Eine Woche nach der Ernennung von Herintsalama Rajaonarivelo zum Premierminister hat der Präsident der Refondation der Republik, Oberst Michaël Randrianirina, die Zusammensetzung des neuen Übergangskabinetts bekannt gegeben. Die Regierung besteht aus 29 Ministerinnen und Ministern und soll laut Madagascar Tribune den Grundstein für politische Stabilität und wirtschaftliche Erholung legen.
Neue Regierung unter Premierminister Herintsalama Rajaonarivelo
Randrianirina bezeichnete die Regierung als „inklusiv, erfahren und auf die Rekonstruktion des Landes ausgerichtet“. Sie vereint erfahrene Politikerinnen und Politiker mit neuen Kräften aus der Zivilgesellschaft. Der Präsident gab der Regierung einen Zeitraum von zwei Monaten, um erste Ergebnisse vorzuweisen. Er forderte die Ministerinnen und Minister auf, „Höflichkeit und Integrität im öffentlichen Dienst“ zu wahren und einen Staat im Dienste der Bürgerinnen und Bürger zu gestalten.
Sechs Prioritäten für die nationale “Refondation”
Beim ersten Ministerrat in Mahazoarivo legte die Übergangsregierung sechs Schwerpunkte fest, die ihre Arbeit leiten sollen: Versorgung mit Energie, Wasser und Sanitärdiensten, Verbesserung des Gesundheitssystems, Stärkung der Bildung, Förderung der Jugendbeschäftigung sowie Ausbau von Kooperation und Solidarität im Entwicklungsbereich. Diese Punkte sollen laut Premierminister Rajaonarivelo das Fundament einer neuen Regierungs- und Verwaltungskultur bilden.

Der Regierungschef betonte die Notwendigkeit von Transparenz, Verantwortung und Effizienz im öffentlichen Dienst. Jede Ministerin und jeder Minister sei verpflichtet, Kompetenz und Rechenschaft abzulegen, um ein „gerechtes und leistungsfähiges Staatswesen“ aufzubauen.
Politische Öffnung und Rückkehr bekannter Persönlichkeiten
Die Kabinettsliste spiegelt Bemühungen um politische Inklusion wider. Hanitra Razafimannantsoa, frühere Oppositionspolitikerin und enge Weggefährtin des Ex-Präsidenten Marc Ravalomanana, wurde als Ministerin für die Refondation (Neugründung) in das Präsidialamt berufen. Ihre Ernennung steht für den Versuch einer nationalen Versöhnung.

Christine Razanamahasoa, erfahrene Politikerin und ehemalige Parlamentspräsidentin, übernahm das Außenministerium. Die Juristin Fanirisoa Ernaivo, nach Jahren des Exils in Frankreich zurückgekehrt, wurde zur Justizministerin ernannt. Sie soll unter anderem internationale Verfahren im Zusammenhang mit Korruptionsfällen beaufsichtigen.
Lucie Vololoniaina alias Lily Rafaralahy, Aktivistin des Bürgerbewegungstags vom 25. September, leitet das Ministerium für Tourismus und Handwerk. Der General Lylison René de Rolland wurde zum Minister für Raumordnung und Liegenschaften ernannt. Gascar Fenosoa, ehemaliger Journalist, übernahm das Kommunikations- und Kulturressort.
Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft
Am 1. November traf Premierminister Rajaonarivelo Vertreterinnen und Vertreter der wichtigsten Unternehmerverbände des Landes, darunter den Groupement des Entreprises de Madagascar (GEM), die Fivondronan’ny Mpandraharaha Malagasy (FIVMPAMA) und die Fikambanan’ny Orinasa Malagasy (FOM). Ziel des Treffens war es, die Grundlage für eine partnerschaftliche Wirtschaftspolitik zu legen.
„Das Land braucht einen neuen Atem. Der Privatsektor ist der Motor der wirtschaftlichen Erholung“, erklärte der Premierminister. Die Vertreter des Privatsektors begrüßten die Gesprächsbereitschaft der Regierung und betonten die Notwendigkeit von Steuerreformen und der Beseitigung struktureller Hindernisse, um Investitionen zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Rückzug aus der SADC-Präsidentschaft
Der neue Regierungschef bestätigte zudem den Rückzug Madagaskars von der turnusmäßigen Präsidentschaft der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC), die das Land im August 2025 übernommen hatte. Der Schritt markiert eine Neuausrichtung der Außenpolitik.
Laut einem Kommuniqué der Präsidentschaft der Refondation soll der Rückzug es der Regierung ermöglichen, sich auf den Wiederaufbau der Institutionen, die nationale Kohäsion und die wirtschaftliche Konsolidierung zu konzentrieren. Die Entscheidung fiel nach Gesprächen mit einer SADC-Delegation, die in Antananarivo über Wege zur politischen Stabilisierung beraten hatte.
Die Regierung betonte, dass die Entscheidung keine Abkehr von der regionalen Zusammenarbeit bedeute. Vielmehr handle es sich um eine „Neujustierung zugunsten der nationalen Verantwortung“. Beobachter werten den Schritt auch als indirektes Signal an die Afrikanische Union, die nach der politischen Krise die Mitgliedschaft Madagaskars suspendiert hatte.
Afrikanische Union bereitet Dialogmission vor
Am 5. November traf sich die Außenministerin Christine Razanamahasoa mit der Sondergesandten des Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union (AU), Alice Nzomukunda, um die Rückkehr der Organisation nach Madagaskar vorzubereiten. Die AU plant eine Mission zur Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Regierung, Parteien und Zivilgesellschaft.
Nach Angaben des Außenministeriums soll die Mission „ein Klima des gegenseitigen Verständnisses fördern und eine Grundlage für politischen Konsens schaffen“. Kurz darauf ernannte der AU-Kommissionspräsident Mahmoud Ali Youssouf den Dschibutier Mohamed Idriss Farah zum Sondergesandten für Madagaskar. Seine Aufgabe wird es sein, die Verhandlungen zu begleiten und Wege für eine Stabilisierung der politischen Lage aufzuzeigen.

Die geplante Mission soll zudem die künftige Zusammenarbeit zwischen der Afrikanischen Union und Madagaskar klären, insbesondere in den Bereichen politische Krisenbewältigung und demokratische Regierungsführung.