Gabun und Frankreich vertiefen Partnerschaft: Staatsbesuch Macrons in Libreville

Der französische Präsident Emmanuel Macron ist am 22. November 2025 zu einem Staatsbesuch in Libreville eingetroffen. Am Flughafen Léon Mba wurde er vom gabunischen Präsidenten Brice Clotaire Oligui Nguema empfangen. Nach der Ankunft um 17 Uhr folgten die Nationalhymnen beider Staaten, eine militärische Ehrenformation, Kanonenschüsse und eine Parade.

Emmanuel Macron zu Staatsbesuch in Libreville

Im Anschluss begrüßte Macron Mitglieder der Regierung, Verwaltungsvertreter und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die sich am Flughafen eingefunden hatten. Entlang der Strecke bis zu seiner Unterkunft säumten Tausende Menschen die Straßen. Fahnen beider Länder, Banner und Plakate mit Bezug auf die Visite begleiteten den Konvoi. Gruppen mit traditionellen Tänzen sorgten für eine festliche Atmosphäre.

Der französische Präsident verließ das Flughafengelände mit geöffneter Heckscheibe seiner Limousine und grüßte die Menschenmenge mit Gesten freundlicher Nähe. Die gleiche Szenerie setzte sich bis zur Residenz fort, wo sich das Protokoll des Staatsbesuchs fortführte. Für den 23. November war ein bilaterales Gespräch zwischen beiden Staatschefs vorgesehen. Es ist der erste Besuch Macrons in Gabun seit der Wahl Oligui Nguemas.

Wirtschaftliche und infrastrukturelle Vereinbarungen

Am 23. November haben Brice Clotaire Oligui Nguema und Emmanuel Macron bei einem gemeinsamen Pressestatement eine Reihe von Vereinbarungen zur wirtschaftlichen, institutionellen und infrastrukturellen Entwicklung Gabuns bestätigt. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Eisenbahnsektor. Ein Vertrag mit der Agence Française de Développement sieht eine gemeinsam von Frankreich und der Europäischen Union finanzierte Revitalisierung des nationalen Schienennetzes vor. Die Regierung betrachtet die Bahn als strategische Infrastruktur für Industriepolitik und lokale Weiterverarbeitung von Rohstoffen.

Weitere Vereinbarungen betreffen die Wasserversorgung, den Abfallsektor und den städtischen Ausbau. Im Bereich Trinkwasser wurde ein französisch gabunisches Investitionsprogramm zur Verbesserung von Verteilung und Dienstleistungsqualität angekündigt. In der Abfallwirtschaft will Frankreich technische und finanzielle Unterstützung ausbauen. Im Bereich Stadtinfrastruktur sind Transformationsprogramme für Libreville und weitere große Städte vorgesehen.

Die lokale Verarbeitung von Mangan bleibt ein politisch zentrales Thema. Präsident Oligui Nguema bekräftigte, dass Gabun von Eramet die vollständige Einhaltung der Verpflichtungen zur Verarbeitung des Erzes im Land erwartet. Beide Seiten ordnen die Vereinbarungen in einen wirtschaftlichen Rahmen ein, der auf Transparenz, Verantwortung und Gegenseitigkeit basiert. Macron verwies darauf, dass rund 85 französische Tochtergesellschaften mit mehr als 12 000 Arbeitsplätzen in Gabun tätig sind und die neuen Vereinbarungen Investitionen in einem angepassten Rahmen erleichtern sollen.

Politische und kulturelle Neuausrichtung der Beziehungen

Im politischen Bereich erklärten beide Präsidenten den Willen, ein erneuertes Verhältnis zwischen Gabun und Frankreich zu gestalten. Oligui Nguema betonte, es gebe „aucun nuage entre le Gabon et la France“. Emmanuel Macron würdigte die politische Entwicklung seit dem 30. August 2023 als „historischen Wendepunkt“ und beschrieb die gabunische Übergangsphase als beispielhaft. Er erklärte ausdrücklich, er nenne Gabun „als Beispiel“ in Situationen politischer Destabilisierung.

Macron verwies auf die Übergangszeit, die Öffnung für unterschiedliche politische Kräfte und die Einhaltung der selbst gesetzten Fristen. In seiner gemeinsamen Erklärung sagte er über die Beziehungen zu Gabun, Frankreich wolle „eine neu gefundene Partnerschaft“ und „eine Win-win-Partnerschaft“ auf Basis von Respekt und kohärenten wirtschaftlichen Modellen. Zur Rohstoffpolitik erklärte er mit Blick auf Afrika, der Kontinent könne nicht länger „un continent de simple extraction des ressources“ sein.

Sicherheitspolitisch verwies Macron auf die Anpassung der Verteidigungskooperation der vergangenen Jahre. Die Partnerschaft sei „neu gefunden“ worden und basiere nun auf gegenseitiger Kooperation, Ausbildung, gemeinsamen Programmen und einer verstärkten Rolle gabunischer Bedarfsanmeldungen. Elemente sind Ausbildungsprogramme, gemeinsame Übungen, Ausrüstungsprojekte und Ausbildungsstrukturen mit regionaler Reichweite. Bestätigt wurde die Einrichtung einer „Akademie für den Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen“, die unter anderem gegen Wilderei und illegalen Goldabbau arbeiten soll.

