Kolonialismus und Entwicklungspolitik: Deutschland setzt auf kritische Aufarbeitung

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze betont, dass eine ehrliche Auseinandersetzung mit Deutschlands kolonialer Vergangenheit unabdingbar ist, um die heutigen Beziehungen zu afrikanischen Staaten fair und partnerschaftlich zu gestalten.

In ihrer jüngsten Erklärung zum Kolonialismus unterstreicht Schulze, dass die ungerechte Aufteilung des afrikanischen Kontinents auf der Berliner „Afrika-Konferenz“ 1884/85 die Grundlage für ein Machtungleichgewicht legte, dessen Auswirkungen bis heute in Form ungleicher Handelsbeziehungen und wirtschaftlicher Abhängigkeiten spürbar sind.

Rückblick auf den Kolonialismus in der deutschen Entwicklungspolitik

Die Konferenz 1884/85 ermöglichte den Kolonialmächten, einschließlich des Deutschen Reiches, fast den gesamten Kontinent ohne kriegerische Auseinandersetzungen aufzuteilen. Diese koloniale Ausbeutung trug wesentlich zum Wohlstand der Kolonialmächte bei, während die kolonisierten Regionen bis heute mit strukturellen Nachteilen kämpfen, wie Schulze darlegt. Dies zeigt sich etwa in unausgewogenen Handelsverhältnissen und der geringen Wertschöpfung afrikanischer Rohstoffexporte.

Die Veranstaltung Rethinking Development Policy: How to Confront Coloniality, die am 4. Dezember 2024 im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin stattfindet, widmet sich diesen Themen. Ziel ist es, die deutsche Entwicklungspolitik kritisch zu hinterfragen und künftige Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu gestalten.

Aufarbeitung der Akte “Kolonialismus”: Fortschritte und Herausforderungen in der Entwicklungspolitik

In ihrem Ansatz zur kolonialkritischen Aufarbeitung setzt die deutsche Entwicklungspolitik auf verschiedene Maßnahmen. Das BMZ hat dazu einen internen Reflektionsprozess eingeleitet, der folgende Schwerpunkte umfasst:

  • Kommunikation und Sprache: Überprüfung, inwiefern die Terminologie des BMZ koloniale Denkweisen widerspiegeln könnte.
  • Sensibilisierung und Diversifizierung: Schulungen und eine größere Diversität im Ministeriumspersonal sollen neue Perspektiven einbringen.
  • Partnerorientierung und Gegenseitigkeit: Eine stärkere Einbindung und Partizipation von Partnerländern in Planungs- und Umsetzungsprozesse.
  • Umgang mit globalen Asymmetrien: Maßnahmen zur Reduzierung struktureller Machtungleichgewichte, etwa im Klimaschutz und Handel.

Dieser Prozess soll die Grundlage für ein zukunftsfähiges Kooperationsmodell bilden, das auf Respekt und Gegenseitigkeit basiert. Das BMZ wird dabei von unabhängigen Expertinnen und Experten begleitet und öffnet diesen bislang internen Reflexionsprozess für einen Dialog mit Partnern und der Fachöffentlichkeit. Schulze unterstreicht die Notwendigkeit, koloniale Denkmuster zu erkennen und abzubauen, um ein ausgewogenes Verhältnis zu den Ländern Afrikas und anderen Partnern herzustellen.

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