Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Mauritius

Erster Besuch eines französischen Staatsoberhaupts seit drei Jahrzehnten

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am 20. und 21. November 2025 Mauritius besucht. Es handelt sich um die erste Reise eines französischen Staatsoberhaupts seit mehr als dreißig Jahren. Laut den offiziellen Angaben steht der Besuch in einer Phase verstärkter politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Frankreich und seinen Partnerländern im Indischen Ozean.

Macron traf zunächst den mauritischen Präsidenten Dharam Gokhool und nahm anschließend im Caudan Arts Center an einer Veranstaltung zu neuen Technologien und Afrika teil, darunter dem Forum „Generation M.IA“ und einer regionalen AI4Good-Initiative. Er sprach dort mit jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie mit Akteuren der mauritischen und französischen Technologiesektoren.

Themenschwerpunkte: Technologie, maritime Sicherheit und Biodiversität

Während seiner Reise besuchte Macron auch das Forschungsschiff Plastic Odyssey, wo er mit Wissenschaftlern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus La Réunion und Mayotte über Maßnahmen gegen Plastikverschmutzung sprach. Der Präsident betonte bei mehreren Terminen die Bedeutung gemeinsamer Ansätze zur Bewältigung ökologischer Herausforderungen.

In der gemeinsamen Erklärung mit Premierminister Navin Ramgoolam hob Macron zentrale Politikfelder hervor, die beide Staaten künftig enger bearbeiten wollen. Genannt wurden:

  • maritime Sicherheit
  • Schutz der Biodiversität
  • Förderung der Mehrsprachigkeit und Bildungskooperation
  • Energie- und Wasserversorgung
  • Ernährungssicherheit
  • wirtschaftliche Zusammenarbeit und künstliche Intelligenz

Gemeinsame Erklärung in Port Louis

Während des öffentlichen Auftritts mit Premierminister Ramgoolam erklärte Macron wörtlich:
„Mauritius und Frankreich teilen eine gemeinsame Sicht auf die großen Herausforderungen unserer Zeit. Angesichts geopolitischer Spannungen, des Klimawandels, des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Störungen der Handelsbeziehungen glauben wir an die Einhaltung internationaler Regeln, an einen wirksamen Multilateralismus und an Zusammenarbeit.“

Beide Seiten kündigten mehrere Abkommen zur maritimen Sicherheit an. Sie betreffen unter anderem:

  • eine koordinierte Nutzung französischer Marinekapazitäten und mauritischer Luftüberwachung
  • die Bekämpfung illegalen Fischfangs
  • die Bekämpfung von Drogenhandel und organisierter Kriminalität
  • die Stärkung gemeinsamer Ausbildungsprogramme über die „Akademie des Indischen Ozeans“

Macron erinnerte zudem an die im September ratifizierte Hochsee-Schutzvereinbarung (BBNJ) und würdigte den frühzeitigen Beitritt von Mauritius.

Bildung, Forschung und Infrastruktur

Im Bereich Bildung und Hochschulen kündigten beide Regierungen ein Partnerschaftsabkommen an, das eine zweisprachige französisch-englische Exzellenzstrecke in öffentlichen Schulen einführen soll. Weitere Vereinbarungen betreffen die Anerkennung von Abschlüssen und die Fortsetzung französischer BTS-Programme auf Mauritius.

Auch in der Energie- und Wasserversorgung sollen neue Projekte entstehen. Die französische Entwicklungsagentur (AFD) und EDF sollen technische Analysen und Infrastrukturmaßnahmen begleiten. Frankreich unterstützt zudem Wasserprojekte in Mauritius und Rodrigues unter Beteiligung der Europäischen Union.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Frankreich und Mauritius vereinbarten darüber hinaus Kooperationen in den Bereichen Zuckerproduktion, Getreideversorgung und wirtschaftliche Modernisierung. Die französische Regierung sieht darin einen Beitrag zur mauritischen Ernährungssicherheit und eine Fortführung langjähriger wirtschaftlicher Beziehungen beider Länder.

Im Technologiesektor hob Macron die Bedeutung künstlicher Intelligenz hervor. Beim Besuch eines Technologieforums sprach er nach eigenen Angaben mit Unternehmern aus Mauritius sowie Vertretern aus La Réunion und Mayotte. Die AI4Good-Initiative, die in Mauritius entstand und inzwischen in mehreren afrikanischen Ländern aktiv ist, wurde als Beispiel für regionale Innovationsdynamik genannt.

Bedeutung des Indischen Ozeans im französischen außenpolitischen Konzept

Macron betonte mehrfach die sicherheitspolitische Bedeutung der Region für Frankreich.
Er sagte: „Frankreich will nicht dominieren, es will nichts aufzwingen, es will kooperieren – angesichts hegemonialer Versuchungen in einer Welt der Unordnung, in der imperialistische Ambitionen zurückkehren.“

Er verwies auf die Präsenz französischer Staatsbürger sowie auf die Bedeutung der Überseegebiete La Réunion und Mayotte, die Frankreich strategisch im Indischen Ozean verankern.

Macron erwähnte außerdem, dass Frankreich seine Position im südwestlichen Indischen Ozean angesichts wachsender Ambitionen anderer internationaler Akteure – darunter China, Russland und Indien – stärken wolle.

Besuch militärischer und diplomatischer Einrichtungen

Am 21. November besuchte Macron den botanischen Garten von Pamplemousses, wo er an einer Kranzniederlegung teilnahm und einen Baum pflanzte. Im Anschluss begab er sich auf das französische Marineschiff „Le Champlain“, das gemeinsam mit den mauritischen Küstenwachen gegen illegalen Handel und andere maritime Risiken operiert, insbesondere im Kontext des Drogenhandels aus der Region Indien–Pakistan.

Später besichtigte er den Standort der neuen französischen Botschaft in Port Louis, die 2026 eröffnet werden soll. Dort sagte Macron, Frankreich wolle den bilateralen und regionalen Austausch im Indischen Ozean weiter stärken.

Regionale Themen und internationale politische Gespräche

Der Präsident sprach zudem regionale Fragen an. Die Regierungschefs thematisierten die Situation in Madagaskar, wo derzeit ein politischer Übergangsprozess stattfindet. Frankreich will nach offiziellen Angaben die Transformation unterstützen, insbesondere in den Bereichen wirtschaftliche Entwicklung, Energie, Jugendpolitik und Korruptionsbekämpfung.

Macron ging außerdem auf die Zukunft der Insel Tromelin ein. Er nannte die gemeinsame Herangehensweise „respektvoll, pragmatisch und auf Fortschritt ausgerichtet“.

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