Die kenianische Regierung hat drei große Kredite der chinesischen Export-Import-Bank (China EXIM Bank) im Gesamtwert von rund fünf Milliarden US-Dollar in die chinesische Währung Renminbi umgewandelt. Laut Finanzminister John Mbadi betrifft die Maßnahme Kredite, die 2014 und 2015 zur Finanzierung der Standard-Gauge-Eisenbahn zwischen Mombasa und Nairobi aufgenommen wurden – dem bislang größten Infrastrukturprojekt des Landes.
Chinesische Währungsumstellung mit Signalwirkung
Die Vereinbarung stellt den ersten Fall einer solchen Währungsumstellung in Afrika dar und wird als Präzedenzfall für ähnliche Verhandlungen anderer Länder betrachtet. Äthiopien hat bereits Gespräche über eine teilweise Umwandlung seiner Schulden in Renminbi eingeleitet.

Während die Entscheidung in internationalen Beobachtungen teilweise als geopolitisches Signal einer engeren Bindung an China und als Schritt zur „Entdollarisierung“ Afrikas interpretiert wird, überwiegen nach Einschätzung von Chatham House wirtschaftliche und innenpolitische Motive.
Schuldenlast als Hauptfaktor
Hintergrund der Entscheidung ist die wachsende Schuldenbelastung des ostafrikanischen Landes. Zwischen 2013 und 2023 hat sich Kenias Staatsverschuldung nahezu verdoppelt. China gilt zwar als größter bilateraler Gläubiger, doch ein erheblicher Teil der Gesamtverschuldung entfällt auf kommerzielle und multilaterale Kredite.
Besonders belastend waren die hohen Zinskosten der chinesischen Eisenbahnkredite, deren Zinssätze ursprünglich 3 bis 3,6 Prozent über dem US-Marktzinssatz lagen. Nach Ablauf der tilgungsfreien Phase 2019–2020 führten steigende US-Zinsen dazu, dass sich die effektiven Zinskosten bis 2023 mehr als verdoppelten.
Durch die Umstellung auf den Renminbi werden die Kredite nun an den niedrigeren chinesischen Leitzins von rund 3 Prozent gekoppelt. Nach Angaben des Finanzministeriums spart Kenia dadurch jährlich etwa 215 Millionen US-Dollar an Zinszahlungen. Die neue Strukturierung umfasst zudem längere Laufzeiten, was die Liquidität des Landes spürbar entlastet.
Wirtschaftliche Prioritäten und innenpolitische Zwänge

Präsident William Ruto verfolgt mit der Maßnahme vor allem das Ziel, kurzfristigen finanziellen Druck zu mindern und wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Nach den Massenprotesten des Jahres 2024, die sich gegen Steuererhöhungen und Lebenshaltungskosten richteten, bleibt die Regierung bestrebt, soziale Spannungen vor den Wahlen 2027 zu vermeiden.
Die Zinsersparnisse durch China ergänzen eine breitere Strategie zur Schuldenbewältigung. Neben der Vereinbarung mit Peking hat Kenia in diesem Jahr zwei Eurobonds im Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden US-Dollar begeben und eine kreditbasierte Finanzierung durch die Vereinigten Arabischen Emirate abgeschlossen.
Die geringere Abhängigkeit von US-Dollar-Krediten wird von Analysten weniger als politische Abkehr vom Westen denn als pragmatische Maßnahme bewertet, um die Wechselkursrisiken und Kosten im Dollarraum zu begrenzen.
Verhältnis zu den USA: Pragmatismus statt Bruch

Die Entscheidung fiel in einer Phase angespannter Beziehungen zwischen Nairobi und Washington. Der Rückzug mehrerer US-Entwicklungsinitiativen in Afrika hat Kenias Handlungsspielräume eingeschränkt. Dennoch signalisiert die Kreditumwandlung keine strategische Abkehr von den Vereinigten Staaten.
Für Ende November ist ein Besuch des US-Vizepräsidenten JD Vance in Nairobi geplant – der erste auf dieser Ebene seit 2010. Die Begegnung soll nach Angaben diplomatischer Kreise der Neuausrichtung der bilateralen Beziehungen dienen.
Ökonomische Überlegungen überwiegen daher die geopolitische Deutung. Kenias Regierung sucht eine ausgewogene Strategie zwischen westlichen Partnern, China und den Golfstaaten, um ihre Schuldenpolitik zu diversifizieren und makroökonomische Stabilität zu sichern.
Symbol für Chinas Finanzdiplomatie
Für China markiert die Vereinbarung mit Kenia einen weiteren Schritt zur Internationalisierung des Renminbi und zur Stärkung seiner wirtschaftlichen Präsenz in Afrika. Peking nutzt finanzielle Restrukturierungen zunehmend als Instrument der wirtschaftlichen Diplomatie, um die Abhängigkeit von Dollar-basierten Kreditstrukturen zu verringern.
Analysten weisen jedoch darauf hin, dass der Vorgang keine strukturelle Abkehr vom Dollar bedeutet. Vielmehr verdeutlicht er, wie afrikanische Staaten angesichts globaler Zinsschwankungen nach flexibleren Finanzierungsformen suchen.