Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am Dienstag, im Rahmen seines Staatsbesuchs im Königreich Marokko, auf Einladung von König Mohammed VI vor dem marokkanischen Parlament gesprochen. An der gemeinsamen Sitzung der beiden Parlamentskammern nahmen neben dem Regierungschef und den Präsidenten der Kammern auch Mitglieder des marokkanischen und des französischen Regierungsapparates sowie zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten teil.
In seiner Rede würdigte Präsident Macron die Rolle des marokkanischen Königs und betonte, dass König Mohammed VI die „Kontinuität einer der ältesten Dynastien der Welt“ und gleichzeitig ein Symbol für Modernität verkörpere. Er verwies auf die 25 Jahre des Königs auf dem Thron und hob hervor, dass das Königreich Marokko mit einer jungen Bevölkerung und einer langen Geschichte selbstbewusst in die Zukunft blicke.
Stärkung der Partnerschaft zwischen Marokko und Frankreich
„Die Stabilität Marokkos, seine Offenheit und seine Entwicklung sind einzigartige Vorteile, die wir zu schätzen wissen und die viele gemeinsame Initiativen inspirieren können“, erklärte Macron vor den Parlamentariern beider Länder.
Diese Stabilität Marokkos sei laut Macron ein Vorbild für den afrikanischen Kontinent, auf dem Frankreich seine Beziehungen zu den afrikanischen Staaten im Schulterschluss mit Marokko erneuern möchte.
Der Präsident erläuterte die geografische und kulturelle Position Marokkos als Bindeglied und „Tor zu einem erträumten Afrika“.
Marokkos Fähigkeit, als Vermittler zwischen Nord und Süd, zwischen Europa und Afrika zu agieren, sei von „unvergleichbarem Wert“ und eine „historische Gelegenheit, ja sogar eine strategische Pflicht“ für Frankreich, um gemeinsam mit Marokko eine nachhaltige Entwicklung in Afrika zu fördern.
Eine neue Strategie für Afrika: Partnerschaft auf Augenhöhe
Macron machte deutlich, dass die Partnerschaft mit Marokko einen stabilen und langfristigen Ansatz zur Förderung des afrikanischen Kontinents biete. „Es ist unser Ziel, gemeinsam eine neue Strategie für Afrika zu entwickeln“, sagte er. Diese Partnerschaft solle durch Bildung, landwirtschaftliche Projekte, Digitalisierung und grüne Energie gefestigt werden, wodurch sich gemeinsame Aktionsfelder ergeben, die ein starkes Fundament für die bilaterale Beziehung bilden würden. Frankreich und Marokko würden in Afrika zusammenarbeiten, um „eine Zukunft für die Jugend des Kontinents zu sichern“.
Der marokkanische Parlamentssprecher Rachid Talbi Alami betonte in seiner Begrüßung Macrons die lange Geschichte der Beziehungen zwischen beiden Ländern und die geteilten Werte. „Das Parlament, das Sie heute willkommen heißt, ist geehrt durch die langjährige Zusammenarbeit mit der französischen Nationalversammlung und dem Senat“, erklärte Alami. „Diese Beziehungen ermöglichen uns den Austausch von Best Practices und den Ausbau des Dialogs, insbesondere in einer Zeit, in der demokratische Institutionen starke Impulse benötigen, um die Stabilität und das Vertrauen der Bürger zu festigen.“
In seiner Rede hob Alami hervor, dass die marokkanische Demokratie sich in den vergangenen Jahrzehnten stark weiterentwickelt habe, gestützt auf eine Verfassung, die die Grundsätze der Menschenrechte, der politischen Vielfalt und des Pluralismus wahre. „Dieses Parlament verkörpert die Reife der marokkanischen Demokratie, eine Demokratie, die durch eine fortschrittliche und liberale Verfassung verankert ist“, führte Alami weiter aus.
Macron: “Marokkanische Sahara ist Bestandteil unserer Außenpolitik”
In seinem Vortrag bekräftigte Macron erneut die Position Frankreichs zur marokkanischen Sahara, die das Land offiziell als integralen Bestandteil Marokkos anerkennt. „Ich betone es hier und heute nochmals: Für Frankreich ist die marokkanische Souveränität über die Sahara ein klarer Bestandteil unserer Außenpolitik“, so der französische Präsident vor den Abgeordneten. Laut Macron sei der Autonomieplan von 2007 „die einzige Grundlage für eine gerechte, dauerhafte und verhandelte Lösung, die den Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen entspricht“. Frankreich werde, so Macron, Marokko in internationalen Foren zur Seite stehen und dessen wirtschaftliche Entwicklung in der Region aktiv unterstützen.
