Die Confédération des États du Sahel (AES) hat scharf auf die unerlaubte Nutzung ihres Luftraums durch ein Militärflugzeug der nigerianischen Luftwaffe reagiert. Das Transportflugzeug vom Typ C-130 musste am 8. Dezember in Bobo-Dioulasso im Südwesten Burkina Fasos notlanden, nachdem die Besatzung einen Notfall gemeldet hatte. An Bord befanden sich zwei Crewmitglieder sowie neun weitere militärische Insassen.
Notlandung in Burkina Faso löst diplomatische Spannungen aus
Burkinische Behörden leiteten unmittelbar nach der Landung eine Untersuchung ein. Nach offizieller Mitteilung der AES wurde dabei festgestellt, dass keine Überfluggenehmigung für das Flugzeug vorlag. Die Organisation stufte den Vorfall als Verstoß gegen internationales Recht und als Eingriff in die Souveränität ihrer Mitgliedstaaten ein.
Medien in Nigeria berichten, dass mindestens elf Angehörige der nigerianischen Streitkräfte derzeit in Bobo-Dioulasso festgehalten werden. Sie sollen sich an Bord des betroffenen Flugzeugs befunden haben. Die AES erklärte, dass das Verhalten des Flugzeugs ein „Bruch internationalen Luftverkehrsrechts“ darstelle und Maßnahmen eingeleitet wurden, um „Sicherheit und Souveränität“ zu gewährleisten. Details zum Status der festgesetzten Soldaten liegen bislang nicht vor.
AES setzt Luftverteidigung in höchste Bereitschaft
Die AES kündigte an, ihre Luft- und Bodentruppen im gesamten konföderalen Luftraum in Alarmbereitschaft zu versetzen. Grundlage dafür ist die Erklärung der Staatschefs vom 22. Dezember 2024, die den Einsatz militärischer Mittel bei unautorisierten Überflügen vorsieht. Künftig sind die Luftverteidigungseinheiten der Konföderation befugt, jedes Eindringen als Bedrohung zu bewerten und gegebenenfalls zu neutralisieren.
Der entsprechende Kommuniqué trägt die Unterschrift von Assimi Goïta, Präsident der malischen Übergangsregierung und amtierender Vorsitzender der AES. Er betont darin den Anspruch der drei Staaten Mali, Burkina Faso und Niger, ihre territoriale Unversehrtheit „ohne Abstriche“ zu schützen.
Beziehungen zwischen Nigeria und AES zunehmend belastet
Der Vorfall hat das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen Nigeria und der Sahel-Konföderation weiter verschärft. Nigeria ist seit Januar 2025 nicht mehr Teil der gleichen regionalen Sicherheitsarchitektur wie Mali, Burkina Faso und Niger, nachdem diese die ECOWAS verlassen hatten. Die drei Staaten hatten dem westafrikanischen Staatenbund mangelnde Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus und schädliche Sanktionen vorgeworfen.
Communiqué en date du 08 décembre 2025 de la Confédération des Etats du Sahel (AES), relatif à la violation de l'espace aérien confédéral par un aéronef de l'Armée de l'Air de la République Fédérale du Nigéria.
— Ministère des Affaires étrangères du Mali (@MaliMaeci) December 8, 2025
Bureau de l'Information et de la Presse/MAECI. pic.twitter.com/PKX5ltjryn
Die jüngsten Ereignisse fallen in eine Phase erhöhter politischer Anspannung in Westafrika. Erst am Wochenende griff die nigerianische Armee in Benin ein, um eine dortige Machtübernahme durch putschende Soldaten abzuwehren. Beobachter in der Region verfolgen daher aufmerksam, wie sich die Beziehungen zwischen Abuja und der AES weiterentwickeln.
Untersuchungen in Burkina Faso laufen weiter

Die burkinischen Behörden setzen ihre Ermittlungen zur Ursache des Flugnotfalls und zur Flugroute fort. Bislang ist nicht öffentlich bekannt, warum der C-130 die Region überflog und ob die nigerianische Seite noch Stellung nehmen wird. Die AES kündigte an, die Ergebnisse der Untersuchung abzuwarten, hält jedoch an der Bewertung eines „inakzeptablen und unfreundlichen Akts“ fest.
Der Zwischenfall verdeutlicht die fragile Sicherheitsarchitektur im Sahelraum nach dem Austritt der AES-Staaten aus der ECOWAS. Mit der Ausrufung der höchsten Alarmstufe unterstreicht die Konföderation ihren Anspruch auf autonome Kontrolle des Luftraums. Wie sich diese Entscheidung auf regionale Missionen, bilaterale Kooperationen und zukünftige militärische Operationen auswirkt, bleibt offen.