Am 16. September 2025 stehen in Malawi die nächsten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an. Sie gelten als entscheidender Test für die Konsolidierung der Demokratie, fünf Jahre nach der historischen Annullierung der Wahl 2019. Mehrere Faktoren prägen den politischen Prozess: internationale Wahlbeobachtung, innerstaatliche Friedensinitiativen, religiöse Appelle und eine Reihe von Reformen.
Gemeinsame Wahlbeobachter von AU und COMESA
Der Gemeinsame Markt für das Östliche und Südliche Afrika (COMESA) entsandte gemeinsam mit der Afrikanischen Union (AU) ein kurzfristiges Wahlbeobachtungsteam nach Malawi. Die Mission wird vom ehemaligen äthiopischen Premierminister Hailemariam Dessalegn geleitet, unterstützt durch Botschafter Mohamed Ashraf Rashed aus dem COMESA Committee of Elders. Rund 90 Beobachterinnen und Beobachter aus Mitgliedsstaaten nehmen teil, begleitet von technischem Personal beider Organisationen.
Ahead of Malawi’s 16 Sept elections, @RuhakanaR met Foreign Minister Hon. Nancy Tembo in #Lilongwe and assured of @COMESA_HQ & @_AfricanUnion support. Both noted & commended @MalawiGovt democratic progress. The Minister pledged commitment to free, fair elections for all parties.… pic.twitter.com/HtO8NIAC7q
— COMESA Secretariat (@COMESA_HQ) September 9, 2025

COMESA und AU betonen, dass der Einsatz die Verpflichtung zur Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gemäß Artikel 6(h) des COMESA-Vertrags unterstreicht. Bereits im Vorfeld unterstützten beide Organisationen die Malawi Electoral Commission (MEC) bei der Vorbereitung, unter anderem durch eine Pre-Election Assessment Mission im April 2025.
Friedensdeklaration der Präsidentschaftskandidaten
Am 8. September 2025 unterzeichneten elf Präsidentschaftskandidaten eine Friedenserklärung in Lilongwe. Die Zeremonie fand im Bingu International Convention Center statt und wurde vom Public Affairs Committee organisiert. Ziel war es, ein gemeinsames Bekenntnis zu einem friedlichen und glaubwürdigen Wahlprozess zu sichern.
Today, I represented the AU & COMESA at the National Prayer’s for the signing of the Peace Declaration ahead of Malawi’s 2025 elections in Lilongwe. President Dr.Lazarus Chakwera, HE Joyce Banda & other presidential candidates were in attendance.#MalawiElections 2025. pic.twitter.com/LF2oSgn58j
— Dr. Ruhakana Rugunda (@RuhakanaR) September 8, 2025
Anwesend waren Vertreter der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union, von COMESA, der MEC sowie religiöse und gesellschaftliche Akteure. Präsident Lazarus Chakwera nahm ebenfalls teil. UN-Koordinatorin Rebecca Adda Dontoh bezeichnete die Erklärung als „moralischen und politischen Akt“, der Vertrauen schaffen solle. Ruhakana Rugunda, Vertreter von AU und COMESA, rief die Kandidaten dazu auf, nationale Interessen über persönliche Ambitionen zu stellen.
Religiöse Appelle zur Einheit

Auch religiöse Gruppen beteiligen sich an Friedensinitiativen. Im Rahmen der Ziyarah-Parade in Blantyre, die den Geburtstag des Propheten Muhammad markierte, rief die muslimische Gemeinschaft zu friedlichen und fairen Wahlen auf.
Organisatoren wie die Limbe Muslim Jamaat (LMJ) und die Faizan Global Relief Foundation (FGRF) betonten die Bedeutung von Einheit und Gewaltfreiheit. Neben Gebeten für die Wahlen wurden Hilfsgüter im Wert von rund 250 Millionen Kwacha an Bedürftige verteilt.
Wahlreformen und institutionelle Belastungsprobe
Die Wahlen 2025 sind die ersten nach umfassenden Reformen, die aus der Annullierung 2019 hervorgingen. Damals erklärten die Gerichte die Ergebnisse wegen Unregelmäßigkeiten für ungültig und stärkten damit das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Institutionen.
Wichtige Neuerungen umfassen die Einführung der 50%+1-Regel, die Kodifizierung von Stichwahlverfahren sowie die formelle Einbindung der Justiz in das Wahlmanagement. Erst im August 2025 verabschiedete das Parlament kurzfristig ein Gesetz, das es rund 80.000 Wahlhelfern, Sicherheitskräften und Parteifunktionären erlaubt, am Einsatzort abzustimmen. Opposition und zivilgesellschaftliche Gruppen kritisierten jedoch, dass Journalisten und unabhängige Beobachter ausgeschlossen blieben.
Boniface Chibwana, Koordinator für Wahlreformen bei der MEC, erklärte, die Änderungen seien eine direkte Folge der Erfahrungen von 2019. Gleichwohl bestehen Bedenken, ob die Reformen ausreichen, um Gewalt, Desinformation und politische Manipulation zu verhindern.
Die Wahl gilt als Dreikampf zwischen Amtsinhaber Lazarus Chakwera (MCP), dem ehemaligen Präsidenten Peter Mutharika (DPP) und Ex-Präsidentin Joyce Banda (People’s Party). Der Tod von Vizepräsident Saulos Chilima 2024 veränderte die politische Dynamik erheblich. Auffällig ist zudem die Rekordzahl von 260 unabhängigen Kandidaten, die 129 Parlamentssitze anstreben.
Zentrale Herausforderungen für die Bevölkerung
Laut einer Afrobarometer-Umfrage von 2024 betrachten 58 Prozent der Malawier Nahrungsmittelknappheit als dringendstes Problem, gefolgt von Inflation, Landwirtschaft und Gesundheitsversorgung. Während das Vertrauen in Gerichte vergleichsweise hoch bleibt, sehen 76 Prozent das Land in die „falsche Richtung“ steuern.
🇲🇼 Malawi
— ERC Africa (@ercafrica) September 9, 2025
General Election – 16 September 2025
9 in 10 Malawians say they are free to vote for the candidate of their choice without feeling pressured.
[@afrobarometer] pic.twitter.com/uTFIf4wqaX
Internationale Beobachter, darunter AU, COMESA, SADC und die EU, sollen Transparenz schaffen. Nach den Erfahrungen von 2019, als die EU die damals annulierten Ergebnisse voreilig positiv bewertete, steht ihre Glaubwürdigkeit erneut auf dem Prüfstand.