Die langanhaltende Kraftstoffkrise in Burundi hat mit der Einführung des Igitoro Pass V 1.0 am 5. Oktober 2024 durch die staatliche Gesellschaft SOPEBU eine neue Wendung genommen. Das digitale System zur Regulierung der Kraftstoffverteilung stößt jedoch auf breite Kritik und scheint die Situation an den Tankstellen nicht zu verbessern.
Kraftstoffkrise: Ein chaotischer Alltag an den Tankstellen
Autofahrer berichten weiterhin von langen Warteschlangen und chaotischen Zuständen an den Tankstellen. Das System, das Kraftstoffkäufe anhand der Endziffern der Kfz-Kennzeichen organisiert, sorgt laut Kritikern für Unklarheiten. „Man sollte freitags tanken können, aber oft sind noch Fahrzeuge von Donnerstag oder Mittwoch an der Reihe“, beschreibt Déo Ntakirutimana, ein betroffener Autofahrer.
Hinzu kommen unvorhersehbare Engpässe: Kraftstofflieferungen treffen verspätet ein, und oft sind die Tanks leer, bevor alle Fahrzeuge in der Warteschlange bedient wurden. „Man kann nur hilflos abwarten, ohne Gewissheit, ob man am nächsten Tag tanken darf“, beklagt ein weiterer Betroffener.
Zweifel an der Effektivität des Systems
Viele Nutzer kritisieren, dass der Igitoro Pass keine wesentliche Verbesserung bringt. „Das System wurde entwickelt, um die Verfügbarkeit zu erleichtern, aber ohne ausreichend Kraftstoff ist es keine Lösung“, erklärt ein Unternehmer.
Auch technische Probleme verschärfen die Lage. Michel Kayoya, ein Taxifahrer, berichtet von Störungen der App während kritischer Phasen der Kraftstoffverteilung, was zu weiteren Verzögerungen führt. Ein anderer Fahrer beschreibt das System als „Gegenmodell“ zu einer gerechten Verteilung, da es Spekulationen auf dem Schwarzmarkt fördert.
Reaktionen der Zivilgesellschaft
Die Organisation PARCEM äußert sich ebenfalls kritisch. Faustin Ndikumana, Direktor von PARCEM, nennt den Igitoro Pass eine „Halblösung“. Seiner Ansicht nach verschleiert das System die Grundursache der Krise: die unzureichende Versorgung. Ndikumana fordert, dass die Regierung größere Kraftstoffvorräte für drei bis fünf Monate anlegt, um die Krise nachhaltig zu entschärfen.
Technische Anpassungen und Perspektiven
Der Programmierer Innocent Sangwe beruhigt die Nutzer hinsichtlich technischer Schwierigkeiten. Regelmäßige Updates sollen die Funktionalität der App verbessern. Aktuell ist der Igitoro Pass nur auf iPhones verfügbar, eine Erweiterung für Android-Geräte wird jedoch angestrebt.
Der Generaldirektor von SOPEBU, Innocent Girukwishaka, betont die Vorteile der neuen Technologie. Sie ermögliche eine bessere Nachverfolgbarkeit und Bestandsverwaltung. Eine Stellungnahme zu den wiederkehrenden Stromausfällen und den Auswirkungen auf die Verteilung steht jedoch noch aus.
Ein umstrittenes Modell ohne Durchbruch
Obwohl der Igitoro Pass als Fortschritt angekündigt wurde, hat er die langanhaltende Krise bislang nicht entschärfen können. Stattdessen haben Nutzer weiterhin mit Engpässen, technischen Problemen und chaotischen Zuständen zu kämpfen. Experten fordern nun eine Priorisierung des Kraftstoffsektors und eine langfristige Strategie zur Stabilisierung der Versorgung.