wiederzugewinnen und die globale Entwicklung breiter abzustützen.

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