Der Second Africa Climate Summit (ACS2) ist in Addis Abeba eröffnet worden. Gastgeber sind die Afrikanische Union (AU) und Äthiopien. Das Tagungsmotto lautet: „Accelerating Global Climate Solutions: Financing for Africa’s Resilient and Green Development“.
Abiy Ahmed: „Wir verhandeln nicht über unser Überleben“
Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed rief zu einem Perspektivwechsel auf. „Beginnen wir mit dem, was Afrika hat“, sagte er. Er verwies auf die jüngste Bevölkerung der Welt, ein schnell wachsendes Solargürtel-Potenzial und große Kohlenstoffsenken. „Wir sind nicht hier, um unser Überleben zu verhandeln. Wir entwerfen die nächste Klimawirtschaft der Welt.“ Äthiopien nannte er als Beispiel. Die Green Legacy Initiative habe in sieben Jahren 48 Milliarden Bäume gesetzt. Die Climate-Resilient Wheat Initiative laufe. Der Grand Ethiopian Renaissance Dam werde bald 5.000 MW erneuerbaren Strom liefern. Addis Abeba bewerbe sich zudem um die COP32 im Jahr 2027. Diese Angaben stammen aus der Gipfelkommunikation der Veranstalter.
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— African Union (@_AfricanUnion) September 8, 2025
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AU-Kommissionsvorsitz ruft zu fairer Klimafinanzierung auf
Der Vorsitzende der AU-Kommission, Mahmoud Ali Youssouf, forderte planbare und gerechte Finanzströme. Er verlangte einen substanziell ausgestatteten Fonds für Verluste und Schäden. Kohlenstoffmärkte sollten eine unabhängige, überstaatliche Instanz steuern. Der Grüne Fonds müsse erneuert und auf Projekte mit kontinentalem Klimamehrwert ausgerichtet werden. „Die Verwundbarkeit unserer Mitglieder erfordert Klimagerechtigkeit und echte Kooperation“, sagte er. Die vollständige Ansprache ist laut AU unter dem veröffentlichten Link abrufbar.

Kenias Präsident William Ruto knüpfte an die Nairobi-Erklärung an. Er betonte Klimaschutz als Wachstumstreiber und Jobmotor. Er warnte zugleich vor Alleingängen. „Nur mutige, geeinte und anhaltende Zusammenarbeit verhindert eine Klimakatastrophe“, sagte er.
Deutschland bekräftigt Partnerschaft und Finanzierung

Deutschland entsandte Bärbel Kofler und Jochen Flasbarth nach Addis Abeba. Beide hoben die Bedeutung Afrikas für erneuerbare Energien, Anpassung und grüne Märkte hervor. „Jetzt kommt es auf Umsetzung und zukunftsfähige Investitionen an“, sagte Flasbarth. Deutschland zählt zu den größten Gebern für Klimaprojekte in Afrika. 2023 sagte die Bundesregierung knapp 1,5 Milliarden Euro bilaterale Klimafinanzierung für Afrika zu. Schwerpunkte sind Energie, Landwirtschaft, Biodiversität, Umweltschutz und Wasser. Das BMZ unterstützt die AU beim Aufbau eines einheitlichen Strommarkts. In Côte d’Ivoire speist seit 2024 ein mit deutscher Hilfe errichtetes Solarkraftwerk Strom für 150.000 Menschen ein. Diese Inhalte gehen aus Mitteilungen des BMZ hervor.
Die AU strebt 300 GW erneuerbare Kapazität bis 2030 und 760 GW bis 2040 an. Deutschland bekräftigte die Unterstützung dieser Ziele. Das Land kooperiert zudem eng mit Südafrika bei einer sozial gerechten Energiewende. Nach Regierungsangaben profitieren auch Unternehmen und Arbeitskräfte durch Qualifizierung in Zukunftsbranchen.
CCDA-XIII liefert technische Grundlage für ACS2 und COP30
Die 13. Conference on Climate Change and Development in Africa (CCDA-XIII) endete wenige Tage vor ACS2. Über 250 Fachleute formulierten Empfehlungen für eine kohärente, investitionsreife Agenda. Pan African Climate Justice Alliance und Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) betonten Finanzierungslücken. Afrika verursache weniger als 4 Prozent der Emissionen, erhalte aber nur 3 Prozent der internationalen Klimafinanzierung. Die AfDB skizzierte eine Skalierung klimaintelligenter Investitionen. Dazu zählt die Mobilisierung von 4 Milliarden US-Dollar über das Climate Action Window bis 2025. „Resilienz muss an den Frontlinien der Verwundbarkeit entstehen“, sagte AfDB-Direktor Anthony Nyong.

CCDA forderte Investitionen in Daten, Frühwarnsysteme und indigenes Wissen. Die Agenda setzt auf Anpassung, Resilienz und fairen Zugang zum Fonds für Verluste und Schäden.
Sie empfiehlt grüne Anleihen, Blended Finance und eine Ausrichtung von Finanzflüssen auf 2,5 bis 3 Billionen US-Dollar jährlich bis 2030. Energiezugang, Wertschöpfung bei kritischen Mineralien und grüner Wasserstoff sollen zentrale Pfeiler sein. Die Empfehlungen sollen die Addis Ababa Declaration prägen. Diese Angaben stammen aus den Konferenzkommunikationen der CCDA-Akteure.
Migration, Märkte und Kostenvermeidung
Das BMZ verweist auf europäische Interessen in den Feldern Migration, Ernährungssicherheit und Energiemärkte. Ambitionierte Klima- und Entwicklungsziele könnten laut OECD und UNDP bis 2035 über 45 Millionen Menschen in Afrika aus extremer Armut holen. Bis Ende des Jahrhunderts ließen sich in einzelnen Ländern über 15 Prozent des BIP an Klimakosten vermeiden. Diese Zahlen wurden in den deutschen Delegationsstatements genannt.
Deutschland unterstützt afrikanische Städte bei Klimarisiko-Planung. In Mosambik, Sambia und Simbabwe fördert es gemeindebasierte Anpassung in über 100 Kommunen. Ziel ist eine höhere Resilienz besonders verwundbarer Gruppen. Das BMZ ordnete diese Projekte den Prioritäten Anpassung, Schutz kritischer Infrastruktur und sozial gerechte Transformation zu.