US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass Südafrika keine Einladung zum G20-Gipfel 2026 in Miami erhalten soll und zugleich die sofortige Einstellung aller US-Finanzhilfen an Pretoria verfügt. Als Begründung nannte er ein angebliches „Respektdefizit“ der südafrikanischen Regierung gegenüber den USA beim G20-Gipfel 2025 in Johannesburg sowie politische Differenzen, insbesondere in Menschenrechtsfragen und der Bewertung der Lage weißer Farmer im Land.
US-Entscheidung gegen Südafrika und Stopp der Finanzhilfen
In einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social erklärte Trump, Südafrika habe sich geweigert, bei der Abschlusszeremonie symbolisch die G20-Präsidentschaft an einen Vertreter der US-Botschaft zu übergeben – eine Veranstaltung, die die USA nach eigenen Angaben ohnehin boykottiert hatten. Daraus leitete der Präsident die Entscheidung ab, Südafrika vom kommenden Gipfel auszuschließen und sämtliche Hilfsprogramme einzufrieren. Die Regierung in Pretoria wurde von ihm als „nicht würdig“ bezeichnet, in internationalen Organisationen mitzuwirken.

Trump verknüpfte seine Kritik mit erneut vorgebrachten Vorwürfen schwerer Menschenrechtsverletzungen gegen Afrikaner europäischer Herkunft und sprach von „Tötungen“ und „Enteignungen von Farmen“ ohne Entschädigung. Die US-Regierung hatte bereits im Februar 2025 mit dem Präsidialerlass 14204 Bundesbehörden angewiesen, Programme zur erleichterten Umsiedlung weißer Afrikaner nach Amerika zu prüfen.
G20-Präsidentschaft 2026 in Miami: Schwerpunkte der US-Regierung

Parallel zur politischen Eskalation skizziert die US-Regierung ihre inhaltlichen Prioritäten für die G20-Präsidentschaft 2026. Außenminister Marco Rubio stellte in einem Beitrag auf der Plattform Substack und in öffentlichen Kommentaren drei Kernziele heraus: Abbau regulatorischer Hürden, Sicherung bezahlbarer und verlässlicher Energieversorgungsketten sowie Förderung neuer Technologien und Innovationen. Die USA wollen den Gipfel in Miami mit dem 250-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit verknüpfen und sich als Modell für unternehmerisch getriebene Wachstumsstrategien präsentieren.
Rubio kritisierte in diesem Zusammenhang die südafrikanische G20-Präsidentschaft 2025. Sie habe sich aus Sicht Washingtons zu stark auf Themen wie Klimapolitik, Diversität, Inklusion und Entwicklungshilfe konzentriert und damit angeblich zentrale Wachstumsfragen in den Hintergrund gedrängt. Zudem warf er Pretoria vor, US-Positionen in G20-Arbeitsgruppen blockiert, Konsenstexte politisiert und US-Beamte, die an Verhandlungen beteiligt waren, öffentlich „gedoxt“ zu haben.

Als Gegenfolie stellte Rubio unter anderem Polen heraus, das als „fokussiert auf die Zukunft“ und als enger US-Partner in ein erweitertes G20-Format eingebunden werden soll. Zugleich betonte er, die USA würden „das Volk Südafrikas“ weiter unterstützen, nicht aber die amtierende Regierung in Pretoria.
Reaktion aus Pretoria: Hinweis auf G20-Gründungsstatus und multilaterale Regeln
Die südafrikanische Regierung weist sowohl den Ausschluss aus dem Kreis der G20 als auch die inhaltliche Kritik zurück. Außenminister Ronald Lamola betont in einer ausführlichen schriftlichen Erwiderung auf Rubios Beitrag, dass Südafrika Gründungsmitglied des G20-Formats sei und „kein einzelner Staat“ das Recht habe, ein anderes Mitglied unilateral auszuschließen. Nach seiner Darstellung kann über Zusammensetzung und Einladungen nur im Rahmen der G20-Mechanismen und auf Grundlage gemeinsamer Verständigungen entschieden werden.
Lamola beschreibt die südafrikanische Präsidentschaft 2025 als bewusst auf Multilateralismus, Gleichberechtigung und Einbindung des Globalen Südens ausgerichtet. Leitmotiv sei das Ubuntu-Prinzip – „Ich bin, weil wir sind“ – gewesen. Südafrika habe eine „menschenzentrierte“ G20 angestrebt, in der Delegationen aus Afrika und anderen Regionen strukturell einbezogen würden.

