Ugandas Präsident Yoweri Museveni hat am 8. November 2025 in einem Radiointerview vor möglichen zukünftigen Kriegen in der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) gewarnt, sollte Uganda als landumschlossenes Land keinen garantierten Zugang zum Indischen Ozean erhalten. Die Äußerungen wurden in regionalen Medien als implizite Drohung gegenüber Kenia gewertet. Rund 65 Prozent des ugandischen Außenhandels laufen über den Hafen von Mombasa, wodurch Uganda in zentralen Wirtschafts- und Logistikketten eng mit Kenia verbunden ist.
Radiointerview löst diplomatische Debatte aus
Der Kontext der Äußerungen betrifft langjährige regionale Auseinandersetzungen über Infrastrukturprojekte, darunter Eisenbahnverbindungen, Rohölpipelines und grenzüberschreitende Transportkorridore. In den vergangenen Jahren haben Verzögerungen bei zentralen Vorhaben, insbesondere bei der Standard Gauge Railway (SGR) und bei den Planungen für Ölpipelines, wiederholt Spannungen innerhalb der EAC ausgelöst. Uganda sucht zunehmend nach Alternativen, etwa durch neue Logistikrouten über Tansania.
In der 20-minütigen Radiosendung sprach Museveni über historische Grenzziehungen, wirtschaftliche Abhängigkeiten und die Frage des militärischen Zugangs. Seine Formulierungen enthielten deutliche Hinweise auf mögliche Konflikte, sollten Absprachen über Verkehrswege und Infrastruktur scheitern.
Zentrale Passagen der Rede
In dem Interview beschrieb Museveni den Indischen Ozean als „Afrikas gemeinsames Erbe“ und verglich die Lage Ugandas mit einem „Wohnblock“, in dem allen Parteien der gemeinsame Hof zustehe. Er warnte:
„In Zukunft könnte es Kriege geben, weil Binnenländern der Zugang zum Meer verweigert wird. Wir sind berechtigt, den Indischen Ozean über Kenia oder Tansania zu betreten.“
Er äußerte Unmut über „endlose Gespräche“ zu Eisenbahnen und Pipelines, die sich über Jahre ohne konkrete Fortschritte hinzögen: „Wenn wir das nicht lösen, werden Kriege ausbrechen. Uganda wird sich notfalls den Weg in den Indischen Ozean erkämpfen.“
Die Aussagen richteten sich nicht ausdrücklich gegen Kenia. Die geografische Nähe und bestehende Abhängigkeiten ließen jedoch wenig Zweifel daran, auf welches Nachbarland sich Musevenis Warnung bezog.
Frühere Spannungen und militärische Rhetorik

Musevenis Warnung steht nicht isoliert. Bereits 2022 hatte sein Sohn, General Muhoozi Kainerugaba, öffentlich mit einer Invasion Kenias gedroht. Museveni entschuldigte sich damals. Der jüngste Vorfall wird vor diesem Hintergrund als erneute rhetorische Eskalation eingeordnet, auch wenn keine unmittelbare Kriegsabsicht erkennbar ist.
Uganda hat jüngst die Gründung einer Marine angekündigt, um langfristig Überwasserfähigkeiten aufzubauen – trotz fehlenden direkten Meereszugangs. Die Ankündigung wurde regional als Versuch gewertet, außenpolitische Spielräume zu erweitern und Unabhängigkeit zu demonstrieren.
Kenias Reaktionen: Beruhigungssignale und politische Zurückhaltung
Kenia reagierte zurückhaltend auf die Aussagen Musevenis. Das Außenministerium betonte, bestehende Abkommen zum Zugang zu Häfen und Transportkorridoren würden eingehalten. Die Regierung von Präsident William Ruto vermied eine direkte Konfrontation. Premierminister Musalia Mudavadi äußerte sich nicht öffentlich, was in Nairobi Kritik auslöste.
Politische Analystinnen und Analysten interpretierten Musevenis Worte als diplomatische Taktik, um Verhandlungsdruck zu erhöhen. Ugandas Wirtschaft würde erhebliche Schäden erleiden, sollte der Zugang zu kenianischen Häfen unterbrochen werden. Kenia gilt wirtschaftlich und militärisch als überlegen. Selbst in Nairobi wurde darauf hingewiesen, dass Kampalas Nähe zur kenianischen Grenze im Konfliktfall erhebliche Verwundbarkeiten bedeute.

In Uganda werteten Anhänger Musevenis die Aussagen als Ausdruck nationaler Entschlossenheit. Oppositionspolitikerinnen und -politiker sahen hingegen eine Ablenkung von innenpolitischen Herausforderungen, darunter Streit um Musevenis Sohn Muhoozi und Kontroversen um den stattfindenden Wahlkampf.