In wenigen Tagen, am 29. Oktober 2025, finden in Tansania die allgemeinen Wahlen statt. Gewählt werden der Präsident der Vereinigten Republik Tansania, die Mitglieder des Nationalparlaments sowie Kommunalvertreter in den Wahlkreisen. Parallel dazu werden auf Sansibar Präsident und Abgeordnetenhaus in separaten Wahlen bestimmt. Insgesamt sind laut der Unabhängigen Nationalen Wahlkommission (INEC) rund 37,6 Millionen Bürgerinnen und Bürger registriert.

Die Abstimmung erfolgt nach dem Mehrheitsprinzip („first past the post“). Präsidentin Samia Suluhu Hassan, Kandidatin der Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM), bewirbt sich um ihr erstes volles Mandat, nachdem sie 2021 das Amt des verstorbenen John Magufuli übernommen hatte. Ihre Mitbewerber stammen überwiegend aus kleinen Parteien oder unabhängigen Gruppierungen.
Organisation der Wahlen in Tansania
Die Wahlen werden von der INEC und der Zanzibar Electoral Commission (ZEC) organisiert. Die Wahlkampagneläuft seit dem 28. August und endet kurz vor dem Wahltag. Der Urnengang markiert die erste nationale Wahl unter den 2024 verabschiedeten neuen Wahlgesetzen, die laut Regierung mehr Transparenz schaffen sollen – Kritiker bemängeln jedoch, dass sie den Einfluss der Exekutive auf den Wahlprozess weiterhin sichern.
Das Parlament umfasst 264 direkt gewählte Abgeordnete, ergänzt durch 102 Sitze für Frauen, 5 Vertreter Sansibarsund bis zu 10 vom Präsidenten ernannte Mitglieder.
Die biometrische Wählerregistrierung soll Manipulationen verhindern, doch zivilgesellschaftliche Organisationen berichten von mangelnder Aufklärung, eingeschränkter Unabhängigkeit der Verwaltung und ungleichem Zugang zu Medien.
Kandidaten und Ausschlüsse der Opposition
Die INEC ließ 17 Präsidentschaftskandidaten zu, darunter zahlreiche Vertreter kleinerer Parteien. Auffällig ist das Fehlen prominenter Oppositionspolitiker.

Tundu Lissu, Vorsitzender der Chadema, wurde im April wegen „Anstiftung“ und „Hochverrats“ festgenommen und kurz darauf von der Wahl ausgeschlossen. Die Partei selbst wurde vom Wahlprozess ausgeschlossen, nachdem sie ein Verhaltenskodex-Dokument nicht unterzeichnet hatte.
Luhaga Mpina von der ACT-Wazalendo wurde im August disqualifiziert, angeblich wegen Formfehlern.
#TANZANIA: AMNESTY INTERNATIONAL SLAMS TANZANIA’S 2025 ELECTION AS “UNOPPOSED, UNCHECKED AND UNJUST”
— MwanzoTV (@MwanzoTv) October 21, 2025
Amnesty International has condemned Tanzania’s upcoming general election, describing it as “Unopposed, Unchecked and Unjust” in a report released on October 20, 2025.
The rights… pic.twitter.com/PSyH1YCItC
Internationale Beobachter sprechen von einer systematischen Einschränkung politischer Freiheiten: Medienzensur, Verhaftungen und das Verschwinden von Oppositionellen prägen den Wahlkontext. Amnesty International kritisierte in seinem Bericht „Unopposed, Unchecked and Unjust“ vom 20. Oktober eine „Atmosphäre der Angst und Repression“.
Internationale Beobachtung: SADC-Mission eingetroffen
Am 21. Oktober traf die Wahlbeobachtungsmission der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC-SEOM) in Daressalam ein. Die Delegation unter Leitung des ehemaligen malawischen Parlamentspräsidenten Richard Msowoya wird die Abstimmung bis zur Amtseinführung Anfang November begleiten.
Der tansanische Außenminister Mahmoud Thabit Kombo begrüßte die Delegation und betonte die Verpflichtung seines Landes, „Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit während der Wahlperiode zu wahren“.
#SADC successfully concluded a 4-day training programme for its Election Observation Mission to the General Election of U.R. Tanzania. The training, equipped observers from 10 SADC Member States with necessary skills & knowledge to conduct their duties effectively. @EliasMagosi pic.twitter.com/NT3Xfhmjy1
— SADC Secretariat (@SADC_News) October 19, 2025
Msowoya erklärte, die SADC werde ihre Arbeit „im Einklang mit Artikel 8 der SADC-Prinzipien für demokratische Wahlen“ durchführen, ohne die Souveränität Tansanias zu verletzen.
Neben der SADC sind auch Vertreter der EAC, der Afrikanischen Union sowie mehrerer diplomatischer Vertretungen als Beobachter akkreditiert, wenngleich der Zugang im Vergleich zu früheren Wahlen eingeschränkt ist.
Zivilgesellschaft und religiöse Autoritäten rufen zu friedlicher Wahl auf
Auch lokale Akteure beteiligen sich an der Mobilisierung für einen friedlichen Ablauf. In der Region Kilimandscharo riefen traditionelle Maasai-Älteste (Malaigwanan) am Montag zu einem respektvollen Wahlkampf und hoher Wahlbeteiligung auf.

„Jede Stimme zählt. Mit eurer Stimme entscheidet ihr, wer unser Land führen wird“, sagte Jeremia Laizer, Generalsekretär der Maasai-Ältestenversammlung. Er betonte die Bedeutung des friedlichen Zusammenlebens: „Frieden beginnt bei uns selbst. Indem wir verantwortungsvoll wählen, schützen wir unsere Familien und unsere Zukunft.“
An dem Treffen nahm auch Namelok Sokoine, Mitglied des CCM-Zentralkomitees, teil. Sie lobte den Einsatz der traditionellen Autoritäten für Stabilität und wies auf die wirtschaftlichen Fortschritte unter der sechsten Regierung hin.
Obwohl die Regierung und Sicherheitsbehörden zur Ruhe aufrufen, bleibt die politische Lage angespannt. Oppositionelle fordern faire Bedingungen, während Menschenrechtsorganisationen vor Einschüchterung und übermäßiger Polizeipräsenz warnen.