Zur Untermauerung verweist der Minister auf öffentliche Reaktionen internationaler Spitzenvertreter. Der indische Premierminister Narendra Modi, die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds Kristalina Georgieva und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hätten die Organisation des Gipfels in Johannesburg, die Einbindung Afrikas und den Beitrag Südafrikas zur globalen Koordination ausdrücklich gewürdigt. Eine Vertreterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) habe die Präsidentschaft als Beispiel für „würdevolle, strategische und menschenzentrierte“ afrikanische Führung bezeichnet.
Lamola weist zudem darauf hin, dass die USA zentrale G20-Termine in Südafrika selbst nicht wahrgenommen hätten. Der Vorwurf, Pretoria habe Konsensbildung sabotiert, sei daher aus seiner Sicht unbegründet. Die Rolle des Gastgeberlandes sei es gewesen, „Bedingungen für Dialog“ zu schaffen, nicht aber Positionen anderer Staaten zu bestimmen.
Südafrikas innenpolitische Verteidigung: Verweis auf Verfassung, Transformation und Entwicklungsdaten
Neben der G20-Frage adressiert Lamola ausführlich die Kritik an der inneren Verfasstheit Südafrikas. Er verweist auf die 30-jährige demokratische Entwicklung seit dem Ende der Apartheid, die Existenz einer Regierung der Nationalen Einheit mit zehn Parteien und die verfassungsrechtliche Verankerung von Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Transformation.
Transformationspolitiken, die in den USA teilweise als „rassistisch“ kritisiert würden, beschreibt Lamola als verfassungsmäßigen Auftrag, der aus der langen Geschichte kolonialer und apartheidbedingter Ungleichheit erwachse. Unter Bezug auf Reden Nelson Mandelas aus den 1990er-Jahren stellt er wirtschaftliche Umverteilung und politische Versöhnung als komplementäre Bausteine eines demokratischen Umbaus dar.

Zur Abwehr des Vorwurfs struktureller „Anti-Weiß“-Politik verweist der Minister auf sozioökonomische Kennzahlen. Das Bruttoinlandsprodukt Südafrikas habe sich zwischen 1994 und 2024, gemessen in konstanten Preisen, stark erhöht. Die nationale Wirtschaft sei trotz Phasen der Korruptionskrise und sogenannter „State Capture“ gewachsen. Der Human Development Index (HDI) sei von einem mittleren auf ein hohes Niveau gestiegen, und der Anteil der Haushalte mit Zugang zu Strom liege über 95 Prozent, der Zugang zu Leitungswasser nahe 90 Prozent.
Mit Blick auf die vielfach zitierten Landfragen und die Sicherheit von Farmer*innen betont Lamola, dass die landwirtschaftliche Produktion seit 1994 in Wert gemessen mehr als verdoppelt worden sei und Südafrika heute als einziges afrikanisches Land zu den 40 größten Agrarexporteuren der Welt zähle. Enteignungen ohne Entschädigung und systematische Landüberfälle, wie sie von Trump und Rubio behauptet werden, seien mit dieser Entwicklung unvereinbar. Landreform erfolge nach seinen Angaben im Rahmen „marktbasierter und rechtsstaatlich abgesicherter“ Verfahren, die Eigentumsrechte schützen und zugleich eine breitere Beteiligung schwarzer Farmer ermöglichen sollen.
Lamola ordnet diese Maßnahmen als Teil eines langfristigen Prozesses der gesellschaftlichen Heilung ein. Südafrika stehe noch immer vor der Aufgabe, jahrhundertelange Ungleichheit abzubauen, gleichzeitig aber makroökonomische Stabilität, Investitionssicherheit und soziale Kohäsion zu gewährleisten.
Deutsche Position und Forderung im G20-Konflikt
Die Auseinandersetzung zwischen Washington und Pretoria bleibt nicht ohne Reaktion anderer G20-Mitglieder. Aus Berlin kommt ein explizites Plädoyer gegen eine Verkleinerung des Formats und für die weitere Einbindung Südafrikas.

Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte, er halte es für falsch, G7- oder G20-Runden „ohne triftigen Grund“ zu verkleinern. Er kündigte an, er werde versuchen, Trump zu überzeugen, die südafrikanische Regierung doch zum G20-Gipfel 2026 einzuladen. Zuvor hatte der Sprecher des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa darauf hingewiesen, zahlreiche G20-Mitglieder hätten Pretoria in direkten Kontakten ihre Unterstützung zugesichert, ohne jedoch öffentlich genannt zu werden.
Deutschland positioniert sich damit als Fürsprecher eines inklusiven G20-Formats, das Südafrika weiterhin als Mitglied am Tisch sieht, obwohl der künftige Gastgeber die Einladung verweigert. Die Forderung richtet sich vorrangig an Washington, zielt aber zugleich auf die Bewahrung des G20 als Forum, das große Industrie- und Schwellenländer in ihrer Breite abbildet.