GenZ-Proteste in Madagaskar – Präsident Rajoelina spricht von «Cyberangriff»

Die Hauptstadt Antananarivo erlebt seit dem 25. September anhaltende Proteste der Generation Z (GenZ). Auslöser sind Strom- und Wasserausfälle sowie Unmut über Regierungsführung. Sicherheitskräfte sichern zentrale Zufahrten, insbesondere zur symbolträchtigen Place du 13 Mai. Wie Midi Madagasikara berichtet, eskalierte die Lage zuletzt an mehreren Punkten der Stadt, darunter Anosy, Ankadifotsy-Antaninandro und Behoririka. Dort setzten Polizei, Gendarmerie und Militär wiederholt Tränengas ein.

Ablauf der GenZ Proteste in Antananarivo

Demonstrierende, überwiegend junge Menschen aus der GenZ, versuchen regelmäßig, in die Innenstadt vorzurücken. «Wir sind hier, um unsere Rechte einzufordern und den Rücktritt des Präsidenten zu verlangen», erklärte ein Student vor einer Schule in Antaninandro. Die Sicherheitskräfte blockieren die Zugänge seit den frühen Morgenstunden. Mehrere Salven mit Tränengas trieben die Gruppen wiederholt auseinander, bevor sich die Lage jeweils vorübergehend beruhigte. In Behoririka berichteten Beobachtende erneut von militärischer Räumung.

Die Proteste weiten sich organisatorisch aus. Laut den lokalen Berichten schließen sich Berufsverbände und Abgeordnete an. Der Lehrergewerkschaft Sempama folgten weitere Zusammenschlüsse. Die Bewegung verteilt Treffpunkte in Randbezirke wie Ankazomanga, Ampasika, Anosizato oder Ampasapito und kanalisiert die Zuflüsse später Richtung Zentrum. Diese dezentrale Taktik der GenZ-Proteste erschwert Planungen der Einsatzkräfte. Journalistinnen und Journalisten erhielten derweil Unterstützung durch Berufsverbände, die Wasser, Masken und Verpflegung an Einsatzorten bereitstellten.

Präsident spricht von “Cyberattacke”

Präsident Andry Rajoelina begründet die Zuspitzung mit externer Einflussnahme. In einem Live-Auftritt warf er «eine massive Cyberattacke» vor, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz junge Menschen manipuliere. «Jeder Krieg endet am Verhandlungstisch», sagte Rajoelina und betonte Gesprächsbereitschaft. Zugleich warnte er vor «bewaffneten Milizen» in den Reihen der Proteste und rief zu Wachsamkeit in den Vierteln auf. Er verwies auf Sabotagegefahren gegen Infrastruktur des Versorgers JIRAMA. Anhängerinnen und Anhänger der GenZ sollten auf Gegenkundgebungen verzichten oder diese friedlich halten.

Das GenZ-Kollektiv reagierte scharf. Nach Angaben von Madagascar-Tribune.com erklärte die Gruppe online: «Wir sind keine Roboter, wir sind Menschen.» Sie wirft den Behörden Korruption, schlechte Regierungsführung und «staatliche Gewalt» vor. Der Verweis auf internationale Geldgeber wie die Weltbank stoße ab. «Ihr Diskurs enttäuscht erneut», heißt es in dem Kommuniqué. Stimmen aus der Zivilgesellschaft und Beobachtende kritisieren die «militärische Repression» und fordern die Achtung grundlegender Rechte.

Diplomatische Vertretungen mehrerer Staaten – darunter Deutschland, Frankreich, Japan, das Vereinigte Königreich, die Schweiz, Südkorea sowie die EU-Delegation – äußerten «tiefe Betroffenheit» über Todesfälle und Gewalt. Sie mahnen Zurückhaltung an und erinnern daran, dass «Meinungs- und Versammlungsfreiheit universelle Rechte» sind. Die katholischen und protestantischen Kirchen bündeln derweil Vermittlungsbemühungen. Der Kirchenrat FFKM erklärte, er sei «bereit, auf Bitten zu reagieren» und als moralische Autorität Gespräche zu ermöglichen. Nach kirchlicher Darstellung gehören Versorgung mit Wasser und Strom, Sicherheit und Lebensunterhalt zwingend auf die Agenda möglicher Annäherungen.

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