Das algerische Unternehmen Naftal, Tochtergesellschaft des staatlichen Öl- und Gaskonzerns Sonatrach, hat die Einfuhr von einer Million Fahrzeugreifen aus Deutschland angekündigt. Die Lieferung bildet die erste Phase eines größeren Importvorhabens, das insgesamt 4,5 Millionen Reifen umfassen soll. Angaben zu Marke, Auftragsvolumen oder Lieferzeitraum machte Naftal nicht.
Die Entscheidung steht im Zusammenhang mit massiven Versorgungsengpässen und stark gestiegenen Preisen für Reifen auf dem algerischen Markt. Naftal zufolge sollen die Importe eine Preissenkung zwischen 35 und 55 Prozent ermöglichen und damit die Situation für Verbraucher spürbar verbessern.
Politischer Hintergrund der Importentscheidung
Die Anordnung zur Beschaffung großer Reifenkontingente erteilte Präsident Abdelmadjid Tebboune am 26. August. Anlass war ein schwerer Busunfall am 15. August im Oued El Harrach, bei dem 18 Menschen starben und 25 verletzt wurden. Bei einer Sitzung zum Transportsektor forderte der Präsident Maßnahmen gegen Engpässe und Preissteigerungen angesichts schwacher lokaler Produktion und verzögerter Importgenehmigungen.

Mit der nun eingeleiteten Importoffensive soll die Versorgung stabilisiert und die Verkehrssicherheit erhöht werden, da immer wieder über den Einsatz abgefahrener oder qualitativ minderwertiger Reifen berichtet wurde.
Serie schwerer Verkehrsunfälle verstärkt Handlungsdruck
Parallel zu den Entwicklungen im Transportsektor kam es erneut zu schweren Verkehrsunfällen. Auf der Nationalstraße 17 in Mostaganem verunglückte am Morgen des 17. November ein Reisebus. Nach ersten Angaben der Zivilschutzbehörde wurden 14 Menschen verletzt und zur Behandlung in nahegelegene Krankenhäuser gebracht. Die genaue Unfallursache ist bislang ungeklärt.
Der Vorfall ist der dritte Busunfall innerhalb weniger Tage. Am Dienstag waren 28 Menschen bei einer Kollision zweier Busse auf der RN1 verletzt worden. Am Mittwoch folgten 32 Verletzte bei einem Unfall zwischen einem Bus, einem Lastwagen und mehreren Autos auf der RN24 in Bejaia.
Darüber hinaus kam es am Wochenende zu besonders schweren Unfällen im Individualverkehr. In Bouira starben vier Menschen bei einem Zusammenstoß zweier Fahrzeuge auf der RN25. In Djelfa kamen vier weitere Personen ums Leben, nachdem ihr Fahrzeug auf der Umgehungsstraße von Ain Oussera in Brand geraten war.
Zusammenhang zwischen Infrastrukturmängeln und Unfallgeschehen
Die erneute Häufung von schweren Verkehrsunfällen verstärkt die Debatte über Straßeninfrastruktur, Fahrzeugwartung und Regulierung des gewerblichen Verkehrs. Vor allem die unzureichende Versorgung mit qualitativ hochwertigen Reifen wurde in den vergangenen Monaten verstärkt als Risikofaktor diskutiert. Die jetzt eingeleiteten Importe gelten daher als kurzfristige Entlastungsmaßnahme, während strukturelle Reformen im Transportsektor weiter auf sich warten lassen.