Kamerun: Paul Biya beginnt achtes Mandat nach umstrittener Wahl – Opposition spricht von „zwei Präsidenten“

Am 6. November 2025 hat Paul Biya, Präsident der Republik Kamerun seit 1982, erneut den Amtseid abgelegt. Damit tritt der 92-Jährige offiziell sein achtes Mandat an – seine neunte Vereidigung in Folge. In einer feierlichen Sitzung vor dem Verfassungsrat und dem Obersten Gerichtshof schwor Biya, „die Verfassung zu schützen, die Einheit und Unabhängigkeit des Landes zu bewahren und dem Gemeinwohl zu dienen“.

Biya hatte bei der Präsidentschaftswahl vom 12. Oktober 2025 laut offiziellen Ergebnissen 53,66 Prozent der Stimmen erhalten. Die Vereidigung fiel auf den Jahrestag seines Amtsantritts im Jahr 1982, womit sich ein 43-jähriges politisches Ritual wiederholte.

Kontinuität trotz politischer Spannungen

Seit seiner Machtübernahme hat Biya achtmal den Eid auf die Verfassung geleistet – 1982, 1984, 1988, 1992, 1997, 2004, 2011 und 2018. Jede Amtszeit stand unter anderen Vorzeichen: von der Nachfolge des Präsidenten Ahmadou Ahidjo über den Übergang zum Mehrparteiensystem in den 1990er-Jahren bis hin zur Stabilisierung seiner Macht seit den 2000er-Jahren.

Die diesjährige Vereidigung erfolgt in einem angespannten politischen Klima. Nach der Verkündung der Wahlergebnisse kam es in mehreren Städten zu Protesten, Ausschreitungen und Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Oppositionsvertreter berichten von Verhaftungen und Exilfluchten führender Politiker und Anwälte.

Oppositionsführer Issa Tchiroma Bakary spricht von „zwei Präsidenten“

Der Oppositionspolitiker Issa Tchiroma Bakary, Vorsitzender der Front pour le Salut National du Cameroun (FSNC), bezeichnete sich nach der Wahl als „vom Volk gewählter Präsident“. In einer am 4. November veröffentlichten Videobotschaft erklärte er, es gebe „einen vom Volk gewählten Präsidenten und einen vom Verfassungsrat ernannten“.

Tchiroma hatte zu sogenannten „ville morte“-Protesten aufgerufen – landesweiten Streiks und Stilllegungen des öffentlichen Lebens. Der Aufruf fand nur begrenzte Resonanz, dennoch betonte er die Entschlossenheit seiner Anhänger, die politische Ordnung „neu zu gestalten“. Nach Medienberichten hält sich Tchiroma inzwischen in einem Nachbarlandauf, während mehrere seiner Unterstützer, darunter Me Michèle Ndoki und Me Felix Agbor Balla, ins Exil gegangen sind. Andere, wie Anicet Ekane oder Pr Aba’a Oyono, befinden sich in Haft.

Biya kündigt neue Prioritäten an

In seiner Antrittsrede betonte Paul Biya die Themen Jugend, Frauenförderung, Sicherheit und wirtschaftliche Erneuerung. Er kündigte Programme zur Beschäftigungsförderung an, darunter steuerliche Anreize für Unternehmen, die junge Menschen einstellen, und den Ausbau arbeitsintensiver öffentlicher Projekte.

„Die Situation der jungen Menschen und der Frauen wird im Mittelpunkt meines Handelns stehen“, erklärte Biya. Er versprach Investitionen in Bildung, den Ausbau digitaler Kompetenzen und die Förderung von Unternehmen in den Bereichen Landwirtschaft, Bergbau und Dienstleistungen.

Gleichzeitig sagte Biya eine Fortsetzung der Bemühungen um Frieden und Wiederaufbau in den von Gewalt betroffenen Regionen zu. In den Nordwest- und Südwestregionen sowie im Extremen Norden soll der Dialog mit lokalen Gemeinschaften und traditionellen Autoritäten fortgesetzt werden, um Kämpfer zur Entwaffnung und Reintegration zu bewegen.

„Ordnung wird herrschen.“ – Biya kündigt hartes Vorgehen an

Angesichts der Unruhen nach der Wahl verurteilte Biya die Gewalt und kündigte an, mit Härte gegen „Verantwortungslose“ vorzugehen, die „Hass und Spaltung säen“. Besonders kritisierte er die Rolle von Teilen der Diaspora, die aus dem Ausland Proteste unterstützt hätten.

„Der Kamerun braucht keine Krise, deren Folgen verheerend sein könnten. Ich versichere Ihnen: Ordnung wird herrschen. Kamerun wird weiter voranschreiten“, erklärte Biya abschließend.

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