Die Regierung Benins hat im Anschluss an den Staatsstreichversuch vom 7. Dezember 2025 erstmals vollständige operative Details zum Ablauf der Ereignisse veröffentlicht. Bei einer außerordentlichen Sitzung des Ministerrats, erweitert um das militärische Oberkommando, legte Präsident Patrice Talon dar, wie ein aus der Militärbasis von Togbin hervorgegangener Kreis von Soldaten versucht hatte, den Präsidenten abzusetzen, mehrere ranghohe Offiziere zu entführen und die verfassungsmäßige Ordnung außer Kraft zu setzen.
Geplanter Zugriff auf Staatsspitze und Armeeführung
Nach Regierungsangaben sah der Putschplan vor, sowohl das Staatsoberhaupt als auch zentrale Institutionen zu kontrollieren. Als erster Schritt zielten die Beteiligten darauf ab, hochrangige Offiziere der Armee zu neutralisieren oder zu entführen. Gegen 2 Uhr morgens drangen sie in das Wohnhaus des Leiters des Militärkabinetts des Präsidenten, General Bertin Bada, ein. Dieser entkam, seine Ehefrau wurde bei dem Angriff jedoch tödlich verletzt.

Kurz darauf wurde der Kommandant der Militärbasis Togbin, Colonel Faïzou Gomina, an den Ort des Angriffs beordert. Auf dem Gelände angekommen, wurde auch er überwältigt und festgesetzt. Dies bestätigte den Verdacht, dass die Mutinerie auf dieser Basis ihren Ausgang genommen hatte. Parallel dazu wurde der Chef des Heeres, General Abou Issa, nach einem bewaffneten Widerstand entführt.
Gefechte an der Residenz des Präsidenten
Gegen 5 Uhr morgens erreichte eine Gruppe der mutinösen Soldaten die Residenz des Präsidenten. Die Republikanische Garde war zu diesem Zeitpunkt alarmiert und leistete Widerstand. Nach Angaben des Ministerrats hielt sich Talon während der Gefechte mit den Einheiten der Garde vor Ort auf. Die Regierung spricht von „heftigen Auseinandersetzungen“, bei denen es Opfer auf beiden Seiten gegeben habe. Die Angreifer zogen sich nach der Gegenwehr zurück.
Einnahme und Rückeroberung des Staatsfernsehens
Im weiteren Verlauf übernahmen die mutinösen Kräfte die Kontrolle über die staatliche Fernsehanstalt. Dort verlasen sie eine Erklärung, in der sie die Absetzung des Präsidenten verkündeten. Loyalen Einheiten gelang es nach kurzer Zeit, das Gelände zurückzuerobern. Mehrere Beteiligte wurden festgenommen.
Im Anschluss versuchten die Putschisten, erneut militärische Positionen zu besetzen und nutzten dabei gepanzerte Fahrzeuge der Basis von Togbin. Die Regierung entschied sich angesichts der zivilen Umgebung gegen einen unmittelbaren Bodenangriff und setzte stattdessen auf präzise Luftschläge zur Neutralisierung schwerer Fahrzeuge.
Regionale Unterstützung durch ECOWAS und Nigeria
Auf Bitte Benins aktivierte die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS ihre regionale Bereitschaftstruppe. Nigeria unterstützte die Operation mit gezielten Luftschlägen, die nach Regierungsangaben mehrere gepanzerte Fahrzeuge außer Gefecht setzten. Der Einsatz sei ohne zivile Opfer verlaufen. Zudem stationierte die Côte d’Ivoire ein Spezialkommando in Cotonou, um bei Bedarf weitere Maßnahmen zu unterstützen.
This footage shows coup plotters in Benin opening fire on a Nigerian Air Force A-29 Super Tucano yesterday, shortly after a Nigerian airstrike.
— Defense News Nigeria (@DefenseNigeria) December 8, 2025
A strong NAF capabilities influences diplomatic dynamics in the region. Neighboring states will come to depend on Nigerian… pic.twitter.com/6qh3qJR6GR
In der Nacht zum 8. Dezember wurden General Abou Issa und Colonel Gomina in Tchaourou befreit. Laut Regierung hatten flüchtende Putschisten ihre Ermordung angedroht.
Untersuchung, Verantwortlichkeiten und Unterstützung für Betroffene
Der Ministerrat ordnete umfassende Ermittlungen an, um die beteiligten Personen und mögliche Hintermänner zu identifizieren und Schadensbewertungen vorzunehmen. Der Staat kündigte Entschädigungen für zivile Betroffene an und sicherte die Unterstützung von Angehörigen gefallener Soldaten zu.
Präsident Talon bedankte sich für die Reaktionen der Bevölkerung und die Loyalität der Streitkräfte. Zugleich bezeichnete er die Ereignisse als Anlass, die Widerstandsfähigkeit staatlicher Strukturen weiter zu stärken und die Lehren aus dem Putschversuch in politische und institutionelle Reformen einfließen zu lassen.