Wahlen in Kamerun: Paul Biya mit 53,66 % als Präsident bestätigt – Opposition spricht von Manipulation

Nach Tagen intensiver Auszählung hat die nationale Wahlkommission Kameruns die vorläufigen Ergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 12. Oktober 2025 abgeschlossen. Laut dem Bericht, der in der Nacht zum Dienstag im Palais des Congrès in Yaoundé vorgestellt wurde, liegt Staatspräsident Paul Biya mit 53,66 % der Stimmen klar vor seinen Herausforderern. Die Zahlen wurden von Journalisten und Beobachtern des staatlichen Fernsehens und privater Medien, darunter Bruno Bidjang, veröffentlicht.

Demnach entfielen auf die weiteren Kandidaten:

  • Issa Tchiroma Bakary (FSNC): 35,19 %
  • Cabral Libii (PCRN): 3,41 %
  • Bello Bouba Maïgari (UNDP): 2,45 %

Damit beansprucht Biya, der seit 1982 an der Macht ist, eine erneute Amtszeit. Seine Partei, die Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais (RDPC), sprach von einer „klaren und unbestreitbaren Bestätigung des Volkswillens“. Die Opposition hingegen weist die Ergebnisse als manipuliert zurück.

Parallel verkündet Opposition eigenen Wahlsieg

Die Opposition erkennt die Angaben der Wahlkommission nicht an. Die Union pour le Changement 2025, ein Zusammenschluss oppositioneller Kräfte, erklärte ihren Kandidaten Issa Tchiroma Bakary zum Wahlsieger mit „mehr als 60 % der Stimmen“. Sprecher der Plattform sprachen von einer „Manipulation der Resultate“ und forderten den Verfassungsrat auf, „die Wahrheit der Urnen wiederherzustellen“.

Tchiroma selbst erklärte, das „Volk habe den Wandel gewählt“ und rief Präsident Biya auf, „die Macht friedlich zu übergeben“. Beobachter vor Ort berichten, dass die Stimmung in Teilen der Hauptstadt und in den Oppositionshochburgen Douala und Maroua angespannt bleibt. Sicherheitskräfte wurden in der Umgebung öffentlicher Plätze und vor Parteizentralen verstärkt.

„Was wir auf dem Feld gesehen haben, ist eindeutig: Das kamerunische Volk hat sich für den Wechsel entschieden“, erklärte ein Sprecher der Bewegung. Die Koalition wirft der Wahlkommission vor, im Auftrag des Regimes gearbeitet zu haben, und kündigte an, Beweismaterial über Unregelmäßigkeiten in mehreren Regionen vorzulegen.

Militär bekräftigt Neutralität

Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden politischen Spannungen meldete sich das Kameruner Militär zu Wort. Der Sprecher der Streitkräfte, Kapitän de Vaisseau Atonfack Cyrille Ngeumo, betonte in einer Erklärung, die Armee werde neutral bleiben und stehe „ausschließlich auf dem Boden der Verfassung“.

„Die kamerunische Armee steht ausschließlich auf dem Boden der Verfassung, die die Souveränität des Volkes garantiert“, so Ngeumo. Er warnte Soldaten und Offiziere vor jeder Form politischer Einflussnahme und forderte sie auf, „den Versuchungen und Provokationen zu widerstehen“. Er warnte die Truppen vor politischer Instrumentalisierung: „Unsere Aufgabe ist der Schutz der Integrität des Territoriums und der Sicherheit der Bürger – nicht die Einmischung in parteipolitische Auseinandersetzungen.“

Paul Biya wird vom Verfassungsrat als PRäsident proklamiert

Der Verfassungsrat wird am 23. Oktober um 10:30 Uhr die offizielle Proklamation der Ergebnisse vornehmen. Bis dahin können Parteien und Kandidaten Beschwerden einreichen. Der Rat ist das einzige Organ, das die Wahlergebnisse endgültig validieren darf

Die Wahlkommission sprach von einem „ordnungsgemäßen Ablauf“ der Abstimmung und der Auszählung, sowohl im Inland als auch in der Diaspora. Internationale Beobachtermissionen haben bisher keine abschließenden Bewertungen veröffentlicht. Der Verfassungsrat bleibt die einzige Instanz, die das Ergebnis endgültig bestätigen oder Änderungen vornehmen kann.

Bislang haben weder die Afrikanische Union (AU) noch die Europäische Union (EU) eine Stellungnahme zu den veröffentlichten Zahlen abgegeben. Diplomatische Quellen in Yaoundé berichten, dass westliche Staaten die Entwicklungen „mit Sorge, aber auch mit Vorsicht“ beobachten, um die fragile Stabilität des Landes nicht zu gefährden.

Paul Biya, 92 Jahre alt, bleibt eine der am längsten regierenden Persönlichkeiten Afrikas. Seine mögliche Wiederwahl würde seine Herrschaft auf über vier Jahrzehnte verlängern. Oppositionsparteien hingegen hoffen, den öffentlichen Druck aufrechtzuerhalten, um politische Reformen und institutionelle Öffnung zu erzwingen.

Ob der Verfassungsrat die Ergebnisse der Kommission bestätigt oder auf Einsprüche eingeht, wird entscheidend sein für die politische Stabilität Kameruns in den kommenden Wochen.

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