Staatsministerin Serap Güler reist nach Tschad und Sudan

Mit einer klaren Botschaft für mehr humanitäres Engagement und politische Verantwortung ist Staatsministerin Serap Güler zu einer Reise nach Tschad und Sudan aufgebrochen. Ziel der Mission, die am 21. Oktober 2025 begann, ist die Unterstützung der internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe im Sudan sowie die Stärkung der Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, insbesondere dem Tschad, der über eine Million Geflüchtete aufgenommen hat.

Humanitäre Katastrophe im Sudan bleibt Schwerpunkt deutscher Außenpolitik

„25 Millionen Menschen leiden in Sudan unter akutem Hunger, 15 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule, über 11 Millionen sind vertrieben“, erklärte Güler vor dem Abflug. Die Staatsministerin sprach von einer „der größten humanitären Krisen der Gegenwart“, die zu Unrecht im Schatten anderer Konflikte stehe. Seit April 2023 tobt zwischen den rivalisierenden Generälen der Sudanese Armed Forces (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) ein Krieg, der nach Schätzungen über 100.000 Menschenleben gefordert hat.

Die Bundesregierung will ihre humanitäre Hilfe um weitere 16 Millionen Euro erhöhen. Bereits auf der Londoner Sudan-Konferenz im April hatte Deutschland 125 Millionen Euro zugesagt. Im Mittelpunkt der zusätzlichen Mittel steht die Bekämpfung der Hungerkrise und die Unterstützung von Überlebenden sexualisierter Gewalt.

Friedensplan der Quad-Staaten als diplomatischer Rahmen

Deutschland unterstützt den im September vorgestellten Friedensplan der Quad-Staaten – USA, Ägypten, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate. Dieser sieht eine Waffenruhe und den Beginn eines zivil geführten Übergangsprozesses vor. Serap Güler wird in Port Sudan mit Vertretern der dort ansässigen Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammentreffen, um über humanitäre Zugänge und Fortschritte im politischen Dialog zu sprechen.

„Ein Ende des Kriegs in Sudan ist möglich“, sagte Güler. Gemeinsam mit Außenminister Wadephul wolle sie sicherstellen, dass Deutschland „politisch und humanitär weiterhin entschieden eingebunden bleibt“.

Tschad als Schlüsselpartner in der regionalen Stabilisierung

Vor ihrem Aufenthalt im Sudan wird die Staatsministerin Güler im Tschad erwartet, wo sie Flüchtlingslager an der Grenze besuchen und Gespräche mit Regierungsmitgliedern in N’Djamena führen wird. Das Nachbarland beherbergt inzwischen mehr als eine Million Geflüchtete aus dem Sudan. Deutschland unterstützt die tschadische Bevölkerung über Programme des Welternährungsprogramms (WFP), des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und des Kinderhilfswerks (UNICEF).

Das Auswärtige Amt beschreibt die bilateralen Beziehungen zu N’Djamena als integrierten Ansatz von Außen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik. Der Fokus liegt auf Ernährungssicherheit, Wasser- und Gesundheitsversorgung sowie Schutzmaßnahmen für Frauen und Kinder.

Tschad hat nach einer Übergangsphase im Frühjahr und Winter 2024–2025 seine politische Transition mit Präsidentschafts-, Parlaments- und Senatswahlen abgeschlossen. Berlin begleitet diesen Prozess mit regionalen Stabilisierungsprojekten im Sahel, insbesondere in der Tschadseeregion, die von den Folgen des Sudan-Konflikts und dem Klimawandel stark betroffen ist.

Deutsche Außenpolitik zwischen Stabilisierung, Sicherheit und humanitärer Verantwortung

Im Sudan genießt Deutschland weiterhin hohes Vertrauen. Nach dem Sturz von Omar al-Baschir und der kurzen Phase einer zivilen Übergangsregierung engagierte sich Berlin frühzeitig für den demokratischen Wandel und richtete 2020 die Sudan-Partnerschaftskonferenz aus. Seit dem Putsch von 2021 ist die bilaterale Regierungszusammenarbeit ausgesetzt, Projekte zur Ernährungssicherung und Grundversorgung werden jedoch weitergeführt, sofern die Sicherheitslage dies zulässt.

Die Schwerpunkte deutscher Politik im Sudan bleiben klar definiert:

  • Unterstützung humanitärer Zugänge in umkämpften Regionen wie El Fasher,
  • politische Begleitung des Friedensprozesses im Rahmen internationaler Formate,
  • Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen als Voraussetzung für einen zukünftigen Übergang zu ziviler Regierung.

Gülers Reise markiert die Rückkehr Deutschlands zu einer aktiven diplomatischen Rolle in einem der komplexesten Konfliktfelder Afrikas – mit einer Doppelstrategie aus humanitärer Präsenz vor Ort und politischer Vermittlung im internationalen Verbund.

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