Je considère que le présent et l’avenir du Sahara occidental s’inscrivent dans le cadre de la souveraineté marocaine. pic.twitter.com/wZ6EJplldL
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) 29. Oktober 2024
Die französische Vizepräsidentin der Nationalversammlung, Naima Moutchou, begrüßte die klare Positionierung Frankreichs zur Sahara-Frage und betonte, dass „das starke Engagement Frankreichs für die marokkanische Souveränität die Grundlage für eine verstärkte Partnerschaft darstellt“. Sie erklärte, dass die Zusammenarbeit zwischen den Ländern nun in eine „neue Ära“ eintrete, die durch institutionelle und wirtschaftliche Projekte sowie durch die Unterstützung der französischen Nationalversammlung und des marokkanischen Parlaments intensiviert werde.
Der Präsident der marokkanischen Freundschaftsgruppe, Omar Anane, betonte seinerseits, dass die Freundschaft zwischen Frankreich und Marokko historisch gewachsen sei und durch das Engagement Frankreichs in der Sahara-Frage noch gestärkt werde. „Diese Positionierung Frankreichs zeugt von der Tiefe und dem Vertrauen der bilateralen Beziehungen und stützt sich auf die hohen Prinzipien von König Mohammed VI. und die langfristigen Interessen beider Völker“, so Anane.
Macron zeigt gemeinsame Vision für die Entwicklung und Stabilität Afrikas
Während der Parlamentssitzung bekräftigte Macron das Engagement Frankreichs, sich verstärkt für die Stabilität und Entwicklung Afrikas einzusetzen. „Zwischen Marokko und Frankreich existiert eine einzigartige Verbindung, die uns nicht nur vereint, sondern auch Europa und Afrika näher zusammenbringt“, führte Macron aus. Mit Marokko als einem stabilen und dynamischen Partner wolle Frankreich gemeinsam den afrikanischen Kontinent durch gezielte Investitionen in Bildung, Digitalisierung und erneuerbare Energien stärken.
„In einer Zeit, in der der Klimawandel das Überleben vieler Regionen bedroht, haben Frankreich und Marokko die Pflicht, eine grüne und nachhaltige Zukunft für Afrika zu schaffen“, hob Macron hervor.
Er würdigte Marokkos Fortschritte in der erneuerbaren Energieversorgung und im Umgang mit Wasserknappheit als „wegweisend“ und als Vorbild für andere Länder. Er führte weiter aus: „Die Vision des Königs für ein nachhaltiges Marokko stellt eine Bereicherung dar, die über die Grenzen hinausreicht und der Welt zeigen kann, wie grüne Transformation in der Praxis funktioniert.“
Zusätzlich zu Projekten in den Bereichen grüne Energie und Wasseraufbereitung unterstrich Macron die Bedeutung neuer, nachhaltiger Projekte zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes und für die Entwicklung alternativer Energiequellen wie Wasserstoff. „Ja, ich bin überzeugt, dass die Zukunft des Mittelmeerraums von diesen grünen Wasserstoff- und Stromkorridoren zwischen unseren Ländern abhängt“, erklärte Macron. Er betonte, dass diese Projekte auch die Möglichkeit bieten würden, die Energieversorgung Europas durch eine stabile und zuverlässige Quelle aus Nordafrika zu sichern.
Dynamische parlamentarische Diplomatie für stärkere Zusammenarbeit
Ein zentraler Punkt der parlamentarischen Diskussion betraf die Rolle der Diplomatie und die Rolle der bilateralen Kooperationen auf institutioneller Ebene.
Der Präsident der marokkanischen Abgeordnetenkammer, Talbi Alami, betonte, dass die engen Verbindungen und das institutionelle Engagement zwischen dem marokkanischen Parlament und der französischen Nationalversammlung eine Grundlage für den Austausch von Best Practices und die Förderung einer dynamischen parlamentarischen Diplomatie seien.
„Dieser Austausch ist essenziell, um die Demokratie in beiden Ländern zu stärken und zur Stabilität in der Region beizutragen“, so Alami.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Notwendigkeit einer stärkeren Mobilität zwischen Bürgern beider Länder hervorgehoben. „Eine Erleichterung der Bürgerbewegung wird nicht nur die persönlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Marokko intensivieren, sondern auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern“, erklärte Anane. Die bilaterale Kooperation in Bildungs- und Ausbildungsprojekten sowie die Unterstützung französischer Unternehmen bei der Schaffung von Arbeitsplätzen in Marokko wurden ebenfalls als Prioritäten hervorgehoben.
Frankreich und Marokko: Ein Modell der Zusammenarbeit für Afrika
Macrons Besuch symbolisiert die vielschichtige und langjährige Partnerschaft zwischen Frankreich und Marokko, die nun in eine neue Phase der strategischen Zusammenarbeit eintritt. Beide Länder streben danach, ein Modell für Stabilität, nachhaltige Entwicklung und wirtschaftlichen Fortschritt zu schaffen, das über ihre eigenen Grenzen hinauswirkt und in Afrika ein Beispiel für Kooperation und Stabilität setzen soll. „Gemeinsam mit Marokko wollen wir für Afrika eine Perspektive der Stabilität und des Fortschritts schaffen“, betonte Macron und verwies darauf, dass „Marokko eine Rolle als Tor zu einem vereinten und prosperierenden Afrika einnehmen wird.“