Mit dem erstmals durchgeführten Wirtschaftstag in Ghana hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein neues Dialogformat gestartet, das deutsche Unternehmen frühzeitig und strukturiert in entwicklungspolitische Prozesse einbindet. Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan betonte bei ihrem Besuch in Accra, dass dieses Format ein zentraler Bestandteil ihrer neuen Strategie sei, die wirtschaftliche Praxis enger mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu verknüpfen. Ziel ist es, Austausch direkt vor Ort zu ermöglichen und Impulse zu setzen, die nachhaltiges Wachstum und faire Partnerschaften stärken.
Fokus auf Schlüsselbranchen und Investitionspotenzial
Der Wirtschaftstag richtet sich insbesondere an deutsche Unternehmen, die bereits in Ghana aktiv sind oder ein Engagement planen. Im Mittelpunkt stehen Sektoren, die für die wirtschaftliche Transformation Ghanas besonders relevant sind. Dazu zählen Landwirtschaft, Bauwirtschaft, IT- und Digitalwirtschaft, Energieversorgung sowie Gesundheits- und Pharmabranche. Zu den über dreißig Teilnehmenden gehören international tätige Unternehmen wie Siemens, Heidelberg Materials, Knauf, Liebherr, DHL, MC Bauchemie und Draeger.
Die Auswahl der Branchen reflektiert sowohl die Reformorientierung Ghanas als auch den Bedarf an Investitionen in produktive Strukturen, erneuerbare Energien, digitale Dienstleistungen und industrielle Kapazitäten. Ministerin Alabali-Radovan hob hervor, dass Ghana aufgrund stabiler Rahmenbedingungen und klarer wirtschaftspolitischer Signale besonders attraktive Perspektiven für deutsche Unternehmen biete.
Unternehmensanliegen fließen in Regierungsverhandlungen ein
Ein Kernelement des neuen Dialogansatzes ist die direkte Verbindung zwischen Unternehmensfeedback und den am Folgetag stattfindenden Regierungsverhandlungen zwischen Deutschland und Ghana. Anliegen, Herausforderungen und Projektideen der Unternehmen werden dabei unmittelbar in den politischen Prozess eingespeist. Thematisch geht es vor allem um Investitionsbedingungen, Bürokratieabbau und die Beseitigung unternehmerischer Hürden.

Der Wirtschaftstag wird gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dem Auswärtigen Amt, der Auslandshandelskammer, dem Afrikaverein der deutschen Wirtschaft und ghanaischen Partnerinstitutionen umgesetzt. Damit verbindet das Format wirtschaftspolitische Expertise mit außenpolitischer und entwicklungspolitischer Koordination.
Beispiele erfolgreicher deutsch-ghanaischer Kooperation
Die bestehende Zusammenarbeit zwischen deutschen Unternehmen und Ghana zeigt bereits konkrete Wirkung. Zu den aktuellen Projekten zählen:
- Ausbildungskooperation in der IT-Branche: Im Rahmen der BMZ-Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial-gerechten Wandel“ arbeiten getINNOTized, eServices Africa Ltd. und das US-Unternehmen Concentrix zusammen, um junge ghanaische IT-Talente auszubilden. Die Absolventinnen und Absolventen arbeiten remote für deutsche und internationale Unternehmen.
- Inklusive textile Wertschöpfung: Das Unternehmen DTRT Apparel qualifiziert gehörlose Menschen als Näherinnen und Näher und trägt damit zur Förderung inklusiver Beschäftigung in der ghanaischen Textilindustrie bei.
Diese Projekte zeigen, wie Partnerschaften zwischen der deutschen Wirtschaft und lokalen Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur beruflichen Qualifizierung und zur Stärkung lokaler Wertschöpfung beitragen können.
Mit dem neuen Wirtschaftstag etabliert das BMZ ein Format, das wirtschaftliche Expertise, unternehmerische Praxis und entwicklungspolitische Ziele systematisch verzahnt. Für Ghana eröffnet es zusätzliche Möglichkeiten, Investitionen anzuziehen und Reformprioritäten eng mit den Bedürfnissen privater Akteure abzustimmen. Für deutsche Unternehmen entstehen transparente Kanäle zur Kommunikation ihrer Anliegen und zur Entwicklung langfristiger Partnerschaften.