Die Formalisierung der Initiative „Marokkaner in Deutschland“ markiert einen Wendepunkt für die marokkanische Gemeinschaft in Deutschland. Mit ihrer offiziellen Gründung etabliert sich eine Plattform, die das Ziel verfolgt, die Interessen der marokkanischen Diaspora gebündelt zu vertreten und ihre Rolle in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu stärken. Durch gezielte Vernetzung und professionelle Strukturen möchte die Initiative die Community sichtbarer machen und als Brückenbauer zwischen Deutschland und Marokko fungieren.
Die etwas andere Gründungsgeschichte
Die Gründung von „Marokkaner in Deutschland“ ist das Ergebnis eines organischen Entwicklungsprozesses, der auf einem Bottom-up-Prinzip basiert. Die Grundlage bildeten kommunale Vertretungen in Städten wie Wuppertal, Bremen und Berlin.
Die erste kommunale Vertretung die „Wuppertaler Marokkaner“ existiert bereits seit Oktober 2023. Die „Bremer Marokkaner:innen“ konnten kurz nach Ihrer Gründung als Ansprechpartner für Politik, Verwaltung und Medien lokale Herausforderungen begleiten und planen für September 2025 die „Bremer Marokko Tage“.
Diese lokalen Organisationen schaffen, laut Initiatoren, eine starke Basis, indem sie regionale Projekte initiierten, Dialoge förderten und Netzwerke aufbauten. Durch diesen Ansatz wuchs die Initiative schrittweise zu einer bundesweiten Plattform heran, die mittlerweile viele Akteure der marokkanischen Diaspora miteinander verbindet.
Dynamische Kampagnen zeigen Bedarf nach starker Interessenvertretung
Ein weiterer Meilenstein in der Gründungsgeschichte war die Reaktion auf populistische Angriffe. Nachdem der AfD-Abgeordnete Martin Sichert im Bundestag pauschale und diffamierende Aussagen über Marokkaner getroffen hatte, reagierten 13 marokkanische Organisationen, unter dem Dach der „Marokkaner in Deutschland“ aus verschiedenen Bundesländern mit einer gemeinsamen Stellungnahme. Diese betonte nicht nur die wertvolle Rolle der marokkanischen Diaspora in Deutschland, sondern wies auch auf die gefährlichen Folgen populistischer Rhetorik für das gesellschaftliche Klima und die deutsch-marokkanischen Beziehungen hin.
Kurz darauf lancierte die Plattform die virale Kampagne „Wir sind alle Marokkaner“, die ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Einheit setzte. Mit der Botschaft „Unsere Vielfalt ist unsere Stärke – Gemeinsam für die Einheit“ erreichte die Kampagne tausende Mitglieder der Diaspora und stärkte das Bewusstsein für gemeinsame Werte und Solidarität. Die Aktion zeigte die Stärke der marokkanischen Gemeinschaft und unterstrich, dass die Vielfalt der Herkunftsregionen – vom Rif über das Atlasgebirge bis zur Sahara – eine verbindende Kraft darstellt. Diese Postings erreichten eine siebenstellige Reichweite und inspirierte die marokkanischen Communities in Spanien und Italien zu einem Spin-off der Kampagne.
Arbeitsfelder der Organisation
Die Arbeit von „Marokkaner in Deutschland“ konzentriert sich auf drei zentrale Bereiche: Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.
Im Bereich der politischen Arbeit setzt sich die Plattform für die Interessenvertretung der Diaspora ein. Sie organisiert Dialogformate, veröffentlicht Stellungnahmen zu relevanten Themen und stärkt die politische Teilhabe der Community. Durch Kampagnen und gezielte politische Kommunikation soll die Sichtbarkeit der marokkanischen Diaspora weiter erhöht werden.
Die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten der Organisation umfassen Wohlfahrtspflege, Schulungen und operative Unterstützung für Vereine. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Förderung der Basisarbeit, insbesondere durch Hilfe bei der Fördermittelakquise und der Umsetzung regionaler Projekte.
Im Bereich der Wirtschaftsförderung unterstützt die Plattform Unternehmen sowohl beim Markteintritt in Deutschland als auch in Marokko. Sie organisiert Wirtschaftsforen, berät zu Subventionen und stärkt die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern.
Breite Unterstützung aus der Community
Die Initiative wird von einer Vielzahl von marokkanischen Vereinen, Unternehmen und prominenter Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur unterstützt. Bundestagsabgeordnete Sanae Abdi, selbst Deutsch-Marokkanerin, betont die Bedeutung der Plattform: „Ich freue mich über den Start von ‚Marokkaner in Deutschland‘ – eine Plattform, die vernetzt und Sichtbarkeit schafft.“
Auch Prof. Dr. Jalid Sehouli, Klinikdirektor der Berliner Charité, unterstreicht die Notwendigkeit solcher Initiativen: „Kultur bedeutet, voneinander zu lernen und gemeinsam zu wachsen.“
Einladung zur Mitgestaltung
„Marokkaner in Deutschland“ lädt alle Interessierten ein, Teil dieser Bewegung zu werden und aktiv an der Gestaltung einer starken, vernetzten und inklusiven Gemeinschaft mitzuwirken. Ob durch die Teilnahme an regionalen Projekten, die Unterstützung von Kampagnen oder die Zusammenarbeit in wirtschaftlichen oder politischen Initiativen – jede und jeder kann einen Beitrag leisten, um die marokkanische Diaspora in Deutschland voranzubringen.
Gemeinsam sollen Strukturen gestärkt, Vorurteile abgebaut und eine nachhaltige Basis für zukünftige Generationen geschaffen werden. Die Botschaft der Initiative ist klar: Nur durch Zusammenarbeit und Solidarität kann eine starke und sichtbare Community entstehen, die in Deutschland und darüber hinaus eine wichtige Rolle spielt.