Während seines Staatsbesuchs in Luanda hat der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit der angolanischen Regierung den Grundstein für eine neue deutsch-angolanische Agrarkooperation gelegt. Im Mittelpunkt steht ein Memorandum of Understanding zur Entwicklung eines agroindustriellen Exportzentrums, das künftig zur Produktion und Verarbeitung landwirtschaftlicher Güter für internationale Märkte dienen soll.
Steinmeier besucht Luanda
Das Projekt, das in zwei Phasen realisiert wird, umfasst die Planung, den Bau und die Inbetriebnahme eines Zentrums auf einer Fläche von bis zu 20.000 Hektar Nutzland. Die Initiative wird von den Unternehmen Gauff Engineering und CHB Investment Holding getragen und von beiden Regierungen als strategisches Pilotprojekt für nachhaltige Landwirtschaft und Exportförderung bezeichnet.

Laut dem angolanischen Landwirtschaftsminister Isaac dos Anjos sollen 60 Prozent der Produktion exportiert und 40 Prozent für den Binnenmarkt bestimmt werden. Damit sollen zugleich Deviseneinnahmen, Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfungsketten geschaffen werden.
Schwerpunkt auf nachhaltige Produktion und regionale Entwicklung
Zu den geplanten Anbauprodukten gehören Soja, Mais, Weizen, Bohnen und Ölpflanzen, die sowohl der Lebensmittelindustrie als auch der Kosmetikproduktion dienen. Der Standort soll in eine Zone von 60 bis 80 Tausend Hektar eingebettet sein, wobei Waldflächen und Wasserläufe geschützt bleiben.
Der Minister betonte, dass das Vorhaben komplementär zum Lobito-Korridor sei, dem von der EU unterstützten Infrastrukturprojekt, das die Handelswege zwischen Angola, Sambia und der Demokratischen Republik Kongo modernisiert. Gleichzeitig könne auch der Malanje-Korridor für logistische Anbindungen berücksichtigt werden.
„Dieses Projekt ist nicht nur eine wirtschaftliche Investition, sondern auch ein Schritt zur Ernährungssicherheit und zur Diversifizierung unserer Exportbasis“, erklärte dos Anjos.
Steinmeiers Rede: Freundschaft, Teamgeist und Vision
In seiner Ansprache beim Empfang der deutschen Botschaft in Luanda betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bedeutung der Partnerschaft beider Länder. Zum 50. Jahrestag der angolanischen Unabhängigkeitwürdigte er den Weg Angolas „von Jahrzehnten des Konflikts hin zu Stabilität und Wachstum“ und bezeichnete das Land als „Partner, auf den man zählen kann“.
Er erinnerte an die engen historischen Beziehungen zwischen beiden Staaten, insbesondere an die über 6.000 Angolanerinnen und Angolaner, die in der DDR gearbeitet oder studiert haben. Diese menschlichen und kulturellen Brücken prägten bis heute die bilateralen Beziehungen.
Steinmeier hob die wirtschaftliche und infrastrukturelle Zusammenarbeit hervor:
- Deutsche Unternehmen engagieren sich im Bereich Wasserkraft, Solarenergie und grünem Wasserstoff.
- Der Lobito-Korridor sei „mehr als Infrastruktur – eine Vision von einem Afrika, das zusammenwächst“.
- Deutschland wolle den regionalen Integrationsprozess aktiv unterstützen.
— Cerstin Gammelin (@BPrSprecherin) November 6, 2025
Zum Abschluss seiner Rede verwies Steinmeier auf die kulturelle Verbindung zwischen beiden Ländern – von Angolas Basketball-Erfolgen bis zur weltweiten Popularität des Kizomba-Tanzes, der seinen Ursprung in Luanda hat.
Strategische Partnerschaft im Kontext regionaler Stabilität

Die Unterzeichnung des Abkommens fällt in eine Phase wachsender deutsch-afrikanischer Kooperationen im Energiesektor und in der nachhaltigen Landwirtschaft. Angola gilt dabei als Schlüsselpartner im südlichen Afrika, nicht zuletzt wegen seiner politischen Stabilität und wirtschaftlichen Öffnung.
Der Besuch Steinmeiers unterstreicht den Anspruch Deutschlands, die Beziehungen zu afrikanischen Staaten auf Augenhöhe und mit langfristiger Entwicklungsorientierung zu gestalten.