Die diplomatischen Beziehungen zwischen Mali und Algerien befinden sich erneut an einem Tiefpunkt. Im Zentrum der Krise stehen Anschuldigungen Malis, Algerien unterstütze Terrorgruppen und mische sich in die inneren Angelegenheiten des Landes ein.
Der Vorwurf: Algerien unterstützt Terrorgruppen im Norden Malis
In einer am 1. Januar 2025 veröffentlichten Erklärung verurteilte das malische Außenministerium die Äußerungen des algerischen Außenministers Ahmed Attaf als „flagrante Einmischung“. Attaf hatte erklärt, dass der Konflikt in Mali eine politische und keine militärische Lösung erfordere. Diese Aussage wird in Bamako als Kritik an der militärischen Strategie Malis interpretiert, die von der Afrikanischen Sicherheitskonföderation (AES) unterstützt wird.
Communiqué du Ministère des Affaires étrangères et de la Coopération internationale de la République du Mali dénonçant la persistance de certaines Autorités algériennes à poursuivre des actes d’ingérence dans les affaires intérieures du Mali.
Bureau de l’Information et de la… pic.twitter.com/J7jkJ4xrmb
— Ministère des Affaires étrangères du Mali (@MaliMaeci) 1. Januar 2025
Bereits im Dezember 2023 hatten sich die Spannungen verschärft, als beide Länder ihre Botschafter einbestellten und schließlich abberiefen. Der Vorwurf Malis, Algerien gewähre Terrorgruppen logistische Unterstützung, wurde erstmals Anfang 2024 laut und wird nun mit größerer Schärfe wiederholt. Bamako betont, dass es keine Einmischung in seine Souveränität dulden werde.
Algerien an der Spitze des UN-Sicherheitsrats
Vor dem Hintergrund dieser Krise hat Algerien am 2. Januar 2025 die turnusmäßige Präsidentschaft des UN-Sicherheitsrats übernommen. Algerien kündigte an, Frieden und Sicherheit in Afrika und der arabischen Welt zu priorisieren. Diese Rolle, so viele Akteure in der Region, kann Algerien nicht gerecht werden.
Unterschiedliche Sicherheitsstrategien
Die Krise offenbart fundamentale Differenzen in den sicherheitspolitischen Ansätzen der beiden Länder. Algerien setzt auf die Unterstützung von separatistischen Bewegungen wie die Asawad im Norden Malis, während Mali, unterstützt von der AES, eine militärische Strategie verfolgt. Bamako wirft Algerien vor, durch verdeckte Unterstützung bewaffneter Gruppen Konflikte zu fördern, während es öffentlich den Dialog predigt. Gleichzeitig fordert Mali Algerien auf, sich mit internen Herausforderungen wie der Kabylei-Frage zu befassen, bevor es sich in die Angelegenheiten anderer Staaten einmischt. Diese Forderungen werden von der Mehrheit der staatlichen Akteure im Sahel geteilt.
🇲🇱 🇩🇿 URGENT | Le #Mali tacle violemment l’#Algérie suite aux propos du ministre algérien des affaires étrangères, Ahmed #Attaf, et conseille à l’Algérie de s’occuper de ses problèmes internes, notamment concernant les velléités d’#indépendance de la #Kabylie.
– Le soutien… pic.twitter.com/xiZYCwSM4P
— La Revue Afrique (@larevueafrique) January 1, 2025
Droht ein völliger Bruch?
Die zunehmend heftigen Anschuldigungen lassen eine vollständige Unterbrechung der diplomatischen Beziehungen zwischen Mali und Algerien immer wahrscheinlicher erscheinen. Eine solche Eskalation könnte die regionalen Bemühungen zur Terrorismusbekämpfung erheblich beeinträchtigen, insbesondere im von Instabilität geprägten Sahel. Dennoch betont Mali seine Bereitschaft zum Dialog – unter der Voraussetzung, dass Algerien die Souveränität Malis respektiert.