Visapflicht für marokkanische Staatsangehörige

Algerien führt mit sofortiger Wirkung eine Visapflicht für alle ausländischen Staatsangehörigen mit marokkanischem Pass ein.

Laut einer Mitteilung des algerischen Außenministeriums wurde diese Entscheidung im Zuge zunehmender Spannungen zwischen Algerien und Marokko getroffen. Algerien beschuldigt Marokko, durch verschiedene Aktivitäten, die “die Stabilität und Sicherheit Algeriens gefährden”, in den letzten Jahren zur Verschlechterung der bilateralen Beziehungen beigetragen zu haben.

Krude Verschwörungstheorien als Begründung

Algerien hatte nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen im August 2021 zunächst darauf verzichtet, eine Visapflicht für marokkanische Staatsbürger wieder einzuführen. Diese Entscheidung sei damals aus Rücksicht auf die „engen menschlichen und familiären Verbindungen zwischen den beiden Völkern“ getroffen worden, wie das Außenministerium in seiner aktuellen Erklärung betonte.

Jedoch sieht sich die algerische Regierung nun gezwungen, die Visapflicht wieder einzuführen. Laut der Mitteilung, welche von der staatlichen Nachrichtenagentur APS verbreitet wurde, haben die algerischen Sicherheitsbehörden vermehrt Aktivitäten festgestellt, die als Bedrohung für die nationale Sicherheit angesehen werden. Dazu zählen „organisierte kriminelle Netzwerke, Drogenhandel, Menschenhandel sowie Spionageaktivitäten durch zionistische Geheimagenten, die marokkanische Pässe benutzen.“

Nicht die erste Maßnahme

Algerien beschuldigt Marokko, diese Aktivitäten bewusst zu unterstützen, was „eine direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit“ darstelle. Deshalb habe sich die algerische Regierung für eine „strikte Kontrolle“ aller Einreise- und Aufenthaltsgenehmigungen von marokkanischen Staatsbürgern entschieden.

Folgende Maßnahmen hat Algerien schon beschlossen:

  • Die Schließung der Grenzen seit 1994
  • Ein Flugverbot für marokkanische Flugzeuge in den algerischen Luftraum
  • Verbot jeglicher Seeverbindungen über einen marokkanischen Hafen
  • Exportverbot von Kraftstoffen und Energie nach Marokko

Trotzdem sieht die algerische Seite die Verantwortung für die aktuelle Eskalation der diplomatischen Spannungen vollständig bei Marokko und seinen „feindseligen Handlungen“, wie aus der Stellungnahme des Außenministeriums hervorgeht. Das Königreich Marokko hat dem östlichen Nachbarstaat keinerlei Sanktionen auferlegt.

Auswirkungen auf die Region

Die Entscheidung, die Visapflicht wieder einzuführen, könnte weitreichende Folgen für die Region haben. Die enge Verflechtung zwischen den Bevölkerungen Algeriens und Marokkos sowie die wirtschaftlichen Beziehungen dürften von dieser Maßnahme erheblich betroffen sein. Beobachter gehen davon aus, dass dies die ohnehin angespannten politischen Beziehungen weiter belasten könnte.

Zudem wird erwartet, dass die algerische Entscheidung im internationalen Kontext genau beobachtet wird, insbesondere im Hinblick auf die Bemühungen der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen, die Spannungen in der Region abzubauen.

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