Benin: Regierung wehrt Putsch ab – Regionale und internationale Reaktionen

Am 7. Dezember 2025 hat Benins Innenminister Alassane Seidou im staatlichen Fernsehen erklärt, dass ein am frühen Morgen begonnener Putschversuch von Teilen der Streitkräfte vereitelt worden sei. Nach seinen Angaben handelte es sich um eine „Mutinerie eines kleinen Soldatenkreises“, deren Ziel es gewesen sei, Staat und Institutionen zu destabilisieren. Die regulären Streitkräfte hätten „republikanisch und loyal“ reagiert und die Kontrolle zurückgewonnen. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, ihrem Alltag nachzugehen.

Offizielle Darstellung des Innenministeriums und Lageeinschätzungen

In seiner Erklärung betonte Seidou, dass die Armee ihrem Eid verpflichtet geblieben sei und die Situation unter Kontrolle befinde. Nahe Kreise des Präsidenten bestätigten, dass die Lage stabilisiert sei. Demnach sei es einer kleinen Gruppe gelungen, Zugang zum Staatsfernsehen zu erlangen, während die regulären Streitkräfte die wichtigsten staatlichen Einrichtungen schützen. Präsident Patrice Talon sei in Sicherheit, sein Amtssitz sowie der Präsidentenpalast seien nicht eingenommen worden.

Auch Außenminister Olushegun Adjadi Bakari erklärte gegenüber Reuters, dass ein kleiner Kreis von Soldaten einen Umsturzversuch unternommen habe, der jedoch durch loyalistische Kräfte eingedämmt werde. Einheiten der Armee seien dabei, die Kontrolle im ganzen Land wiederherzustellen.

Festnahmen im Zusammenhang mit dem Putschversuch

Sicherheitskreisen zufolge wurden rund ein Dutzend Soldaten festgenommen, darunter mutmaßliche Rädelsführer. Die meisten Festgenommenen seien aktive Militärangehörige, ein Verdächtiger ein ehemaliger Soldat. Diese Angaben decken sich mit Berichten, wonach die Gruppe, die im Staatsfernsehen aufgetreten war, den Namen „Comité militaire pour la Refondation“ (CMR) genutzt hatte und die Absetzung des Präsidenten verkündet hatte.

Sicherheitslage in Cotonou und Hinweise internationaler Vertretungen

Die US-Botschaft in Cotonou berichtete von Schusswechseln in der Umgebung des Präsidentenwohnsitzes und militärischer Aktivität in der Stadt. In einem Sicherheitshinweis wurden US-Bürger aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen, Bewegungen zu vermeiden und Notfallpläne bereitzuhalten. Auch das Auswärtige Amt in Berlin veröffentlichte aktualisierte Reise- und Sicherheitshinweise. Besonders betroffen sei der Bereich um Camp Guezo in Cotonou. Die deutsche Botschaft rief zu erhöhter Wachsamkeit auf und empfahl, offizielle Informationen der beninischen Behörden zu verfolgen.

Nach Angaben der beninischen Behörden sei die Lage inzwischen unter Kontrolle, gleichwohl gebe es Berichte über vereinzelte Ausschreitungen in verschiedenen Vierteln der Stadt.

Reaktionen regionaler Organisationen

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS verurteilte den versuchten Staatsstreich scharf. In einer Stellungnahme bezeichnete die Organisation den Vorgang als „subversive und verfassungswidrige Handlung“ und würdigte die Reaktion der Regierung sowie der Streitkräfte. ECOWAS kündigte an, alle notwendigen Maßnahmen zu unterstützen, einschließlich der Bereitstellung einer regionalen Eingreiftruppe, um die verfassungsmäßige Ordnung in Benin zu sichern.

Auch Nigeria äußerte deutliche Kritik. In einer Erklärung des Außenministeriums heißt es, der Umsturzversuch sei ein „direkter Angriff auf Demokratie und verfassungsmäßige Ordnung“. Nigeria lobte die Reaktion der beninischen Streitkräfte und betonte, dass unrechtmäßige Machtübernahmen die Stabilität Westafrikas gefährden. Die nigerianische Regierung rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Vorfall geschlossen zu verurteilen.

Der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union (AU), Mahmoud Ali Youssouf, verurteilte den Putschversuch ebenfalls. Er betonte, jeder Eingriff des Militärs in politische Prozesse verstoße gegen grundlegende Prinzipien der AU. Youssouf forderte die beteiligten Akteure auf, alle rechtswidrigen Handlungen einzustellen und sich an die verfassungsmäßige Ordnung zu halten. Zugleich verwies er auf die wachsende Zahl von Staatsstreichen und Putschversuchen in Teilen des Kontinents und bezeichnete diese Entwicklung als besorgniserregend.

Politische Einordnung und historischer Kontext

Der Putschversuch erfolgte vor dem Hintergrund eines angespannten innenpolitischen Klimas. Präsident Talon, seit 2016 im Amt, hatte für April 2026 Wahlen angekündigt und erklärt, nicht erneut kandidieren zu wollen. Beobachter weisen seit mehreren Jahren auf eine Verschlechterung demokratischer Freiheiten im Land hin.

Benin blickt zugleich auf eine Geschichte häufiger Staatsstreiche zurück, insbesondere zwischen den 1960er und 1970er Jahren. Seit der Demokratisierung Anfang der 1990er Jahre galt das Land hingegen als relativ stabil. Der vereitelte Putschversuch vom 7. Dezember 2025 fügt sich in eine regionale Serie ähnlicher Ereignisse ein, die seit 2020 mehrere Staaten West- und Zentralafrikas betroffen hat.

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