Der kamerunische Parlamentsabgeordnete Abe Michael Ndra, Vertreter des Wahlkreises Ako/Mesaje in der Nordwestregion, wurde nach seiner Entführung von mutmaßlichen Separatisten ermordet. Der Vorfall ereignete sich wenige Tage nach der Präsidentschaftswahl vom 12. Oktober 2025, in einem politischen Klima, das in den anglophonen Regionen weiterhin von Unsicherheit und Gewalt geprägt ist.
Entführung nach der Präsidentschaftswahl
Nach Angaben lokaler Quellen wurde der Abgeordnete in der Ortschaft Ndu im Département Donga Mantung verschleppt, als er von politischen Terminen zurückkehrte. Er befand sich in Begleitung mehrerer Personen, die ebenfalls entführt wurden. Die Gruppe der Entführer, mutmaßlich separatistische Kämpfer, forderte zunächst ein Lösegeld von 15 Millionen CFA-Francs (rund 22.800 Euro) für seine Freilassung.

Laut Familienkreisen gelang es den Angehörigen, etwa sechs Millionen CFA-Francs aufzubringen und den Entführern zu übergeben. Trotz der Teilzahlung erhöhten die Täter jedoch den Druck auf die Familie und verlangten den restlichen Betrag. Wenig später sei der Abgeordnete getötet worden. Über das Schicksal der anderen Entführten ist bislang nichts bekannt.
Michael Ndra: Ein Opfer einer eskalierenden Gewaltspirale
Abe Michael Ndra war Mitglied der Finanz- und Haushaltskommission der Nationalversammlung und galt als engagierter Politiker, der sich für Friedensinitiativen und Entwicklungsprojekte in seiner Region einsetzte. Sein Tod löste Bestürzung im Parlament und in seiner Heimatgemeinde aus.
Die Region Nordwest- und Südwestkamerun ist seit Jahren Schauplatz eines bewaffneten Konflikts zwischen Regierungstruppen und separatistischen Gruppen, die einen unabhängigen Staat „Ambazonien“ ausrufen wollen. Entführungen, Erpressungen und gezielte Angriffe auf Vertreter des Staates und der Zivilgesellschaft gehören dort mittlerweile zum Alltag.
Ermittlungen und Reaktionen
Die kamerunischen Sicherheitsbehörden haben eine Untersuchung eingeleitet, um die Täter zu identifizieren und die noch vermissten Personen zu befreien. Offizielle Stellungnahmen der Regierung oder des Parlaments blieben bislang knapp.
Politische Beobachter weisen darauf hin, dass der Mord an einem Abgeordneten kurz nach einer nationalen Wahl ein besorgniserregendes Signal für die Stabilität des Landes ist. Lokale Medien fordern verstärkte Schutzmaßnahmen für Politiker und Verwaltungsbeamte in den anglophonen Regionen.