Am Freitag, dem 6. Dezember 2024, versammelten sich Hunderte Menschen in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena, um in Proteste den Abzug der französischen Truppen aus dem Land zu fordern. Mit Slogans wie „Tschad gehört uns, Frankreich raus“ und Plakaten mit Aufschriften wie „Wir wollen keinen einzigen Franzosen in Tschad sehen“ machten die Demonstranten ihren Unmut deutlich.
Einige Protestierende begaben sich zu einem Militärflugplatz, auf dem französische Soldaten stationiert sind, während andere vor der französischen Botschaft demonstrierten. Die Botschaft wurde von Einheiten der tschadischen Armee schwer bewacht.
Hintergrund: Ende der Verteidigungsvereinbarung
Die Proteste folgten der Entscheidung der tschadischen Regierung, das Verteidigungsabkommen mit Frankreich zu beenden. Dies wurde vergangene Woche bekannt gegeben, ohne jedoch einen genauen Zeitplan für den Abzug der etwa 1.000 französischen Soldaten zu nennen. Die Regierung erklärte, sie wolle ihre strategischen Partnerschaften auf nationale Prioritäten ausrichten, betonte jedoch, dass die historischen Beziehungen zu Frankreich davon unberührt bleiben sollen.
Proteste: Anti-französische Stimmung im Sahel
Die Proteste in Tschad sind Teil eines größeren Trends in der Sahelzone, wo Frankreich in den vergangenen Jahren seine militärische Präsenz reduziert hat. Mali, Burkina Faso und Niger haben bereits französische Truppen aus ihren Ländern verdrängt, oft begleitet von wachsender Nähe zu Russland, das Söldner in die Region entsendet hat.
Ehemalige Kolonien Frankreichs kritisieren zunehmend dessen Rolle in Afrika, einschließlich des Vorwurfs neokolonialer Praktiken. In Tschad wird die Unterstützung Frankreichs für den Übergangs-Militärrat nach dem Tod von Präsident Idriss Déby im Jahr 2021 als Fortsetzung dieser Einmischung wahrgenommen.
🚨Chad 🇹🇩- Chadians took to the streets to demand the departure of the French soldiers from their country. France 🇫🇷 will call this an “anti-French sentiment.”pic.twitter.com/oYKnbdgM6j
— Sy Marcus Herve Traore (@marcus_herve) December 5, 2024
Die politische Situation im Tschad hat die anti-französischen Proteste weiter befeuert. Nach dem Tod von Idriss Déby übernahm sein Sohn, Mahamat Déby Itno, die Macht und verlängerte die ursprünglich 18-monatige Übergangsphase im Jahr 2022 um zwei Jahre. Dies führte zu landesweiten Protesten, bei denen politische Unzufriedenheit mit der Forderung nach nationaler Souveränität verbunden wurde.
Auswirkungen und Perspektiven
Die Proteste in Tschad könnten einen Wendepunkt in den Beziehungen des Landes zu Frankreich markieren. Wie in anderen Sahelstaaten könnte die tschadische Regierung eine Neuausrichtung ihrer Sicherheits- und Außenpolitik anstreben, möglicherweise mit verstärkter Zusammenarbeit mit Russland.
Diese Entwicklungen reflektieren größere geopolitische Veränderungen in Afrika und werfen Fragen zur Zukunft europäischer Partnerschaften in der Region auf.