Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika (ECA) hat gemeinsam mit ihren Unterregionalbüros für Ost- und Zentralafrika die vierte gemeinsame Sitzung des Intergovernmental Committee of Senior Officials and Experts (ICSOE) abgehalten. Unter dem Leitmotiv „Investitionen in produktive Kapazitäten und Handel für eine widerstandsfähige Zukunft“ erörterten Regierungsvertreter, Ökonomen, Unternehmer und Experten Strategien, um die wirtschaftliche Stabilität und Integration der beiden Subregionen zu stärken.
ICSOE formuliert gemeinsame Vision: Resilienz durch strukturellen Wandel
Die virtuell durchgeführte Konferenz vereinte rund 200 Teilnehmende aus Regierungen, Regionalorganisationen, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ziel war es, Wege aufzuzeigen, wie produktive Kapazitäten, Handel und Industrialisierung gezielt gefördert werden können, um Ost- und Zentralafrika auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu führen.
🎥 Why does #ICSOE2025 matter?
— ECA Central Africa (@ECASROCA) September 30, 2025
Because:
✅ Only 2% of trade in Central Africa is intra-regional (17% in Eastern Africa)
✅ 470M people affected by food insecurity
✅ Bottlenecks in infrastructure & trade barriers persist
Together we chart the roadmap for resilience.#AfCFTA #ECA pic.twitter.com/3heh5aIcoY
Im Mittelpunkt standen Investitionen in Infrastruktur, Humankapital, grüne und digitale Kompetenzen sowie der Ausbau von regionalen Wertschöpfungsketten in Bereichen wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Bergbau. Die afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) wurde als entscheidender Hebel zur Vertiefung der wirtschaftlichen Integration und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit hervorgehoben.
Jean Luc Mastaki, Direktor des ECA-Büros für Zentralafrika, betonte:
„Investitionen in produktive Kapazitäten und die konsequente Nutzung der AfCFTA sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen und inklusiven Transformation unserer Volkswirtschaften.“
Wirtschaftliche Ungleichgewichte und strukturelle Herausforderungen
Die ECA-Analysen zeigten erhebliche Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung beider Regionen. 2024 lag das Wachstum in Ostafrika bei 4,9 %, während Zentralafrika nur 3,3 % erreichte – Werte, die laut ECA nicht ausreichen, um die Armut substanziell zu verringern.
Der innerafrikanische Handel bleibt schwach: In Zentralafrika liegt er bei lediglich 2 %, in Ostafrika bei 17 %. Besonders in Zentralafrika dominieren weiterhin Rohstoffexporte und Ölpreise, während die Industrie- und Exportdiversifizierung begrenzt ist.
Charles Assamba Ongodo, Vizepräsident der Kommission der Wirtschaftsgemeinschaft Zentralafrikanischer Staaten (CEMAC), forderte:
„Zentralafrika muss die Diversifizierung seiner Handelsbasis beschleunigen. Regionale Wertschöpfungsketten sind entscheidend, um unsere Handelsbilanz zu stabilisieren, die Ernährungssicherheit zu stärken und uns gegen externe Schocks abzusichern.“
Auch Ostafrika sieht sich strukturellen Engpässen gegenüber. Trotz eines für 2025 prognostizierten BIP-Wachstums von 6,1 % ist die Region stark von Importen abhängig. Ali Houmed Aboubaker, Staatssekretär für Investitionen und Privatsektorentwicklung in Dschibuti, betonte:
„Die Grundlage wirtschaftlicher Diversifizierung liegt in Energie- und Ernährungssicherheit sowie der Entwicklung von Humankapital. Wir müssen industrialisieren, um unsere Produktivitätsbasis zu stärken.“
Regionale Trends: Widerstandskraft und neue Handelsmuster
Nach Angaben der ECA hat Ostafrika im globalen Vergleich eine bemerkenswerte Widerstandskraft gezeigt. Die Region profitiert von steigenden Rohstoffpreisen – insbesondere Gold und Kaffee – sowie von einer Diversifizierung der Exportmärkte.
Im Rahmen der Sitzung zur Ostafrika-Strategie unterstrich Andrew Mold, Direktor des ECA-Büros für Ostafrika, dass regionale Kooperationen und Infrastrukturprojekte entscheidend seien, um den Binnenhandel zu vertiefen. 2024 überstieg das Handelsvolumen innerhalb der East African Community (EAC) die Marke von 11 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 22 % gegenüber dem Vorjahr.
„Wir müssen über kurzfristige Lösungen hinausdenken. Nur durch Investitionen in Produktion, Industrie und Kompetenzen lässt sich Widerstandsfähigkeit aufbauen“, so Mold.
Strategische Empfehlungen und politische Prioritäten
Die Teilnehmer empfahlen:
- Beschleunigte Umsetzung der AfCFTA durch digitale Zollverfahren und grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte.
- Förderung grüner Industrialisierung und klimaresilienter Landwirtschaft.
- Stärkung der institutionellen Kapazitäten und finanziellen Governance.
- Investitionen in Humankapital, insbesondere für Frauen und Jugendliche.
Die ECA kündigte an, die Empfehlungen der ICSOE 2025 in ihre regionalen Entwicklungsprogramme zu integrieren und nationale Regierungen bei der Umsetzung zu unterstützen.