Putschversuch in Benin: Frankreich und ECOWAS stützen Regierung Talon

Der gescheiterte Benin-Putschversuch 2025 hat die sicherheitspolitischen Frontlinien in Westafrika sichtbar verschoben. Am 7. Dezember 2025 versuchte eine Gruppe von Soldaten um den Lieutenant-Colonel Pascal Tigri, Präsident Patrice Talon zu stürzen. Innerhalb von Stunden griffen Nigeria, ECOWAS und nach Angaben aus Paris auch Frankreich ein. Während in Benin Festnahmen gemeldet werden, soll der Anführer des Putschversuchs inzwischen in Lomé im benachbarten Togo untergetaucht sein.

Putschversuch in Benin: Ziel Talon, Absetzung der Institutionen

Am Morgen des 7. Dezember erklärten bewaffnete Soldaten, die sich als „Comité militaire pour la refondation“ bezeichneten, im staatlichen Fernsehen von Benin die Absetzung von Präsident Patrice Talon und kündigten die Auflösung der Institutionen sowie die Aussetzung der Verfassung an. Sie begründeten ihr Vorgehen unter anderem mit der Verschlechterung der Sicherheitslage im Norden des Landes, der Situation der Streitkräfte und innenpolitischen Entscheidungen der Regierung.

Wie die BBC berichtet, warfen die Putschisten Talon vor, die „fortschreitende Verschlechterung der Sicherheitslage im Norden Benins“ zu ignorieren. Die Armee hatte in den vergangenen Jahren im Grenzgebiet zu Niger und Burkina Faso wiederholt Verluste durch jihadistische Angriffe erlitten. Die Soldaten kritisierten zudem die angebliche Vernachlässigung von gefallenen Soldaten und deren Familien, Kürzungen im Gesundheitssektor wie die Streichung staatlich finanzierter Dialysebehandlungen, Steuererhöhungen und Einschränkungen politischer Aktivitäten.

Nach Angaben der beninischen Behörden wurde die Machtübernahme innerhalb weniger Stunden vereitelt. Es kam zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen loyalen Kräften und den Putschisten, bei denen es „mehrere Opfer“ auf beiden Seiten gab. Mindestens ein Dutzend Soldaten wurden festgenommen. Der mutmaßliche Anführer, Lieutenant-Colonel Pascal Tigri, ehemaliges Mitglied des Personenschutzes von Talon, gilt seither als flüchtig.

Koordination mit ECOWAS und Nigeria: Luftschläge gegen Camp Togbin

Die Abwehr des Benin-Putschversuchs 2025 war eng mit regionaler und internationaler Unterstützung verknüpft. Aus dem Élysée-Palast in Paris hieß es, Präsident Emmanuel Macron habe einen „Koordinationsprozess“ angeführt und sowohl mit Präsident Patrice Talon als auch mit Vertretern der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS gesprochen. Diese Abstimmung habe den Weg geebnet für den Einsatz einer ECOWAS-Reservekraft mit Truppen aus Nigeria, Ghana, Côte d’Ivoire und Sierra Leone, um den Putschversuch zu unterbinden.

Bereits am Sonntagabend hatte ECOWAS die Entsendung von Verstärkung aus vier Mitgliedstaaten angekündigt, um die verfassungsmäßige Ordnung in Benin zu sichern. Nigeria flog nach Regierungsangaben aus Abuja Luftschläge gegen Stellungen der Putschisten. Die nigerianische Luftwaffe setzte Kampfjets ein, um mutmaßliche Ziele in der Nähe des Camps Togbin zu treffen, wo sich Teile der Putschtruppen verschanzt hatten.

Der Sprecher der beninischen Regierung, Wilfried Léandre Houngbédji, erklärte gegenüber der BBC, Talon habe ECOWAS um Luftschläge gebeten, nachdem Hinweise vorlagen, dass die Putschisten den internationalen Flughafen von Cotonou angreifen könnten. Nach seinen Angaben zielten die Angriffe darauf ab, gepanzerte Fahrzeuge und schweres Gerät der Mutineure zu neutralisieren und damit Gefahren für die Zivilbevölkerung im dicht besiedelten Umfeld des Flughafens zu begrenzen.

Französische Spezialkräfte im Einsatz – unterschiedliche Darstellungen

Über die Rolle Frankreichs bei der Niederschlagung des Benin-Putschversuchs 2025 liegen unterschiedliche, aber sich ergänzende Darstellungen vor. Aus Kreisen des Élysée wurde bestätigt, dass Paris die Regierung in Cotonou „in den Bereichen Überwachung, Beobachtung und logistische Unterstützung“ unterstützt habe. Details zu einem möglichen militärischen Einsatz wurden zunächst nicht genannt.