Schutz der Wälder des Kongobeckens und Klimafinanzierung

Ein weiterer Schwerpunkt des Besuchs liegt auf Klima und Waldschutz. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung zum Schutz der Wälder des Kongobeckens wurden bestehende Verpflichtungen und neue Initiativen bilanziert. Expertengremien strukturierten ihre Arbeiten entlang der Themen Wissenschaft und Naturschutz, Rolle des Privatsektors und innovative Finanzierungsinstrumente.

Auf wissenschaftlicher Ebene wurden der Ausbau der Forschung im Kongobecken, die Ausbildung einer gabunischen wissenschaftlichen Elite sowie eine bessere Verzahnung bestehender Instrumente wie GEOS, One Forest Vision und der Umweltakademie empfohlen. Ziel ist, das Kongobecken als Referenzraum der internationalen Umweltforschung zu etablieren.

Mit Blick auf den Privatsektor nannten die Teilnehmenden die Anpassung an rechtliche Rahmenbedingungen, inklusive Entscheidungsprozesse und die gerechte Verteilung von Wertschöpfung für lokale Gemeinden als zentrale Aufgaben. Geplante Initiativen umfassen ein freiwilliges Kohlenstoffprojekt unter Regierungsaufsicht, eine Arbeitsgruppe der Wirtschaftsverbände MEDEF und FEG sowie den Aufbau eines gabunischen Umweltlabels.

Im Bereich innovativer Finanzierung wurden eine Absichtserklärung zwischen der gabunischen Regierung und Nature Conservation über rund 200 Millionen US Dollar für kommunale Entwicklungspläne, der erneute Rückhalt durch die Europäische Union und weitere Partner sowie finanzielle Zusagen aus dem Appel de Belém über 2,5 Milliarden US Dollar hervorgehoben. Der amtierende Umweltminister Mark Alexandre Doumba beschrieb das Entwicklungsmodell Gabuns als „rapide, maîtrisé, ambitieux, mais responsable, innovant et durable“.

Beim Wirtschaftsforum Gabun–Frankreich in der Baie des Rois stellte Macron die Frage, wie Staaten, die Wälder schützen, angemessen begleitet und kompensiert werden können. Er führte die 24 Millionen Hektar gabunischer Wälder, den hohen Schutzflächenanteil und das negative Kohlenstoffprofil des Landes an und sprach von einem „paradoxe qu’il nous faut traiter“. Er erinnerte an den Appel de Belém und die mit ihm verbundenen Finanzzusagen über 2,5 Milliarden US Dollar. Zudem verwies er auf internationale Finanzierungsmechanismen und forderte Unternehmen zu verstärkten Beiträgen und besser nachverfolgbaren Umweltleistungen auf.

Besuche zentraler Infrastrukturprojekte in Libreville

Im Verlauf des Staatsbesuchs besichtigten beide Präsidenten mehrere Bauvorhaben in Libreville. Erster Halt war die Cité de la Démocratie, ein großflächiger institutioneller Komplex auf 434 Hektar, der nach Jahren des Stillstands umfassend saniert wird. Der Baufortschritt liegt bei rund 75 Prozent, die Fertigstellung ist für Ende 2026 vorgesehen. Das Gelände umfasst einen Kongresssaal mit 3 000 Plätzen, präsidiale Gebäude, 55 Villen, einen Zoo und ein modernisiertes inneres Straßennetz von 12 Kilometern.

Weiterer Programmpunkt war die Cité Émeraude als künftiger Verwaltungsstandort. In der Baie des Rois, einem 400 Hektar großen Stadtentwicklungsprojekt mit Hotels, Büroflächen, Handelszonen, Freizeitbereichen und Marina, pflanzten Macron und Oligui Nguema symbolisch einen Baum. Anschließend nahmen sie an der Abschlussrunde der Waldschutzkonferenz teil und erhielten die zusammengeführten Ergebnisse der Fachpanels. Beide Staatschefs betonten dort die strategische Bedeutung der Umweltpolitik und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen.

Das Institut français du Gabon als kultureller Knotenpunkt

Ein zentrales Element der kulturellen Zusammenarbeit ist das Institut français du Gabon in Libreville. Emmanuel Macron und Brice Clotaire Oligui Nguema eröffneten die vollständig renovierten Räumlichkeiten. Das Institut verfügt nun über modernisierte Multimediaräume, eine neu gestaltete Mediathek und ein aktualisiertes Auditorium. Die Einrichtung soll als Raum für Kultur, Bildung und Innovation dienen und sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch Studierende und breitere Öffentlichkeit ansprechen.

Während der Eröffnung besuchten beide Präsidenten einen Moderaum mit Fokus auf Raphia, in dem Arbeiten des Designers Chouchou Lazare und ein Beitrag des Anthropologen Hermann Moussoudou zur kulturellen Bedeutung des Materials vorgestellt wurden. Im „Espace Campus France“ sprachen sie mit Forschenden wie Marie Josée Angue Zogho und Geoffroy de Saulieu vom Institut de recherche pour le développement über archäologische Projekte in Gabun. Außerdem kamen Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Sport und Gleichstellung zu Wort, darunter Princesse Apinda und die ehemalige Basketballnationalspielerin Géraldine Robert.

Die Führung endete in der Galerie M mit der Ausstellung „Défigurés“ zu Masken und Kultobjekten Gabuns sowie im Auditorium, wo vier B Boys mit Breakdance und N’Tcham Auftritten unter der Leitung von Ekomo Bikoro Jean Hussein auftraten. Macron bezeichnete die Kreativität der Jugend und die Dynamik der Kulturszene als wesentliche Ressourcen des Landes.

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