Am 11. Januar 2025 hat Frankreich offiziell seine Militärbasis in Abéché an die tschadischen Streitkräfte übergeben. Die Zeremonie, an der hochrangige Vertreter beider Länder teilnahmen, markiert einen symbolischen Schritt in Richtung des vollständigen Rückzugs der französischen Truppen aus dem Tschad, der bis zum 31. Januar 2025 abgeschlossen sein soll.
Eine lange Geschichte militärischer Zusammenarbeit
Die Militärbasis in Abéché ist eng mit der Geschichte der französisch-tschadischen Beziehungen verbunden. Bereits im frühen 20. Jahrhundert spielte die Stadt eine Schlüsselrolle in französischen Militäroperationen. Während des Zweiten Weltkriegs war Abéché ein strategischer Standort für die Freien Französischen Streitkräfte und unterstützte logistische Operationen wie die des Groupe de Bombardement Bretagne, das 1942 im Tschad gegründet wurde.
In den 1980er Jahren diente Abéché als wichtiger Stützpunkt im Rahmen der Operation Épervier, die darauf abzielte, libysche Invasionen und regionale Aufstände zu bekämpfen. Die Basis trägt den Namen von Kapitän Michel Croci, der 1984 in der Nähe von Abéché während eines Einsatzes ums Leben kam.
Rückzug als Symbol der Souveränität
Die Übergabe der Basis unterstreicht die Bemühungen des Tschad, seine militärische Souveränität zu stärken. Verteidigungsminister Issaka Maroua Djamous bezeichnete die Übergabe als „entscheidenden Schritt auf dem Weg zur vollständigen Unabhängigkeit in Sicherheitsfragen“. Er erinnerte daran, dass der Rückzug der französischen Streitkräfte planmäßig bis zum 31. Januar 2025 abgeschlossen sein wird – ein Termin, der als „nicht verhandelbar“ gilt.
Der Abzug ist Teil einer schrittweisen Beendigung der militärischen Zusammenarbeit, die bereits Ende 2024 mit dem Abzug französischer Kampfflugzeuge und der Rückgabe der Basis in Faya-Largeau begann.
Die Bedeutung von Abéché für Frankreich und den Tschad
Während der Jahrzehnte französischer Präsenz war die Basis nicht nur ein militärischer Standort, sondern auch ein Zentrum humanitärer und infrastruktureller Unterstützung. Die französischen Streitkräfte trugen zur Renovierung von Schulen, zum Bau von Brunnen und zur Bereitstellung medizinischer Hilfe bei, darunter auch Notfallevakuierungen.
Gleichzeitig war die französische Präsenz in Abéché nicht unumstritten. In der Stadt kam es regelmäßig zu Protesten gegen die Basis, die von der Regierung oft mit Gewalt unterdrückt wurden. Der Rückzug wird daher auch von Teilen der lokalen Bevölkerung als Zeichen des Wandels begrüßt.
Frankreichs Botschaft: Kein Abschied, sondern ein Neuanfang
Trotz des Truppenabzugs betonten französische Vertreter, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in anderen Bereichen fortgesetzt werde. „Dies ist kein Abschied Frankreichs, sondern ein ‘Auf Wiedersehen’ seiner Soldaten“, erklärte Colonel Boris Pomirol, Kommandeur der französischen Streitkräfte im Sahel.
Frankreich plant, seine Partnerschaft mit dem Tschad künftig stärker auf zivilen und entwicklungspolitischen Gebieten zu konzentrieren.
Ausblick: Neue Herausforderungen für den Tschad
Mit der Übergabe der Basis steht der Tschad vor der Aufgabe, die Sicherheitslage in der Region Ouaddaï eigenständig zu stabilisieren. Die Region ist geprägt von Konflikten mit Rebellen und humanitären Herausforderungen. Verteidigungsminister Djamous appellierte an die tschadischen Streitkräfte, wachsam zu bleiben und ihre Kapazitäten weiter auszubauen, um die territoriale Integrität des Landes zu gewährleisten.