Der Chef der beninischen Garde républicaine, Colonel Dieudonné Djimon Tévoédjrè, sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einem konkreten Einsatz französischer Spezialkräfte. Nach seiner Darstellung habe die beninische Armee „wirklich tapfer“ den Putschversuch über den Tag hinweg bekämpft. In den Abendstunden seien dann Spezialkräfte aus Abidjan entsandt worden, die für „Ratissages“, also Sicherungs- und Säuberungsoperationen, eingesetzt worden seien, nachdem die beninischen Truppen die Hauptarbeit erledigt hätten. Das französische Militär kommentierte diese Angaben nicht.

Houngbédji wiederum konnte gegenüber der BBC eine Beteiligung französischer Spezialkräfte nicht bestätigen und verwies auf nachrichtendienstliche Unterstützung als zentrale Komponente der Zusammenarbeit. In jedem Fall zeigt der Vorgang, dass Benin im Rahmen der regionalen Sicherheitsarchitektur auf eine Kombination aus ECOWAS-Strukturen, nigerianischer Militärmacht und gezielter Unterstützung aus Europa zurückgreift.

Flucht von Pascal Tigri: Verdacht auf Zuflucht in Lomé

Während in Benin Ermittlungen und Festnahmen laufen, richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Verbleib von Lieutenant-Colonel Pascal Tigri.

Nach Informationen des Magazins Jeune Afrique soll er sich inzwischen in Lomé, der Hauptstadt des Nachbarstaats Togo, aufhalten, und zwar im Bereich des Viertels Lomé 2, in dem auch Präsident Faure Essozimna Gnassingbé residiert. Eine Regierungsquelle in Cotonou wird zitiert mit der Aussage, Benin stehe kurz davor, eine Interpol-Red Notice und ein offizielles Auslieferungsersuchen zu stellen.

Auch ein hochrangiger Regierungsvertreter bestätigte laut BBC anonym, dass die Behörden davon ausgehen, Tigri halte sich in Lomé auf. Die togolesische Regierung hat dazu bislang keine öffentliche Stellungnahme abgegeben. Aus dem Umfeld des togolesischen Präsidenten hieß es gegenüber Medien, man sei über eine mögliche Ankunft des Offiziers nicht informiert. Die Präsidentschaft in Burkina Faso dementierte unterdessen einen in sozialen Medien verbreiteten, gefälschten Kommuniquétext, der den Exilort von Tigri in Ouagadougou verortet hatte.

Sollte sich der Verdacht formell bestätigen, hätte der Benin-Putschversuch 2025 auch eine diplomatische Dimension zwischen Cotonou und Lomé. Togo ist Mitglied von ECOWAS, das den Putschversuch verurteilt und den Einsatz einer regionalen Eingreiftruppe unterstützt hat.

Innenpolitischer Kontext: Sicherheit im Norden und politische Spannungen

Der Putschversuch in Benin findet vor einem komplexen innenpolitischen Hintergrund statt. Das Land galt nach der Demokratisierung in den 1990er Jahren als relativ stabile Mehrparteien­demokratie in Westafrika. Unter Präsident Talon, der 2016 erstmals gewählt und 2021 im Amt bestätigt wurde, haben sich laut Kritikern jedoch die Spielräume der Opposition verengt.

Talon steht am Ende seiner zweiten Amtszeit. Die Verfassung begrenzt das Präsidentenamt auf zwei Mandate, die regulären Wahlen sind für April 2026 vorgesehen. Der Präsident hat Finanzminister Romuald Wadagni als seinen Wunschnachfolger benannt. Die Wahlkommission schloss im Oktober den Hauptkandidaten der größten Oppositionspartei Les Démocrates von der Wahl aus, weil er nicht die erforderliche Zahl an Unterstützerunterschriften vorweisen konnte.

Parallel dazu verschärfte sich die Sicherheitslage im Norden, wo Benin zunehmend von grenzüberschreitenden jihadistischen Gruppen betroffen ist, die aus Niger und Burkina Faso operieren und Verbindungen zu al-Qaida und dem sogenannten Islamischen Staat zugeschrieben werden. Nigerianische und internationale Beobachter bezeichneten den Putschversuch als „direkten Angriff auf die Demokratie“. Nigeria selbst verurteilte das Vorgehen scharf und unterstützte Benin militärisch.

In der weiterer Region reiht sich der Benin-Putschversuch 2025 in eine Serie von Machtverschiebungen ein. Zuvor hatten Militärs in Mali, Burkina Faso, Guinea und Niger gewählte Regierungen gestürzt, während in Guinea-Bissau der Machtwechsel ebenfalls in Zweifel gezogen wird. Vor diesem Hintergrund war der Versuch, in Benin die zivile Regierung zu stürzen, auch in regionalen und internationalen Debatten als weiterer Testfall für die Reaktionsfähigkeit von ECOWAS und externen Partnern wahrgenommen worden.

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